Strasse in Ebikon soll unter Deckel verschwinden

Ein Architekt will das geteilte Dorf wieder vereinen

Architekt Roland Huwiler und wie er sich das Ebikoner Zentrum vorstellt.

(Bild: Montage zentralplus)

Ebikon als Strassendorf: Für den Architekten Roland Huwiler Grund genug, sich für seinen Wohnort zu schämen. Nun will er dem im Volksmund  «Amplikon» genannten Vorort zu einem Zentrum verhelfen. Nach jahrelanger Vorarbeit soll eine Initiative den Verantwortlichen Beine machen.

Es geht um Kosten, Verkehr, Machbarkeitsstudien, Ortsplanung – aber letztlich darum: «Ich will, dass sich meine Kinder und Grosskinder dereinst nicht mehr schämen müssen, dass sie in diesem Kaff wohnen.»

Roland Huwiler spitzt gern zu, wenn er über seine Gemeinde spricht. Der pensionierte Architekt ist Ebikoner mit Leib und Seele und findet, sein Dorf hätte etwas Besseres verdient. Deshalb hat er vor einigen Jahren eine Idee entwickelt, wie man das Zentrum vom Durchgangsverkehr befreien könnte. «Ich habe angefangen zu hirnen, ich fand immer, dass für Ebikon mehr drinliegen muss», sagt er.

Da wären wir schon mitten im Problem: Ein Zentrum, das diesen Namen verdient, fehlt im Dorf. Wer an Ebikon denkt, sieht eine vierspurige Verkehrsachse, gesäumt von Ampeln, Gewerbe, Ladenflächen. Amplikon eben.

Huwilers Idee sieht so aus: Auf dem 275 Meter langen Abschnitt zwischen Kreuzung Schlösslistrasse und Restaurant Sonne wird die Strasse Richtung Hügel verlegt und überdacht (zentralplus berichtete). Das hätte zwei Vorteile: Es gäbe auf dem Dach eine neue Grünzone und Platz für Wohnhäuser – und anstelle der heutigen Strasse gäbe es eine aufgewertete Begegnungszone mit Geschäften auf einer Fläche von 2’200 Quadratmetern. Ein Zentrum halt, und ohne Verkehrslärm.

Im Video erklärt Roland Huwiler seine Idee:

Das Projekt hat Huwiler bis ins Detail durchdacht, geplant und berechnet. Er ist zwar kein Verkehrsplaner, kennt aber die Gemeinde wie seinen Hosensack und hat hier schon etliche Bauprojekte realisiert. «Ich hatte mit jedem Bauherrn Frieden, alles, was ich machte, hatte Hand und Fuss», sagt er.

Wo immer er von seiner Idee erzählte, sie stiess in der Bevölkerung und bei der Politik auf grosses Interesse. Trotzdem ist sie bei der Gemeinde zuerst einmal in der Schublade gelandet. Der Kanton, dem die Strasse gehört, will im Rahmen eines Masterplans zwar ebenfalls das Zentrum neu gestalten, jedoch die Strasse nur sanieren und auf zwei Spuren verschmälern. Immerhin will die Gemeinde die «interessante Variante» von Huwiler als Ergänzung zum Masterplan nun doch prüfen, sie hat dazu im Dezember eine Machbarkeitsstudie angekündigt (zentralplus berichtete).

«Wenn ich Gemeinderat wäre, würde ich alles dran setzen, dieses Projekt zu realisieren.»

Joachim Walker, Initiativkomitee «Ebikon lebt»

Das genügt dem umtriebigen Architekten nicht, seiner Meinung nach muss die Strasse auf diesem zentralen Abschnitt ganz aus dem Ortsbild verschwinden. Wenn es nach ihm ginge, könnte man seine Idee 1:1 im Masterplan integrieren. «Ich will nicht die gleiche Strasse einfach neu asphaltiert. Wir warten lieber noch etwas, dafür machen wir etwas Richtiges», sagt er.

Dem Gemeinderat Beine machen

Das Konzept liegt also auf dem Tisch, nun soll Bewegung in die Sache kommen. Bürger und Unternehmer aus Ebikon haben sich zum neuen Komitee «Ebikon lebt» zusammengeschlossen – sie alle sind unzufrieden mit dem jetzigen Fahrplan und wollen der Idee Huwilers zum Durchbruch verhelfen.

Die Gruppe sammelt seit Samstag Unterschriften für eine Gemeindeinitiative, die dem Gemeinderat Beine machen soll. Das Komitee ist prominent besetzt, vor allem mit Vertretern aus der Wirtschaft des Rontals, mit Bürgern, mit ehemaligen Gemeinderäten und einem ehemaligen Gemeindepräsident. Das Co-Präsidium setzt sich aus CVP-Mitgliedern zusammen.

Wo heute der Verkehr auf vier Spuren braust, gäbe es Platz für einen Begegnungszone.

Wo heute der Verkehr auf vier Spuren braust, gäbe es Platz für eine Begegnungszone.

(Bild: Visualisierung zvg)

«Wir wollen das Projekt von Roland Huwiler reaktivieren, er hat dieses selbstlos und in vielen Stunden gratis für die Gemeinde erarbeitet», sagt Alex Fischer, der im Präsidium von «Ebikon lebt» sitzt. Auch Joachim Walker, Kadermitglied der Schindler Holding, sagt: «Ich war von Anfang an von diesem Projekt begeistert, es würde Ebikon grundlegend verändern.»

«Die Leute wollen, dass dieses Dorf zusammenwächst.»

Roland Huwiler, Architekt

Seit 2007 gebe es in Ebikon keine Gemeindeversammlungen mehr, er findet, dass jetzt politisch wieder etwas passieren müsse. Die Bürger müssten wieder aktiver teilhaben am Prozess und es müsse eine öffentliche Diskussion stattfinden. «Wenn ich Gemeinderat wäre, würde ich alles dran setzen, dieses Projekt zu realisieren.»

Vier Spuren bleiben

Im Gegenzug zum Masterplan des Kantons sieht das Projekt von «Ebikon lebt» keine Verknappung der jetzigen Strasse vor, es blendet den Verkehr lediglich aus. Alle vier Spuren würden in den Tunnel verlegt. Dies dürfte den Widerstand von linken Kreisen provozieren.

Das Komitee fordert mit der Initiative, dass der Gemeinderat die Überdachung nicht mehr nur als Option betrachtet, sondern aktiv in Angriff nimmt. Wird die Initiative angenommen, muss der Gemeinderat sich beim Kanton «mit Nachdruck» für dieses Projekt einsetzen.

Tempo 20 und ein Nebeneinander von Fussgängern, Velofahrern und Autos: So stellt sich das Komitee «Ebikon lebt» das Zentrum vor.

Tempo 20 und ein Nebeneinander von Fussgängern, Velofahrern und Autos: So stellt sich das Komitee «Ebikon lebt» das Zentrum vor.

(Bild: Visualisierung zvg)

Das Komitee betont immer wieder, dass es nicht gegen den Gemeinderat agiert, die Zeichen seien positiv. Nur passiere trotzdem nichts, darum müsse der Druck aus der Bevölkerung steigen. «Wir wollen, dass das Projekt Priorität hat», sagt Joachim Walker. Letztlich muss der Kanton entscheiden, aber das Komitee ist überzeugt: Wenn der Druck jetzt wächst, kann der Kanton nicht mehr wegschauen.

Kosten von 20 Millionen Franken

Das Komitee hat bis am 3. April Zeit für die nötigen 300 Unterschriften. Aber die haben sie wohl ruckzuck beisammen. Das Ziel ist ein Vielfaches davon und dass in der Gemeinde eine lebhafte Diskussion angezettelt wird. «Wir wollen die Demokratie stärken», sagt Alex Fischer, Geschäftsleiter bei UD Medien und im Präsidium der CVP Ebikon.

Der Architekt Roland Huwiler ist überzeugt, dass sein Projekt innert kürzester Zeit realisierbar wäre – «geht nicht, gibt’s nicht», sagt er. Er vertraut da ganz auf seine akribische Vorarbeit.

Ebikon heute: Das Dorf wird durch die vierspurige Strasse förmlich in zwei geteilt.

Ebikon heute: Das Dorf wird durch die vierspurige Strasse förmlich zweigeteilt.

(Bild: Google Maps)

Die Initianten rechnen mit Kosten von 20 Millionen Franken, sie nahmen zur Berechnung vergleichbare Projekte in Zürich oder Altendorf. Wie viel davon die Gemeinde zahlen müsste und wie viel der Kanton, ist noch offen. Aber Joachim Walker ist überzeugt: «Es wäre für Ebikon ein Kraftakt, aber die Gemeinde kann das verkraften.» Kommt hinzu, dass das Bauland der Gemeinde gehört, durch Verkauf oder Vermietung ergäbe das einen Mehrwert. 4’800 Quadratmeter sollen durch die Überdachung gewonnen werden.

Huwiler weiss einen grossen Teil der Bevölkerung auf seiner Seite: «Die Leute wollen, dass dieses Dorf zusammenwächst und dass es nicht durch diese Strasse komplett zerschnitten ist.» Ebikon habe etwas Besseres verdient, sagt er nochmals. Das ist es, was ihn antreibt.

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