So haben die Krienser gewählt

Erfolg für die Grünen, Schlappe für die Bisherigen

Wahlsiegerin in Kriens: Die Grünen mit ihrem neuen Stadtrat Maurus Frey. (Bild: jal)

Der «frische Wind» hat in Kriens ordentlich Staub aufgewirbelt: Alle bisherigen Stadträte verpassen die Wiederwahl – einzig Maurus Frey gelingt der direkte Einzug in die Exekutive. Die grüne Welle sorgt auch im Parlament für Sitzverschiebungen. Im Rennen ums Stadtpräsidium dürfte es zu einem Duell kommen – mit wem, ist nicht nur auf linker Seite eine offene Frage.

Überraschung in der Stadt Kriens: Keiner der vier bisherigen Stadträte hat diesen Sonntag die Wiederwahl geschafft. Ja, mehr noch: Die neuen Kandidaten haben die Amtierenden teils deutlich distanziert. Als einziger der acht Kandidaten hat Maurus Frey von den Grünen die Hürde des absoluten Mehrs gemeistert: Der 38-Jährige schafft die Wahl in den Krienser Stadtrat damit auf Anhieb.

Hinter ihm klassierten sich mit Cla Büchi (SP) und Roger Erni (FDP) zwei weitere Neue. Als beste Bisherige und einzige Frau im Rennen folgt Judith Luthiger (SP) vor dem vierten Herausforderer Marco Frauenknecht (SVP).

Mit einer bitteren Enttäuschung abfinden müssen sich die bisherigen Stadträte Lothar Sidler, Franco Faé (beide CVP) und Matthias Senn (FDP) am Ende der Rangliste. Sie verpassten die Bestätigung deutlich und müssen in den zweiten Wahlgang (siehe Grafik).

Herber Rückschlag für die Bisherigen

Damit ist nach dem ersten Wahlgang nur eines klar: Maurus Frey verteidigt den grünen Sitz von Cyrill Wiget im Stadtrat. Entsprechend gross ist seine Freude. «Ich bin überwältigt», schreibt er auf Twitter. Das gute Resultat verstehe er als Auftrag, so der Präsident der Grünen Kanton Luzern weiter. «Wir werden im Stadtrat viel zu tun haben, um die Folgen der jetzigen Gesundheitskrise für Kriens so gut wie möglich abzuschwächen.» 

«Mit dem Resultat für den Stadtrat kann ich nicht zufrieden sein.» 

Matthias Senn, FDP-Stadtrat

Ganz anders die Stimmungslage auf bürgerlicher Seite. Besonders Matthias Senn, der wie Frey auch Stadtpräsident werden will, muss das schlechte Abschneiden zu denken geben. «Mit dem Resultat für den Stadtrat kann ich nicht zufrieden sein», hält er in einer Stellungnahme auf der Website der Stadt Kriens selber fest. Es sei aber klar gewesen, dass das absolute Mehr angesichts so vieler Kandidaten eine hohe Hürde darstelle. Auch Parteipräsident Robert Marty beurteilt das Resultat als «sehr enttäuschend».

Wenig erfreut über die Ergebnisse ihrer beiden Stadträte ist auch die CVP. «Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler bevorzugen neue Köpfe anstelle von Erfahrung und einer breiten Vernetzung mit dem Kanton und mit anderen Gemeinden», wird Parteipräsidentin Christine Kaufmann-Wolf zitiert. Es sei der Partei nicht gelungen, die «wertvolle geleistete Arbeit der beiden Stadträte für die Stadt Kriens» aufzuzeigen.

In Kriens hat im Januar das überparteiliche Komitee «Frischer Wind für Kriens» relativ unverblümt zur Abwahl bisheriger Stadträte aufgerufen, indem die vier Neuen zur Wahl empfohlen wurden. Hintergrund war unter anderem der öffentlich ausgetragene Streit der Exekutive über die Lohn- und Pensenfrage (zentralplus berichtete).

Als Gegenreaktion wurde auch eine eigene Liste mit den vier bisherigen Stadträten eingereicht. Das schlechte Abschneiden des Quartetts im ersten Wahlgangs zeigt allerdings, dass die Wähler in Kriens die Unzufriedenheit mit dem Gremium teilen und den Bisherigen einen Denkzettel verpassen wollten.

Der aktuelle Stadtrat (von links): Lothar Sidler, Cyrill Wiget, Franco Faé, Judith Luthiger, Stadtschreiber Guido Solari und Matthias Senn. (Bild: zvg)

Es ist denn auch nicht auszuschliessen, dass die Bestätigung im zweiten Wahlgang nicht allen gelingen wird. Eine spannende Ausgangslage ist jedenfalls programmiert. Wann die Wähler erneut zur Urne gebeten werden, dürfte der Luzerner Regierungsrat am 9. April festlegen – wahrscheinlich ist ein Wahltermin Ende Juni.

Kommt’s zum Duell ums Stadtpräsidium?

Dann wird auch der neue Krienser Stadtpräsident gewählt. Denn im ersten Wahlgang diesen Sonntag hat keiner der drei Kandidaten das absolute Mehr erreicht. Am meisten Stimmen erhielt der amtierende Bauvorsteher Matthias Senn (FDP). Er holte 2’442 Stimmen und damit rund 350 mehr als Maurus Frey (Grüne). Mit Abstand dahinter folgt Cla Büchi (SP) mit 1’394 Stimmen.

Trotz des Vorsprungs darf sich der FDP-Politiker nicht in falscher Sicherheit wiegen: Die beiden linken Kandidaten haben zusammengezählt deutlich mehr Stimmen auf sich vereint. Es ist davon auszugehen, dass es für den zweiten Wahlgang auf linker Seite zu einem Rückzug kommt. Angesichts des deutlichen Vorsprungs dürfte es für die Nachfolge von Cyrill Wiget (Grüne) auf das Duell zwischen Matthias Senn und Maurus Frey hinauslaufen.

Schnitten alle gut ab (von oben links im Uhrzeigersinn): Marco Frauenknecht, Maurus Frey, Cla Büchi und Roger Erni. (Bild: zvg)

Doch in Stein gemeisselt ist noch gar nichts. Denn auch der zweite FDP-Stadtratskandidat Roger Erni bringt sich als möglicher Stapi-Anwärter in Position. «Ich stehe zur Verfügung», sagte er am Sonntag gegenüber der «Luzerner Zeitung». Ob die FDP tatsächlich das Pferd umsattelt – und ihren Stadtrat Senn damit brüskiert –, wird sich zeigen.

Wer im Parlament an Einfluss gewinnt

Im 30-köpfigen Einwohnerrat werden die grünen Stimmen künftig an Gewicht erhalten. Die Grünen und die Grünliberalen steigen zur stärksten Fraktion auf. Beide Parteien gewinnen Sitze dazu: Die Grünen jubeln über zwei zusätzliche Mandate, die Grünliberalen über eines. Damit stellen sie zusammen in Zukunft acht Mitglieder. Neu in den Rat gewählt wurden Cyrill Zosso und Simon Solari für die Grünen. Für die Grünliberalen zieht Pascal Meyer neu ins Parlament.

Federn lassen muss auf der anderen Seite inbesondere die CVP. Gemeinsam mit der SVP bislang stärkste Fraktion, muss die CVP zwei Sitze abgeben und kommt mit ihrer Jungpartei neu nur noch auf total fünf Mandate. Auch die SVP verliert einen Sitz und stellt neu noch sechs Einwohnerräte. Abgewählt wurden Peter Portmann (SVP), Kurt Gisler und Bruno Purtschert (beide CVP) sowie Daniel Rösch (FDP). Bei der FDP, die dank eines Restmandats ihre Sitze halten konnte, gelang Armin Lisibach die Wahl ins Parlament.

Mit nur sechs Frauen bleibt der Anteil der weiblichen Parlamentarierinnen in Kriens bei relativ tiefen 20 Prozent. Die Stimmbeteiligung lag bei 37 Prozent.

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