Sogar Listenpartner Damian Müller angegriffen

Empörung über digitale Negativ-Kampagne der CVP

Verzweiflung? Selbst FDP-Ständerat Damian Müller wird von der CVP-Kampagne attackiert. (Bild: Montage zentralplus)

Eine neu lancierte Digital-Kampagne der CVP sorgt für rote Köpfe: Politische Gegner und sogar Listen-Partner werden via Google-Suche angegriffen. Die Luzerner CVP distanziert sich – und hat interveniert.

Der Schweizer Wahlkampf hat seine Twitter-Fehde. Von «Schmutz-Kampagne» ist die Rede und von «Verzweiflung». Schlicht «bitter und ausgesprochen dumm» sei der neuste Streich der CVP.

Der Luzerner Politwissenschaftler Olivier Dolder wittert gar eine Hochrisikostrategie: «Die CVP lanciert das wohl grösste digitale Negative Campaigning, das Schweizer Wahlen je gesehen haben – und sie schiessen gegen alle», twittert er.

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Was ist passiert? Wenn man Nationalrats- oder Ständeratskandidaten googelt, tauchen seit Anfang Woche als Top-Treffer scheinbar neutrale Links auf – unter der Domain «kandidaten2019.ch». Doch wer drauf klickt, landet auf einer Wahlkampf-Seite der CVP, auf der die entsprechende Politikerin und ihre Partei persönlich angegriffen wird. Ein Link führt zu den «echten Lösungen» der CVP.

Die Reaktionen sind heftig

Nicht nur linke Politiker, auch FDPler oder SVP-Kandidat Franz Grüter sind davon betroffen. Dem Luzerner SP-Kandidat David Roth wird etwa vorgeworfen, dass das Gesundheitswesen vor dem finanziellen Kollaps stehe. Dem FDP-Ständerat Damian Müller, dass er das CO2-Gesetz verwässert habe.

«Peinlich» findet es die Luzerner SP, wie die CVP ultrahart gegen Kandidaten schiesse. Parteipräsident David Roth twittert: «Die CVP bricht neue Dämme mit Schmutzkampagne.»

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Auch Damian Müller wundert sich auf Twitter, dass ausgerechnet die CVP als Listenpartnerin, Kandidaten so angreift.

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Hier die Reaktion der Luzerner SP:

Kalte Füsse bekommen?

Die CVP scheint jedoch schnell kalte Füsse bekommen zu haben: Die Links tauchen am Dienstag-Morgen auf einmal nicht mehr als Top-Treffer bei Google auf (was aber auch daran liegen könnte, dass das Tages-Budet bereits ausgeschöpft ist).

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Auch bei der CVP Luzern war man wenig begeistert und hat in Bern interveniert. So ist die Anzeige von FDP-Ständerat Damian Müller bereits verschwunden und ist nur noch via Direktlink auffindbar. Auch David Roths Anzeige findet man nur noch, wenn man den entsprechenden Link kennt. «Die Zusammenarbeit mit der FDP ist uns extrem wichtig», sagt der Luzerner Kampagnenleiter Pirmin Jung auf Anfrage. Das sei bei der nationalen CVP so verstanden worden.

Karin Stadelmann, Präsidentin der Stadtluzerner CVP, distanziert sich von der Kampagne:

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Offenbar wurde man in Luzern auf dem falschen Fuss überrascht von der digitalen Kampagne der CVP Schweiz und hat schnell interveniert. Pirmin Jung will die Kampagne nicht weiter kommentieren, nur so viel: Es werde niemand persönlich angegriffen, sondern nur die Partei. Tatsächlich steht im Wortlaut: «David Roth kandidiert für die SP. Die SP will …»

Für Jung ein wichtiger Unterschied. Ob die User das auch so sehen, ist zu bezweifeln.

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CVP-Parteipräsident Gehard Pfister verteidigt die Kampagne. Gegenüber «Watson» sagt er: «Wir machen eine Vergleichskampagne». Die CVP zeige die Positionen der anderen Parteien auf und biete einen Vergleich mit den eigenen Positionen. Und: «Das ist Wahlkampf.»

Viele Reaktionen in den sozialen Medien

Auch Rechtsanwalt Martin Steiger, der sich auf digitale Themen spezialisiert, hat sich die Seite angesehen:

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Weitere Reaktionen auf die CVP-Kampagne. Unter dem Hashtag #CVPFail ist die Schmutz-Kampagne schon der Twitter-Trend Nummer 1 im Lande:

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Marion Maurer
    Marion Maurer, 18.09.2019, 07:59 Uhr

    Leider sind die Inserate heute Morgen bereits wieder aufgeschaltet. Ich habe der CVP Schweiz einen eingeschriebenen Brief geschickt. Diese Aktion ist menschlich und vermutlich auch rechtlich gar nicht zulässig.

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 17.09.2019, 15:14 Uhr

    Als eine der wichtigsten Lektionen im Wahlkampf habe ich gelernt, zu warten, bis der Andere einen Fehler macht Die CVP hat die Nerven verloren, jetzt kann in der Wunde «genodert» werden.

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