Badi-Erweiterung soll 13,5 Millionen kosten

SVP: In Zug entsteht das «teuerste Strandbad Europas»

Besonders sexy sieht die künftige Strandbad-Anlage noch nicht aus. Aktuell werden vor Ort neue Regenwasserleitungen verlegt. (Bild: wia)

Die einen finden: purer Luxus! Andere wiederum: ein Dienst an der Gesellschaft. Die geplante Strandbad-Erweiterung in Zug könnte 13,5 Millionen Franken kosten. Das hielt die Mehrheit nicht davon ab, den benötigten Projektierungskredit zu sprechen. Kleinere «Sturmwellen» seitens der SVP vermochten den Kurs des Projektes nicht zu ändern.

Endlich die grossen Strandtücher ausbreiten, endlich kein «Gschtungg» mehr beim Badi-Besuch. Die Stadtzugerinnen freuen sich auf den Tag, an dem die Erweiterung des Strandbades vollendet sein wird (zentralplus berichtete).

Dies ist nicht zuletzt auch im Mitwirkungsverfahren ersichtlich geworden, welches die Stadt Zug im Sommer 2020 durchgeführt hat. Der primäre Wunsch der Teilnehmer: mehr Platz! Gefolgt vom Wunsch nach mehr Schatten und ruhigen Bereichen abseits der Spielwiese und des Kinderplanschbeckens.

2025 soll «Corniche» fertig sein – mit Betonung auf soll

Doch, liebe Badefreunde, Geduld ist gefragt. Während 2020 noch geplant gewesen ist, dass das vergrösserte Strandbad und der durchgängige Spazierweg 2023 eröffnet werden soll, hat es seitens der Stadt Zug vor einem halben Jahr bereits geheissen, eine Eröffnung sei im Jahr 2024 anzustreben. Gemäss aktueller Planung soll es nun doch 2025 werden, bis das Projekt Corniche fertig ist (zentralplus berichtete).

Die Bauchefin Eliane Birchmeier dazu: «Die diversen Analysen und Untersuche, welche erst nach dem Kauf der Oeschwiese in Angriff genommen werden konnten, haben den Prozess etwas verzögert.»

Der Zeitstrang zur Erweiterung des Strandbades in Zug. (Bild: zvg)

Dass die Umsetzung der Strandbad-Erweiterung länger dauert als ursprünglich geplant, ist jedoch nicht der Grund, weshalb einige Zuger Stadtparlamentarier der Sache mürrisch gegenüberstehen. Mit 13,5 Millionen Franken soll der Bau des Strandbads und des Spazierwegs – grob geschätzt – zu Buche schlagen. Der Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK), Philip C. Brunner hat bei der entsprechenden Kommissionssitzung gemutmasst, dass es sich um «das teuerste Strandbad Europas» handeln müsse.

Potenzielle Sturmwellen sorgen für Kostenexplosion

Denn mit dem Landerwerb und den Wettbewerbskosten komme man aus heutiger Kenntnis auf Gesamtkosten von über 20 Millionen Franken. Und das «für eine bereits bestehende Anlage, die nun grosszügig erweitert wird», so Brunner weiter.

«Aufgrund seiner Lage entfaltet der Zugersee je nach Wetterlage hohe dynamische Kräfte.»

GPK-Bericht

Die finanzielle Crux an der Strandbad-Erweiterung in Zug: Die wasserbautechnischen Massnahmen der neuen Ufergestaltung, welche einen wesentlichen Kostenfaktor bilden. «Aufgrund seiner Lage entfaltet der Zugersee je nach Wetterlage hohe dynamische Kräfte und Sturmwellen, die im Bereich des Strandbads mit entsprechenden Massnahmen und Verbauungen abgefangen werden müssen», liest Brunner vor dem versammelten Grossen Gemeinderat (GGR) aus dem GPK-Kommissionsbericht.

«Diese Massnahmen werden grösstenteils im Unterwasserbereich vorgenommen und sind deshalb nicht sichtbar.» Bei der Projekterarbeitung ist die Stadt vom Wasserbauexperten Josef Kurath unterstützt worden.

Projektierungskredit von 1,5 Millionen Franken gesprochen

In der GGR-Sitzung am 10. Mai ist es «nur» um einen Projektierungskredit von 1,5 Millionen Franken gegangen. Doch bereits dieser sorgt für Diskussionen. Wenn auch vor allem von einer Seite. Die meisten Parteien scheinen in der Strandbad-Erweiterung und dem durchgehenden Fussweg einen Gewinn für die Stadt Zug zu sehen.

Roman Burkard von der FDP befindet zwar im Namen seiner Fraktion, die Kosten seien «etwas hoch prognostiziert», dennoch glaube die Partei, dass diese durch die anspruchsvollen Bauten im Wasser gerechtfertigt seien. «Sie sollen schliesslich nachhaltig Bestand haben», so Burkard.

Ins gleiche Horn blasen die ALG und die SP. Mitte-Mann Christoph Iten sprach, auf die Kosten Bezug nehmend, von einem «Wermutstropfen» mit grossem Mehrwert. Dennoch vermisse die Mitte-Fraktion im Projekt die Erwähnung behindertengerechter Infrastruktur.

So soll das Strandbad Zug ab Sommer 2025 aussehen. (Bild: Stadt Zug)

Ein viel zu teures Nice-to-have-Projekt?

Also doch wohlwollendes Nicken von allen Seiten? Nicht ganz. Die klarsten Worte kommen aus der Ecke der SVP, so von Manfred Pircher, der für die Fraktion gesprochen hat: «Für dieses Geld könnte man fast ein Hallenbad bauen. Und dafür bestünde wirklich Bedarf.» Im Gegensatz dazu handelt es sich beim Strandbad gemäss Gemeinderat Gregor Bruhin vielmehr um ein «Nice-to-have-Projekt».

Auch bezeichnet Pircher den geplanten Sandstrand als überflüssig. «Warum braucht es das? Nur weil sich einige Badegäste ein mediterranes Flair wünschen?» Darauf kontert Stadträtin Birchmeier, dass die wasserbaulichen Befestigungsmassnahmen sowieso gemacht werden müssten. «Auch eine Wiese würde von den Sturmwellen weggespült», so die Bauchefin.

«Die Gesamtkostenschätzung haben wir nicht geschönt.»

Eliane Birchmeier, Zuger Bauchefin

Die Bauchefin weiter: «Die Gesamtkostenschätzung haben wir nicht geschönt. Vielmehr sind wir an die alleroberste Grenze gegangen.» Birchmeier weiter: «Wir hätten es unfair gefunden, wenn wir Kosten von 9,5 Millionen Franken veranschlagt hätten, diese jedoch letztlich viel höher ausgefallen wären.» Die Stadt hoffe jedoch sehr, dass man das Projekt günstiger realisieren könne. «Wir werden alles daran setzen, dass das gelingt.»

Ein Rückweisungsantrag der SVP-Fraktion blieb erfolglos. Auch der Projektierungskredit wurde letztlich mit 29 zu 8 Stimmen vom GGR genehmigt. Voraussichtlich im November soll die Vorlage zuhanden des GGR verabschiedet werden. Im Januar 2023 wird vermutlich über den Baukredit entschieden.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 11.05.2022, 12:04 Uhr

    Ich halte das Projekt für falsch. Platz hat es in den Zuger Badis eigentlich genug, im Brüggli oder in Oberwil hatte ich noch nie Probleme, mein Badetuch auszubreiten. Was ich mir stattdessen wünschen würde: EIne richtig schöne Therme mit Saunen und Seeanstoss. Diese könnte man auch das ganze Jahr nutzen, nicht nur drei sonnige Monate. Kostet zwar etwas mehr, doch Geld wäre in Zug eigentlich ausreichend vorhanden.

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  • Profilfoto von smokymale
    smokymale, 11.05.2022, 11:51 Uhr

    Das teuerste Strandbd in Europa – passt doch zu Zug, es kann doch nie teuer geng sein in Zug. Wetten es wurde nicht daran gedacht auch Parkplätze zu schaffen, die Besucher müssen bestimmt mit dem ÖV kommen und somit ist das ein weiterer Streich gegen die Autofahrer.

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