Kuriose Taktik im Luzerner Wahlkampf

Domain eines Parteilosen führt nicht zum ersten Mal zu With

Der parteilose Rudolf Schweizer kandidierte für verschiedene Ämter in Luzern. Seine gewünschte Domain für den Wahlkampf damals war bereits vergeben. (Archivbild) (Bild: jal)

Rummel im Luzerner Wahlkampf: Der Sohn von Peter With hat Domains mit dem Namen des parteilosen Regierungsratskandidaten gekauft und auf die Konkurrenz weitergeleitet. Eine solche Aktion stammt nicht zum ersten Mal aus dem Hause With.

«Eltern verzeihen ihren Kindern die Fehler am schwersten, die sie ihnen selbst anerzogen haben», sagte einst die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Wie richtig sie damit liegt, zeigt die Posse um die falschen Websites des parteilosen Regierungsratskandidaten Jürgen Peter.

Domains wie «juergen-peter.ch» haben automatisch auf die Websites seiner Konkurrentinnen weitergeleitet. Wie zentralplus aufgedeckt hat, steckt dahinter der Sohn des Präsidenten des KMU- und Gewerbeverbands Luzern (KGL) Peter With. Die Aktion habe er «aus Jux» beim Gamen gemacht (zentralplus berichtete).

Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass hinter einer gekaperten Domain von Parteilosen der Name «Peter With» steckt. Wie sich ein Leserreporter erinnert, sei dies bereits im Falle des parteilosen Rudolf Schweizer der Fall gewesen.

Name der Wahlliste war bereits vergeben

Wir erinnern uns: Der selbstständige Carrosseriespengler Rudolf Schweizer war während mehreren Jahren eine Konstante bei den Luzerner Wahlen. Zwischen 2015 und 2020 kandidierte er für Nationalrat, Ständerat, Regierungsrat, Kantonsrat, Grossstadtrat und Stadtrat, jeweils auf der Liste «Parteilose Schweizer» (zentralplus berichtete). Gemäss eigenen Angaben nicht mit Aussicht auf Wahlerfolg, sondern um während des Wahlkampfs auf seine Botschaften aufmerksam zu machen.

«Ich habe damals eine ganze Reihe von Domains gekauft, die für Abstimmungen und Wahlen helfen sollten.»

Peter With zur damaligen Aktion

Nach seinem gescheiterten Versuch, 2015 Nationalrat zu werden, wollte er für seine Stadtratskandidatur 2016 eine Website mit dem Namen «parteilose-schweizer» aufbauen. So lautete nämlich auch Schweizers Wahlliste. Der Konjunktiv ist bewusst gewählt. «Als ich meine Website aufbauen und die Domain für mich registrieren wollte, war sie bereits an Peter With vergeben», wie Rudolf Schweizer am Telefon erzählt.

With wollte Domain damals nicht herausrücken

Damals konnten Interessierte den Besitzer einer «.ch»-Domain via einfacher Abfrage bei der offiziellen Registrierungsstelle Switch erfahren. Seit 2021 ist das nicht mehr der Fall. Doch wie ein aktuelles Gesuch von zentralplus zeigt: Die Domain «parteilose-schweizer» lautet noch immer auf den SVP-Politiker Peter With. Registriert ist die Website seit dem 10. März 2016. Also seit der Zeit, als sowohl der heutige KGL-Präsident als auch Rudolf Schweizer ums Stadtrats-Amt buhlten.

Die Domain leitet auf einen Blog von Peter Withs eigener Website weiter, wo er die Vorzüge von Partei-Kandidaten gegenüber Parteilosen hervorstreicht. Weiter unten lächelt er den Besucherinnen als Stadtratskandidat entgegen.

Bis am Donnerstag hat die Domain «parteilose-schweizer» noch auf Peter Withs Blog weitergeleitet.
Bis am Donnerstag hat die Domain «parteilose-schweizer» noch auf Peter Withs Blog weitergeleitet. (Bild: Bildschirmaufnahme: mik)

Damals habe Schweizer auch das Gespräch mit Peter With gesucht und ihn in seiner Metallbaufirma besucht, jedoch erfolglos. Im Gegensatz zum aktuellen Fall mit Jürgen Peter habe With damals die Domain nicht abtreten wollen. Auf weitere Schritte hat der Parteilose dann verzichtet. «Ich sagte mir damals, dann soll er doch.» Eine Woche später hat Rudolf Schweizer stattdessen die Domain «parteilose-schweizer-luzern» registriert.

Websites als Wahlkampf-Taktik

Peter With war damals Wahlkampfleiter der SVP Kanton Luzern, wie er auf Anfrage sagt. «Ich habe damals eine ganze Reihe von Domains gekauft, die für Abstimmungen und Wahlen helfen sollten.» Zum Teil hätten diese auch auf eigene Websites verwiesen. Wie das üblich sei in den heutigen digitalen Wahl- und Abstimmungskämpfen, so With.

Das ist denn auch der Grund, wieso er der Bitte des Parteilosen nicht nachgekommen ist: «Das war damals ein Mittel für den Wahlkampf. Klar wollte ich sie damals nicht einfach abgeben.» Wie er sagt, habe er die Sache noch während der Wahlen mit Rudolf Schweizer geklärt und es gebe auch kein böses Blut zwischen ihnen beiden. Das wird auch im Gespräch mit Schweizer deutlich, so lobt er während des Austauschs etwa den heutigen Einsatz Withs zur Bildung des Berufsnachwuchses.

Doch wieso nahm der SVP-Politiker damals ausgerechnet einen parteilosen Kandidaten ins Visier? Notabene einen, der sich selbst kaum Chancen eingeräumt hat? Für Peter With war das eine Reaktion auf die Umstände zu jener Zeit. Die Parteilosen nahmen an Fahrt auf, stellten zum Teil auch Gemeinderäte.

«Sie haben dabei immer die Parteizugehörigkeit als Nachteil dargestellt. Da sie aber keine Partei hinter sich haben, sind sie schwer einzuschätzen.» Er habe die Weiterleitung dazu genutzt, um zum Thema Parteilose Stellung zu nehmen und diese einzuordnen.

Wie der Vater, so der Sohn

Die gleiche Guerilla-Marketing-Taktik, bei beiden Fällen ein parteiloser Kandidat als Opfer und die Konkurrenz als Profiteurin. Und in beiden Fällen war der offizielle Domain-Halter Peter With. Die Fälle weisen trotz der sieben Jahre dazwischen starke Parallelen auf. Darauf angesprochen, beteuert With, die beiden Fälle hätten keinen Zusammenhang und erfolgten in einem unterschiedlichen Kontext.

Nach dem ersten Gespräch am Donnerstagabend ist der Post auf Peter Withs Website am Freitag plötzlich gelöscht. Lediglich die Adresszeile deutet noch auf ihren vorherigen Inhalt hin. «Ich hätte die Domain schon lange löschen sollen. Das war ein Wahlkampf vor sieben Jahren und seither blieb sie unverändert», sagt With dazu.

Nun ist die Website also gelöscht. Doch für Rummel im Wahlkampf sorgen die Withs auch heute wie vor sieben Jahren.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Rudolf Schweizer
    Rudolf Schweizer, 06.02.2023, 08:13 Uhr

    Namens Missbrauch
    Nicht nur Peter With SVP betreibt auf die Kosten der Parteilosen Missbrauch, den vor sieben Jahren wurde ich vom Mieterverband nicht an das Podium eingeladen, Im Neubad in Luzern war ich gerade mal Zaungast, und bei der Runde bei den Luzerner Unternehmer wo ich Mitglied war, konnte ich die Scheinwerfer mit Heinz Marti von Sinnlicht ausrichten auf die Illusren Kandidaten/innen für die Stadtratswahlen. Heute bin ich als Randständiger weder beim Gewerbeverein noch bei den Luzerner Untenehmer dabei. Eines zeigt das Verhalten der Class Politik auf sie sind gegenüber all den Parteilosen Bürger/innen Undemokratisch.

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  • Profilfoto von Libero
    Libero, 04.02.2023, 16:06 Uhr

    SVP = ein bischen Spass muss schon sein!
    SVP = die Partei, die um Anerkennung ringt, viel Glück!

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