Erste Absichtserklärung, doch noch fehlen Inhalte

Ein Zürcher für die Zuger Informatik und ein drohender Stellenabbau

Symbolbild Informatik

(Bild: zentralplus)

Nach dem IT-Debakel der vergangenen Jahre beabsichtigt man im Kanton Zug bei der Informatik eine verstärkte Zusammenarbeit. Umsetzen soll dies Ernst Portmann als interimistischem Leiter. Und Portmann selbst verspricht noch mehr. Sonst aber ist noch vieles offen.

In den letzten Jahren war die Zuger Informatik das Sorgenkind innerhalb der Verwaltung: Immer wieder wurde das Amt für Information und Organisation (AIO), bei dem die Informatik angesiedelt ist, von Skandalen durchgeschüttelt. Zuletzt, als es bei der Beschaffung einer Software für die Einwohnerkontrolle 3,5 Millionen Franken verlor (zentralplus berichtete). Am Freitagmorgen nun hat der zuständige Regierungsrat Heinz Tännler darüber informiert, wie es mit der Informatik in Zug weitergehen soll. Die Wünsche des Kantonsrats und der Gemeinden scheinen sich dabei zu erfüllen.

Mehr Zusammenarbeit wird angestrebt

Das Wichtigste vorneweg: Der Kanton und die Gemeinden wollen im Bereich der Informatik besser zusammenarbeiten, wie das Zuger Finanzdepartement in einer Medienmitteilung schreibt. Auch die Schulen sollen in den Prozess miteinbezogen werden. Gründe dafür sind gemäss der Zuger Regierung unter anderem auch der zunehmende Kostendruck.

Darauf machte Philip C. Brunner, SVP-Kantonsrat, gegenüber zentralplus bereits gestern aufmerksam. Er wies darauf hin, dass Doppelspurigkeiten bei Kanton und Gemeinden verhindert werden müssen, denn die finanziell angespannte Lage im Kanton würde dies nicht erlauben.

Die Finanzdirektion ergänzt und erklärt, dass die intensivere Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Kanton zudem einem langjährigen Anliegen der Gemeinden und auch den Vorschlägen der damaligen Ad-hoc-Kommission entspreche, welche sich mit den schiefgelaufenen Softwarebeschaffungen auseinandergesetzt hatte.

«Ich will etwas bewegen.»
Ernst Portmann, interimistischer Leiter des Zuger Amts für Information und Organisation

Ernst Portmann übernimmt interimistisch

Aus dem Wunsch nach einer verstärkten Zusammenarbeit ist auch die Interessengemeinschaft Informatik Zug (IGI ZUG) mit dem Geschäftsführer Ernst Portmann hervorgegangen. Heute nun hat die Finanzdirektion an einer Medienkonferenz informiert, dass Portmann jetzt auf René Loepfe folgt, der das Amt für Informatik und Organisation (AIO) letzte Woche verlassen hat (zentralplus berichtete). Portmann übernimmt interimistisch per 1. Juli 2016.

Dieser freut sich auf das neue Amt. «In der Rolle als Geschäftsführer der IGI ZUG habe ich im Vorfeld bereits intensive Gespräche mit Kanton und Gemeinden geführt.» Deshalb wisse er, worauf er sich einlasse. «Die nun entstandene Lücke in der Leitung des AIO hat sich kurzfristig abgezeichnet», sagt er.

«Ich bin mich gewohnt, viel zu arbeiten.»
Ernst Portmann

Ernst Portmann

Ernst Portmann

(Bild: zvg)

«Ich will etwas bewegen und mag neue anspruchsvolle Aufgaben, wie die der interimistischen Leitung des AIO.» Er habe die berufliche Herausforderung immer wieder gesucht. Als unliebsame Zwischenlösung sieht Portmann seine Aufgabe deshalb keineswegs.

Aktuell ist Portmann Gemeinderat der Zürcher Gemeinde Obfelden und wird mindestens sechs, höchstens neun Monate das AIO leiten. «Eine absehbare Zeit», erklärt Portmann. Denn es werde eine anstrengende Phase, zusammen mit all den Ämtli, die er sonst noch habe. «Aber ich bin mich gewohnt, viel zu arbeiten», lacht Portmann.

Gemeinden schöpfen neuen Mut

Von Seiten der Gemeinden ist man vor allem froh, dass jetzt ein Problem angegangen wird, über das schon länger debattiert wird. Der Baarer Gemeindepräsident, Andreas Hotz, sagt: «Wir sind schon seit längerem unzufrieden mit den Leistungen des AIO. Und das nicht nur projektbezogen, sondern auch mit der Art und Weise, wie wir als Gemeinden behandelt wurden.» Man habe das immer wieder kommunziert, sei aber nicht auf offene Ohren gestossen.

Interessenkonflikt vorprogammiert?

Dass mit Portmann nun ausgerechnet der Vertreter der Gemeinden das Amt interimistisch besetzt, ist für die Gemeinden aber nicht nur positiv, erklärt Hotz. Der Interessenkonflikt liegt auf der Hand: Portmann, eigentlich Gemeindevertreter, soll jetzt dem den Gemeinden bis anhin so unliebsamen AIO auf die Sprünge helfen.

«Deshalb haben die Gemeinden die Anstellung Portmanns auch an Bedingungen geknüpft. Etwa, dass Portmann das Amt nur vorübergehend bekleiden darf und sich anschliessend nicht auf die Stelle bewirbt», sagt Hotz. Denn man wolle Portmann – den IT-Fachmann – zurück in der IGI ZUG.

«Es geht hier im die Sache, und nicht um Interessenvertretungen.»
Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor

Tännler präzisiert: «Es geht hier im die Sache, und nicht um Interessenvertretungen.» Deshalb sei man zuversichtlich, dass man «die IT wieder auf die Schiene bringen kann», so der Finanzdirektor. «Und wir vom Kanton sind sehr, sehr, sehr  froh – und ich sage das extra drei Mal – dass wir mit Portmann so rasch eine geeignete Fachkraft für die interimistische Führung des AIO gefunden haben.

 Zentralisieren gleich Stellen abbauen

Auch  dass die Informatik zentralisiert werden soll, freut Andreas Hotz: «Das bringt nicht nur organisatorische Vorteile, sondern auch eine finanzielle Erleichterung.» Und das nicht nur bei den Gemeinden: Auch der Kanton hat vor, bei der Informatik mit einer besseren Organisation und Koordination Geld zu sparen.

Der einzige Wehrmutstropfen für die Angestellten: Die bessere Koordination bedeutet auch, Doppelspurigkeiten zwischen den rund 36 Mitarbeitern des AIO den gut 36 IT-Verantwortlichen der Ämter künftig zu verhindern. Dass dies automatisch mit einem Stellenabbau verbunden ist, dessen ist sich Heinz Tännler bewusst: «Das lässt sich nicht vermeiden. Aber wir werden das mit Umsicht und sozialverträglich handhaben».

Analyse, Strategien und wenig klare Worte

Viel mehr Fakten gibt es aber nicht: Man will die «aktuelle Situation analysieren», eine «neue IT-Strategie erarbeiten» und deren Umsetzung «definieren». Diese müsse dann aber noch durch Kanton und Gemeinden genehmigt werden, sagt Tännler. Und das dauere drei bis fünf Jahre. Was die Neuausrichtung also konkret bedeutet, wird sich erst noch zeigen.

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