Diese «Nesthäkchen» wollen im Zuger Parlament bleiben
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Zwei Jungspunde im Zuger GGR: Anna Spescha (Juso) und Joshua Weiss (FDP).
(Bild: Montage: lob)
Sie gehören zum etablierteren Zuger Politnachwuchs: Anna Spescha und Joshua Weiss sind beide für ihre Vorgänger in den Grossen Gemeinderat gerutscht – und wollen wiedergewählt werden. Sie verraten im Doppelinterview auch, wie sie mit schockierten Blicken im Rat und dem Bewusstsein umgehen, dass die polarisieren.
In Zugs Grossem Gemeinderat sitzen einige junge Kräfte – die zwei jüngsten und somit die «Nesthäkchen» sind die 23-jährige Anna Spescha von den Jungsozialisten und der 21-jährige Joshua Weiss von den Freisinnigen. Spescha ist vor einem Jahr als erste Wahl für Louis Bisig (zentralplus berichtete), Weiss vor gut zwei Jahren als Nachfolger für Etienne Schumpf nachgerutscht – obwohl er nur als fünfter Ersatzkandidat ins Rennen ging (zentralplus berichtete).
Die 23-Jährige schaffte es damit als erste Juso-Politikerin überhaupt in den Gemeinderat, Weiss ist der jüngste Gemeinderat der Stadt Zug. Letzterer hat knapp zwei, die Juso-Frau gut ein Jahr im Amt verbracht. Wir wollten von den Zuger Nachwuchs-Polithoffnungen in sieben Fragen wissen, wie sie die Zeit bisher erlebt haben – und was ihr Plan für die Wahlen im Herbst ist.
zentralplus: Wie haben Sie die Zeit bisher im Gemeinderat erlebt?
Joshua Weiss wohnt in der Stadt Zug und studiert in Fribourg Rechtswissenschaften im Bachelor. Der 21-Jährige ist seit April 2016 für die FDP im Grossen Gemeinderat. Die Politik liegt in der Familie: Mutter Andrea Sidler Weiss war in der Vergangenheit Zuger Stadträtin.
Die 23-jährige Anna Spescha studiert nebem ihrem Amt, welches sie im Januar 2017 angetreten hat, Agrarwissenschaften an der ETH Zürich. Im Sommer will sie ihr Masterstudium abschliessen. Sie ist die Tochter von Eusebius Spescha, der 12 Jahre lang SP-Stadtrat und danach bis 2014 Zuger Kantonsrat war.
Anna Spescha: Ich bin offiziell fast ein Jahr im Amt, war aber nur etwa ein halbes Jahr aktiv beteiligt. Erst im Dezember bin ich von einem sechsmonatigen Praktikum in Kolumbien zurückgekommen. Jedenfalls waren die Sitzungen für mich eine neue und sehr interessante Erfahrung.
Joshua Weiss: Meistens als sehr spannend, ich habe einen viel tieferen Einblick in das ganze Geschehen. Durch die ausführlichen Vorlagen wusste ich immer sehr detailliert, was geplant ist. Einen Vorstoss zur Zuger Finanzausgleichsreform respektive zur Finanzierung von Busverbindungen konnte ich auch schon einreichen. Obwohl ich immer noch sehr nervös bin, wenn ich nach vorne ans Rednerpult gehe, macht es mir dennoch Spass.
zentralplus: Ihr persönliches Erfolgserlebnis?
Spescha: Ich kann noch nicht wirklich eines nennen, weil ich bisher eher passiv dabei war und noch nicht so viele Voten gehalten habe. Es gibt sicher einige Sachen, die ich gerne noch machen und erleben möchte – aber das kommt alles erst noch.
Weiss: Ein konkretes habe ich nicht. Aber jedes Mal, wenn ich im Rat nach vorne gehe, habe ich das Gefühl, dass die Leute entweder sehr aufmerksam oder schockiert sind. Vielleicht von meinem Alter, vielleicht aber auch von dem, was ich zu sagen habe. Jedenfalls hören aber alle zu, wie es scheint (lacht).
zentralplus: Hatten Sie je das Gefühl, das Ihr Alter im GGR eine Rolle gespielt hat?
Spescha: Bisher hatte ich dieses Gefühl nicht. Bei meinem ersten Votum war es eher so, dass mir viele Leute zugehört haben, weil ich neu war. Wenn ich aber aktiver politisiere, könnte es meiner Meinung nach eine Rolle spielen. Aber nicht nur das Alter an sich, sondern die Kombination damit, dass ich für die Juso politisiere (lacht).
Weiss: Ich hatte am Anfang diese Befürchtung, aber ich spüre das gar nicht. Das spielt eher für mich selber eine Rolle, da ich noch nicht so viel Erfahrung, habe. Und es deshalb manchmal länger dauert, bis ich mich in die Sachgeschäfte reingelesen habe. Mittlerweile kann ich aber viel, was ich im Jura-Studium lerne, gleich anwenden.
So warb Joshua Weiss damals für seine Wahl in den GGR:
zentralplus: Bereiten Sie sich jetzt anders als früher auf die Wahlen vor? Sind Sie zuversichtlich, dass Sie wiedergewählt werden?
Spescha: Ich werde mich sicher aktiver engagieren. Für die SP wird es diesmal schwieriger werden, weil Dolfi Müller nicht mehr antritt. 2014 standen ganz klar Juso-Inhalte im Vordergrund, nun werde ich sicher mehr Wahlkampf betreiben, der auch auf meine Person bezogen ist. Und ja, ich bin zuversichtlich, dass es mit der Wiederwahl klappt.
Weiss: Vor vier Jahren war das etwas komplizierter, weil ich erst im Verlauf der Wahl 18 Jahre alt wurde und nicht klar war, ob ich kandidieren kann. Wie genau die Vorbereitung anders sein wird, kann ich aber nicht konkret sagen. Ich bin relativ zuversichtlich, was meine Wiederwahl betrifft. Sicher kenne ich jetzt mehr Leute, und ich mobilisiere auch öfters mein Umfeld.
zentralplus: Welche Kanäle bevorzugen Sie?
Spescha: Über Facebook und Instagram wird sicher einiges laufen, aber man wird mich auch öfters auf der Strasse antreffen. Dort werde ich wohl einen Mix aus Wahlkampf und Engagement für konkrete politischen Anliegen betreiben. Zum Beispiel sammeln wir für die 99%-Initiative der Juso Schweiz. Bei solchen Gelegenheiten werde ich sicher auch auf meine Kandidatur aufmerksam machen.
Weiss: Alle sagen, man soll die Social-Media-Kanäle oft nutzen – das mache ich aber nicht hauptsächlich. Aber mich stört es, wenn der Feed nur zu einem Thema vollgestopft ist und die Leute sich dann nicht selten an Diskussionen beteiligen, die – sagen wir mal – nicht zielführend sind. Deshalb bevorzuge ich andere Wege und stehe lieber im direkten Kontakt mit den Menschen.
zentralplus: Falls die Wiederwahl gelingt – was ist Ihr grösstes Anliegen, wofür werden Sie sich am meisten einsetzen?
Spescha: Die Stadt Zug soll sich nachhaltig entwickeln, wieder lebendiger werden. Ich werde mich auch wieder für mehr bezahlbaren Wohnraum und Zwischennutzungen einsetzen.
Vor gut einem Jahr wurde die Juso-Politikerin vereidigt:
Weiss: Ich bin offen für alles, was meine Mitmenschen an mich herantragen. Dinge, die sie stören. Diese probiere ich aufzugreifen und zu verändern. Ich will, dass es den Menschen in Zug gut geht, darum bin ich darauf angewiesen, dass sich die Leute bei mir oder den anderen GGR-Leuten melden. Deshalb stand ich auch voll hinter der FDP-Motion, die Reglemente überprüfen zu lassen. Ein riesiger Berg von Regeln ist nicht hilfreich, wenn man etwas anpacken will.
zentralplus: Was sind Ihre politischen Ambitionen für die Zukunft?
Spescha: Darüber habe ich in letzter Zeit viel nachgedacht. Ich schliesse im Sommer mein Studium ab – was danach kommt, ist sehr offen. Es gibt sicher Ämter, die mich interessieren, wie ein Mandat im Kantons- oder Nationalrat. Aber zuerst muss ich mich beruflich orientieren, alles Weitere wird sich zeigen.
Weiss: Ich will sicher mal im Kanton bleiben. Im Gemeinderat mein Bestes geben und dann vielleicht mal den Kantonsrat anpeilen. Über eine Funktion in Bern habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht, auch, weil das ein langer Weg ist. Ich fände es aber toll, hätte die Schweiz in Zukunft mal einen jüngeren Bundesrat.