In Menzingen sind spannende Wahlen angesagt

Ein missmutiges Volk und ein Thron, der wackelt

Der aktuelle Menzinger Gemeinderat (v.l.): Barbara Beck-Iselin, Susan Staub, Peter Dittli, Isabelle Menzi und Martin Kempf

(Bild: zVg)

Fünf Gemeinderäte, und alle von ihnen wollen am 7. Oktober in Menzingen wiedergewählt werden. Klingt nach einem langweiligen Wahlkampf? Nicht doch, denn neben den Bisherigen mischen drei Neue mit. Zwei von ihnen wollen gleich zuoberst aufs Treppchen, um den amtierenden Gemeindepräsidenten Peter Dittli abzulösen.

Alle Menzinger Gemeinderäte kandidieren für die kommende Legislaturperiode. Bloss: Die aktuelle Konstellation behagt offenbar nicht allen. Denn hört man sich in politaffinen Menzinger Kreisen um, sind viele ganz und gar nicht einverstanden mit dem jetzigen Rat. Es fehle an Expertise und Führungskompetenz, befindet man dort.

Gründe für diesen Missmut gibt es mehrere. So tobte etwa um die Schule Finstersee ein langer Kampf. Einer, der mit einer Abstimmung endete, bei der sich die Bevölkerung klar gegen die Haltung des Gemeinderats aussprach (zentralplus berichtete).

Zwei Wechsel bei Tempo 30

Ausserdem sorgte eine Abstimmung an der Gemeindeversammlung zu Tempo 30 letzten Winter für ein ziemliches Chaos und grossen Missmut. Daraufhin musste sich die Kantonsregierung einschalten, worauf die SVP Beschwerde beim Verwaltungsgericht einreichte (zentralplus berichtete). Der Fall ist noch hängig. Last but not least: In den letzten vier Jahren haben zwei Gemeindeschreiber ihr Amt abgegeben. Nachdem Beat Gähwiler das Amt 2015 unverhofft niederlegte, hat sich auch Petra Poletti diesen Sommer einen neuen Job gesucht.

Fragt sich, ob es den fünf bisherigen Gemeinderäten gelingt, den Status quo auch in solch unruhigen Zeiten zu halten. Neben FDP-Mann Dittli, der seit 2003 im Gemeinderat ist und diesem seit vier Jahren vorsteht, wollen auch die vier übrigen Räte noch eine Legislatur anhängen. So etwa der SVP-Mann Martin Kempf, der ebenfalls seit 15 Jahren im Rat sitzt. Auch Isabelle Menzi sowie Susan Staub, welche die CVP in der Exekutive vertreten, gedenken dies noch weitere vier Jahre zu tun.

Und dann ist da noch Barbara Beck-Iselin, die ihren Sitz halten will. Mit Beck hielt eine Vertreterin der Alternative – die Grünen vor vier Jahren im Rat Einzug. Während ihrer ersten Legislaturperiode scheint sich Beck einiges an Respekt und Vertrauen erarbeitet zu haben.

Gefährdet werden die Bisherigen durch drei Neulinge. Glaubt man den Prognosen aus einschlägigen lokalen Kreisen, könnten sie durchaus Chancen haben. Ein SVP-Mann sowie ein CVP-Kandidat machen ihrer eigenen Partei im Rat Konkurrenz. Daneben steht auch ein Parteiloser in den Startlöchern. Zwei der drei neuen Kandidaten wollen gar das Präsidium.

Der SVP-Mann, der politische Schwergewichte auf den Schäflihof holt

Der Landwirt Niklaus Elsener (SVP) tritt an mit dem Ziel, einen zweiten Sitz für seine Partei zu ergattern. Elsener ist Präsident der Ortspartei und ausserdem Forstchef. Auf seinem «Schäflihof» ist politisch einiges los. Beim alljährlichen SVP-Brunch auf seinem Gut waren bereits politische Schwergewichte wie Roger Köppel, Andreas Glarner und Natalie Rickli zu Gast. Sein erklärtes Ziel? Mit den finanziell vorhandenen Mitteln zum Wohl der Bevölkerung beitragen. Ausserdem liegt ihm die Eigenverantwortung am Herzen.

Der SVP-Mann Niklaus Elsener

Der SVP-Mann Niklaus Elsener will neu in die Exekutive.

(Bild: zVg)

Den Sitz, den die CVP vor vier Jahren einbüssen musste, möchte Andreas Etter zurückholen. Der Kantonsrat ist Sekretär des Arbeitgeberverbandes VFFK und Präsident der Ortspartei. Fürs Amt des Kantonsrats kandidiert Etter auch dieses Jahr. Seine Anliegen? Moderates Wachstum im Hinblick auf die nächste Generation, Fokus aufs Gewerbe und ein gemässigter kantonaler Finanzausgleich.

Zwei Neue buhlen um den Thron

Auf Gemeindeebene möchte Etter nicht nur den Sprung in die Exekutive schaffen, nein, er will gleich ins Präsidium. Aufgrund des herrschenden Missmuts in der Bevölkerung könnte dem politerfahrenen CVP-Mann dieser Sprung sogar gelingen. Etter wird als vielversprechendster Neukandidat gehandelt.

Doch nicht nur Etter liebäugelt mit dem Präsidium. Denn auch der parteilose Herbert Keiser will Peter Dittli vom Thron stossen. Und dies, obwohl Keiser noch nie ein politisches Amt innehatte und politisch als unbeschriebenes Blatt gilt. Im Zuge des Wahlkampfs wandte sich Keiser regelmässig mit Videostatements an die Öffentlichkeit.

Herbert Keiser (parteilos) und Andreas Etter (CVP) möchten ins Gemeindepräsidium.

Herbert Keiser (parteilos) und Andreas Etter (CVP) möchten ins Gemeindepräsidium.

(Bild: zvg)

Seiner Facebookseite folgen zwar bis dato nur gerade zwei Dutzend Nutzer. Dennoch sollte man den Parteilosen nicht vorzeitig belächeln. In Menzingen kennt man Keiser nämlich, ist dieser doch Mitglied in verschiedenen Vereinen. Ausserdem war der Parteilose während mehrerer Jahre in der Gemeinde Menzingen tätig und kennt den Betrieb aus nächster Nähe. Politischen Fokus legt der Verwaltungsangestellte auf den Einsatz des gesunden Menschenverstands. Er plädiert dafür, einander zuzuhören, um einfache, gute Lösungen zu finden. Zudem wünscht er sich in einem seiner Videostatements, dass das «Vertrauen in den Gemeinderat zurückkommt».

Zukunft von Peter Dittli ungewiss

Wie also könnte die Menzinger Exekutivzukunft aussehen? Laut Insidern ist die Wahl Andreas Etters in den Rat durchaus realistisch. Weiter werden die Chancen der Grünalternativen Barbara Beck-Iselin als gut eingestuft. Und auch ein SVP-Vertreter dürfte es in den Rat schaffen. Vielmehr scheint unklar, ob es dem Gemeindepräsidenten Peter Dittli gelingen wird, sich auf dem Thron, ja überhaupt im Gemeinderat zu halten.

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