Die Politik quasi mit der Muttermilch aufgenommen

Diese Zuger Politiker treten in die Fussstapfen ihrer Eltern

Anna Bieri, Andreas Lustenberger und Stefan Moos sind in die Fussstapfen ihrer Eltern getreten.

(Bild: Montage)

Viele Zuger Politiker folgen dem Vorbild ihrer Eltern und schlagen eine ähnliche politische Karriere ein, oft in derselben Partei. zentralplus hat sich einige herausgepickt und in Erfahrung gebracht, wie es dazu kommt.

Werden politische Ambitionen vererbt? Wenn man sich die Zuger Politlandschaft anschaut, könnte man das durchaus annehmen. Der wirkliche Grund liegt aber wohl eher an der Erziehung durch die Eltern und an Gesprächen am Familientisch.

So etwa bei Lustenbergers. Andreas Lustenberger ist genau wie früher seine Mutter Anna Lustenberger ALG-Kantonsrat in Zug. Lustenberger ist den Jungen Grünen beigetreten, als er in Zürich studierte. Die ALG überzeuge ihn aufgrund der Kombination aus Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit.

Da Lustenbergers Mutter in der Politik aktiv war und der Vater Journalist, wurde am Familientisch viel über aktuelle Themen diskutiert, berichtet Lustenberger. «Bei uns zu Hause wurde bei der Erziehung zwar mehr Wert auf das soziale Engagement im Allgemeinen, als spezifisch aufs Politisieren gelegt», sagt Lustenberger.

Bewusst provozieren

Er habe nicht das Gefühl, je in eine politische Richtung gedrängt worden zu sein. So würden sich denn auch seine politischen Schwerpunkte stark von denen unterscheiden, die seine Mutter damals hatte, sagt er.

Zwar habe es ihn nie in eine komplett andere politische Richtung gezogen, aber «ich habe durchaus auch mal andere Haltungen eingenommen, um von meiner Mutter mehr als eine einfache Antwort auf eine politische Frage zu provozieren», so der ALG-Kantonsrat.

Erbliche Vorbelastung für Politik

Ernst Moos war bereits Kantonsrat für die FDP, sein Sohn Stefan Moos tut es ihm seit Langem gleich. Moos junior nennt es eine «erbliche Vorbelastung», da zu Hause viel diskutiert wurde. Weil die Grundwerte der Freiheit und Selbstverantwortung für Moos zentral seien, habe das mit der FDP gut gepasst.

Er könne nicht abstreiten, dass ihm die Politik in die Wiege gelegt worden sei, sagt Moos. «Wenn es um die politische Ausrichtung gegangen ist, hat es aber nie einen Zwang gegeben», erinnert sich der FDP-Mann. Er glaubt sogar, dass Kinder, denen man eine politische Richtung aufzwingen wolle, eher in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen könnten.

«Andere Familien hatten einen Fussballclub, wir die CVP»

Anna Bieri, CVP-Kantonsrätin

Moos sei lediglich dazu erzogen worden, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. «Ich habe mich als Jugendlicher schon auch von den Eltern abgegrenzt, habe es aber nie über die Politik versucht», sagt Moos. Er lasse auch seinen eigenen Kindern, von denen zwei bereits stimmberechtigt sind, ihre Wahl. Wenn seine Kinder Fragen an ihn haben, erkläre er immer zuerst sachlich und dann, was er davon halte, trenne dies aber bewusst.

Weil die Partei eigene Werte widerspiegelt

Kantonsrätin Anna Bieris Vater, Peter Bieri, war Gemeinde- und Ständerat und wie die Tochter ebenfalls bei der CVP. Sie glaubt aber nicht nur wegen ihres Vaters bei den Christdemokraten zu sein, sondern weil die Partei ihre Werte widerspiegelt. «Ich glaube massgebend ist, dass ich mich bei der CVP schlicht wohl fühle», so Bieri.

Die Familie habe aber durchaus Einfluss auf ihr politisches Interesse gehabt. «Wo andere Familien einen Fussballclub hatten, war es bei uns die CVP», erzählt Bieri. An Wahlsonntagen habe die ganze Familie mitgefiebert.

Auch die Mutter hatte einen Einfluss

Zwar habe Bieris Vater durchaus eine Vorbildfunktion gehabt und sie geprägt, in eine politische Richtung sei sie aber nie gedrängt worden. Neben dem Vater glaubt Bieri, habe auch ihre Mutter einen grossen Einfluss auf sie gehabt.

Für ihre beiden Söhne wünscht sich Bieri, dass diese einst politisch interessiert sein werden. Dass auch sie selbst politisch aktiv werden und ihrerseits in die Fussstapfen der Mutter treten, sei der CVP-Frau aber nicht wichtig.

Weitere «Polit-Dynastien»

Die Familien Bieri, Lustenberger und Moos sind keineswegs die einzigen «Polit-Dynastien» in Zug. So ist auch Anna Spescha in die SP-Fussstapfen ihres Vaters Eusebius Spescha getreten. Und Severin Hofer, letztjähriger Kantonsratskandidat, folgte ebenfalls dem Vorbild seiner Mutter Rita Hofer zur ALG.

Neuerdings gibt es im Zuger Kantonsrat ausserdem ein Geschwisterpaar. Die Familie Leemann bewegt sich in FDP-Kreisen, so überrascht es nicht, dass der Sohn Rainer Leemann nun für die Freisinnigen im Kantonsrat sitzt. Seine Schwester Manuela Leemann hat sich allerdings für einen anderen Weg entschieden und sich der CVP angeschlossen. Etwas unterscheidet aber beide Kantonsrats-Geschwister von den Eltern, denn diese haben nie ein politisches Mandat getragen.

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