Basel macht's mit Buvetten

Ein Grill für alle: Luzern soll Pilotversuch in der Ufschötti starten

In der Stadt Zürich gibt es bereits zwei öffentliche Grillstationen, eine weitere kommt bald dazu. (Bild: Grün Stadt Zürich)

SP, Grünliberale und eine Grüne möchten in der Ufschötti einen öffentlichen Elektrogrill aufstellen. Der Stadtrat steht dem Plan wegen der Kosten skeptisch gegenüber. Womöglich lohnt sich der Blick nach Basel: Dort sorgen Buvetten für saubere Gratisgrillstationen.

Wie die Gewitter gehören auch die Grillpartys zum Sommer. Von der Werbung kräftig angekurbelt, erfreut sich das Bräteln von Burger und Bratkäse grosser Beliebtheit. Und zwar nicht nur auf dem heimischen Balkon, sofern man einen hat, sondern auch am Seeufer oder im Wald.

Statt dass alle ihren eigenen Wegwerfgrill mitnehmen, soll es in der Ufschötti einen öffentlichen Elektrogrill geben. Das fordert ein aktuelles Postulat im Grossen Stadtrat. Gianluca Pardini und Adrian Albisser (SP), Jules Gut (GLP) und Irina Studhalter (Grüne) schlagen vor, dass der Stadtrat einen Pilotversuch plant und gleichzeitig die Leute dafür sensibilisiert, weniger Einweggrills zu benutzen. Denn diese schneiden in Sachen Nachhaltigkeit schlechter ab und verursachen regelmässig kaputte Rasenflächen.

Das Anliegen ist nicht neu. Wo und wie bei der Ufschötti grilliert werden darf, ist in Luzern ein Dauerthema. Seit über zehn Jahren wird mal mehr und mal weniger intensiv darüber diskutiert. 2016 wehrten sich Anwohner mit einer Unterschriftensammlung gegen den Grillrauch. Der Stadtrat reagierte mit einer grillfreien Zone und feuerfesten Unterlagen. Ein öffentlicher Elektrogrill wurde damals als zu teuer erachtet.

2019 kam diese Idee erneut aufs Tapet. Das Stadtparlament überwies ein entsprechendes Postulat im März 2020 zwar, schrieb es aber gleichzeitig ab, weil der Stadtrat das Anliegen bereits in seiner Antwort ausführlich prüfte – am Ende aber wiederum auf das schlechte Kosten-Nutzen-Verhältnis hinwies.

Zürich: Beliebt, aber nicht nur begeistert

«Wir sind nach wie vor der Meinung, dass ein öffentlicher Grill ein Mehrwert wäre und dass es sich lohnt, das zumindest mal auszuprobieren», begründet SP-Grossstadtrat Gianluca Pardini. Er ist überzeugt, dass eine grosse Nachfrage vorhanden wäre und der Effekt positiv. «So könnten wir den weniger nachhaltigen Mini-Einweggrills ein cooles Angebot entgegensetzen.»

«Die Erfahrungen sind durchzogen.»

Martina Bosshard, Stadt Zürich

Der Stadtrat bezweifelt jedoch, dass sich am Trend der mobilen Grillschalen etwas ändern würde. Dazu genügt ihm ein Blick nach Zürich: Dort sind seit Jahren zwei öffentliche Elektrogrills im Einsatz. Sie sind zwar beliebt bei den Leuten. Weniger Einweggrills werden deswegen aber nicht benutzt. «Das Problem wird dadurch nicht beseitigt, ausser es werden zehn Elektrogrills aufgestellt und die Einweggrills verboten», sagte der zuständige Stadtrat Adrian Borgula im März 2020. In Sachen Rauchentwicklung, Littering und Schäden am Rasen habe sich in den Seeanlagen in Zürich trotz der Installation des Elektrogrills keine Verbesserung gezeigt.

«Die Erfahrungen sind durchzogen», bestätigt Martina Bosshard, Sprecherin der Stadt Zürich, auf Anfrage. Es habe sich rund um die beiden Elektrogrills am See zwar eine Fangemeinde gebildet, welche die Anlagen rege benutzt. Dem stünden aber die Kosten für die Reinigung entgegen, die stark ins Gewicht fielen. Denn anders als in Australien oder Neuseeland hat es sich hierzulande nicht etabliert, dass die Leute den Grill selber putzen.

Der Luzerner Stadtrat hat basierend auf den Zürcher Zahlen letztes Jahr eine Schätzung der Kosten für eine Grillstation in der Ufschötti vorgenommen. Allein die Reinigung würde mit jährlich 25'000 Franken zu Buche schlagen. Dazu kämen 37’000 Franken für die Installation der Anlage. Für den Stadtrat klar zu viel (zentralplus berichtete).

Basel setzt auf die Buvetten

Einen möglichen Ausweg zeigt Basel auf: Dort betreibt seit einigen Jahren eine der Buvetten am Rheinufer einen Elektrogrill – und dieses Angebot erfreut sich grosser Beliebtheit. «Er hat sich bewährt, denn ringsum wird weniger ‹wild› grilliert», sagt Daniel Hofer, Sprecher des Bau- und Verkehrsdepartements.

Zwar sind auch in Basel die Wegwerfgrills nicht aus dem Stadtbild verschwunden. Gleichwohl werden dank öffentlicher Anlagen die Emissionen reduziert. Da der Elektrogrill weniger stark qualmt als die kleinen Grillschalen mit Holzkohle, kommt das insbesondere auch den Anwohnern zugute.

Neu erklärt es der Kanton Basel deshalb bei den jeweiligen öffentlichen Ausschreibungen zur Pflicht, dass alle Rheinuferbuvetten öffentliche Grills aufstellen. 2022 können die Baslerinnen bei der Dreirosenbuvette gratis ihre Wurst bräteln, 2023 dann auch bei der Florabuvette am Kleinbasler Ufer.

«Wir haben quasi einen ‹Grill-Götti›, der täglich vor Ort ist und dafür sorgt, dass die Grillstelle sauber ist.»

Daniel Hofer, Basel-Stadt

Die Zusammenarbeit mit den Buvetten macht laut den Basler Behörden Sinn. «So haben wir quasi einen ‹Grill-Götti›, der täglich vor Ort ist und dafür sorgt, dass die Grillstelle sauber ist», sagt Daniel Hofer. Finanziell lohnt sich diese Kooperation ebenfalls. Weil es keinen «städtischen Grillbeauftragten» braucht, der für Ordnung sorgen muss.

Ohnehin fällt auf, dass Basel mit tieferen Kosten rechnet als Zürich und Luzern. Den jährlichen Unterhalt beziffert Basel auf rund 14'000 Franken. Zum Vergleich: Der Luzerner Stadtrat schätzte diese Kosten für einen Grill in der Ufschötti gestützt auf die Erfahrungswerte aus Zürich auf 27'000 Franken – beinahe doppelt so viel wie in Basel.

Zwei Franken für einmal grillieren?

Auch Gianluca Pardini bezweifelt, ob die Kosten tatsächlich so hoch wären wie vom Luzerner Stadtrat angegeben. «Die Schätzungen sind noch sehr grob», sagt der SP-Politiker. 

Günstiger werden könnte der Grill, wenn die Benutzer etwas dafür zahlen müssten, wenn sie ihre Maiskolben oder Cervelats auf den Rost legen wollen. In Basel ist genau das letztes Jahr geprüft worden. Doch einen Münzautomaten aufzustellen und regelmässig zu leeren, wäre aufwändig, argumentierte die Regierung und sah davon ab.

Die Gebührenfrage ist in Luzern noch offen. «Das Ziel wäre schon, den Grill als Gratisdienstleistung für die Bevölkerung anzubieten», sagt der Luzerner Grossstadtrat Gianluca Pardini. «Aber wenn der Stadtrat der Meinung ist, es müsse etwas kosten, sind wir offen.» Er könnte sich zudem durchaus vorstellen, das Basler Modell mit den Buvetten für Luzern zu adaptieren.

Ufschötti – gefragter Ort mit Nebengeräuschen

Der Sommer zieht die Menschen nach draussen – in der Coronapandemie noch viel mehr als sonst. In der Ufschötti hat gemäss Nachbarn die Lärmbelastung stark zugenommen (zentralplus berichtete).

«Die Ufschötti hat sich in dieser Zeit abends noch mehr zu einem Treffpunkt oft Hunderter Jugendlicher und junger Erwachsener entwickelt», hielt die Stadt Luzern kürzlich in einer Mitteilung fest. Im letzten Sommer 2020 sei neben Lärm und Littering auch der legale und illegale Drogenkonsum auffallend hoch gewesen. Deshalb wird neuerdings und probeweise bis Mitte Juli am Wochenende vor Ort eine mobile Drogenanlaufstelle eingerichtet.

Beliebt und belebt: Die Ufschötti in der Stadt Luzern. (Bild: bic)

In Sachen Grillieren hat sich die Situation hingegen beruhigt, seit die Grillstellen vor einigen Jahren Richtung See verschoben wurden, sagt Nick Dubach von der IG Alpenquai. Entsprechend locker steht er der aktuellen Forderung gegenüber. «Gegen einen dauerhaften öffentlichen Grill hätten wir keine Einwände, sofern der Abstand zu den Wohnhäusern genügend gross ist.»

Dass es durch die Grillstation zu mehr Lärm käme, glaubt auch SP-Grossstadtrat Gianluca Pardini nicht. «Die Leute grillieren ohnehin schon auf der Ufschötti und es ist ein beliebter Naherholungsraum.»


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2 Kommentare
  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 29.06.2021, 09:32 Uhr

    Warum nicht einfach das Grillieren dort verbieten?
    Warum muss ich beim Baden den Grillgestank ertragen? Was hat Baden mit grillieren zu tun?
    Ich habe in Italien oder Spanien noch nie gesehen, dass jemand grilliert am Badestrand.
    Es ist einfach nur rücksichtslos gegenüber den vielen Badegästen, die dort am Wochenende gerne saubere Luft hätten.

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    • Profilfoto von Scheidegger
      Scheidegger, 30.06.2021, 15:18 Uhr

      Dann zieh eine Maske an.

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