Stadt Luzern

E-Scooter: ein Förderprogramm, das am Bedürfnis vorbeizielt?

Beim Kauf eines E-Scooters zahlt die Stadt Luzern bis zu einem Viertel des Kaufpreises. Aber vielleicht nicht mehr lange. (Bild: newride.ch)

Wer sich einen E-Scooter anschafft, erhält von der Stadt Luzern Geld. Das Angebot fand bisher kaum Resonanz – denn ein wirklicher Markt für Elektroroller besteht nicht. Gerade einmal 12 Käufer wurden bisher unterstützt. Dabei könnten diese bis zu 2000 Franken abholen. Nun wird die Einstellung des Programmes gefordert.

Die Stadt fördert seit letztem Jahr mit der Aktion «Sauber fahren» Elektro-Roller. Diese sehen aus wie gewöhnliche Benzin-Roller, werden jedoch elektrisch betrieben. Wer sich neu einen solchen E-Scooter anschafft, erhält von der Stadt Luzern 25 Prozent des Kaufpreises, maximal 2000 Franken zurückerstattet. Dies gilt für maximal 50 Roller. Auf der Webseite der Stadt heisst es denn auch: «Beeilen Sie sich – ’s het, so lang ’s het!»

12 E-Scooter in über einem Jahr

Eilig haben es die Stadtluzerner aber nicht, der Ansturm ist sehr überschaubar. Bislang hat die Stadt gerade mal einen Fünftel des erfügbaren Betrags an Käufer ausgerichtet. Bei der Stadt Luzern sieht man das Projekt dennoch als Erfolg. Peter Schmidli, Projektleiter Luftreinhaltung, Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung, ist mit der Entwicklung zufrieden: «Das Programm läuft seit Mai 2012. In der Zeit bis April 2013 haben wir den Kauf von 12 E-Scootern unterstützt, das ist eine gute Zahl.»

Dass dies nicht wenig sei, bestätigt Erwin Schüpfer, Inhaber von Greenmotors in Rickenbach (LU) und verweist auf seine eigenen Verkaufszahlen. Er  habe im laufenden Jahr erst fünf Elektroroller verkauft, drei davon in den Raum Luzern. Der Verkauf von E-Scootern verlaufe generell harzig. «Wenn ich nur vom Verkauf von Elektro-Rollern leben müsste, könnte ich wohl nicht überleben», sagt er offen.

Vor der aktuellen Aktion gab es in Luzern einen ähnlichen Versuch mit einer kleineren Beitragssumme. Dabei habe sich gar niemand gemeldet. «Vermutlich liegt es am hohen Kaufpreis eines E-Scooters», mutmasst Peter Schmidli. Die Katalogpreise liegen je nach Modell zwischen 2’000 und 20’000 Franken. Da sich die Stadt nun mit einer höheren Summe beteilige, laufe es besser.

Die Kosten für diese Unterstützung betrugen für die Stadt bisher gut 18’000 Franken. Da die Aktion aber unter dem Schirm des nationalen Förderprogramms «NewRide» läuft, erhält die Stadt etwa ein Drittel dieser Summe vom Bund zurück. Dieses nationale Programm beinhaltet ein Forschungsprojekt, an dem sich auch die Stadt beteiligt. Alle Personen, die beim E-Scooter-Kauf unterstützt werden, müssen an der Studie von «NewRide» teilnehmen. Davon verspricht sich Peter Schmidli nebst Resultaten zum Umweltnutzen auch mehr Klarheit über das Kundenprofil: «Wir möchten wissen, wer diese Scooter aus welchen Gründen kauft. Bislang haben wir nur Vermutungen.»

Aktion ist Teil der Energie- und Klimastrategie

Aber ist der Käufermarkt überhaupt vorhanden? Erwin Schüpfer ist zuversichtlich, dass das Geschäft in den nächsten Jahren noch anzieht. Die Elektroroller ganz aus dem Sortiment genommen hat hingegen Willi Lanfranchi von silent-bike in der Stadt Luzern. Diese seien gar nicht gut gelaufen. «Die jungen Leute wollen Motorräder, die ihnen unter dem Hintern knattern. Sie wollen zu zweit auf dem Roller sitzen können und nach 40 Kilometern nicht stundenlang warten müssen bis die Batterie wieder voll ist.»

Nachteile bei den Elektro-Scootern sind tatsächlich die langen Ladezeiten der Batterie sowie die im Verhältnis dazu geringe Reichweite, die zudem je nach Belastung des Rollers variiert. Die Ökobilanzen sind zwar bei weitem besser als bei benzinbetriebenen Rollern, doch verschlechtern sie sich wieder je leistungsstärker der E-Scooter ist.

Forderung nach Einstellung des Programmes

In einem Postulat zuhanden des Grossen Stadtrats wird nun der Abbruch der Aktion gefordert. Angezweifelt werden die Nachhaltigkeit und die Wirksamkeit des Projekts. «Dieses Geld wäre anderswo effizienter eingesetzt», sagt etwa Nico van der Heiden, Mitunterzeichner des Postulats. Der SP-Stadtrat und Co-Präsident von Pro Velo hat insbesondere Vorbehalte in Bezug auf die Ökobilanz: «Die Aktion ist dann gut, wenn sie dazu animiert, vom Auto oder Motorrad auf den E-Scooter umzusteigen. Wenn durch die Förderung hingegen Leute, die sonst zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs wären, einen E-Scooter kaufen, dann ist das negativ.»

Wieso wird denn überhaupt ein solches Förderprogramm geführt? In seiner Antwort auf das Postulat verweist der Stadtrat auf die «Energie- und Klimastrategie Stadt Luzern». Die Mobilität sei eines der wichtigsten städtischen Handlungsfelder. In der Strategie steht denn auch wörtlich, dass «technologische Verbesserungen und Elektrifizierung des verbleibenden Verkehrs angestrebt» werden.

Ziel der Stadt ist, dass der Anblick von E-Scootern zur Selbstverständlichkeit wird: «Wir sind noch in der Anfangsphase. Wir unterstützen den Kauf, damit ein paar solcher Roller auf der Strasse unterwegs sind. Sobald das Geschäft von alleine läuft, würden wir die Unterstützung einstellen», sagt Peter Schmidli. Die Stadt wartet nun die Forschungsergebnisse von NewRide Ende Jahr ab und will dann entscheiden, ob die Unterstützungsaktion weitergeführt wird.

Wäre ein Abbruch der Aktion ein Nachteil für das Rollergeschäft? Erwin Schüpfer findet schon: «Unsere Kunden sind zwar gebildete und gut situierte Leute gegen die Fünfzig. Für sie kann ein solcher Zustupf der Stadt aber doch beim Kaufentscheid helfen.»

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