Bilanz zur Legislatur 2019-2023

Diese Luzerner Kantonsräte fehlten am meisten

Der Luzerner Kantonsrat traf sich in der vergangenen Legislatur an 59 Tagen. (Bild: mik)

Der Luzerner Kantonsrat hat soeben zum letzten Mal in seiner jetzigen Formation getagt. Eine Auswertung von zentralplus zeigt nun, wer am meisten Absenzen zu verantworten hat. Spoiler: Es ist ein altgedientes Mitglied.

59-mal tagte der 120-köpfige Luzerner Kantonsrat in der zu Ende gehenden Legislatur. Am 27. März fand der letzte Tag der letzten Session statt. Am Sonntag werden das Parlament und die Regierung neu bestellt, im Juni findet die erste Session der neuen Legislatur statt.

Zeit für eine Auswertung der Abwesenheiten, um herauszufinden, wer im Kantonsrat Luzern wie oft fehlte. Eine Datenbank der Staatskanzlei gibt hierzu Auskunft. Und sie zeigt auf: Damian Hunkeler fehlte am meisten. Der FDP-Politiker aus der Stadt Luzern verpasste in den vergangenen vier Jahren zwölf Sitzungstage — also gut jeden fünften Tag. Das ist die mit Abstand höchste Anzahl an Absenzen. Hunkeler, der seit 2011 im Rat tätig ist, erklärt auf Anfrage: «Die Absenzen sind zurückzuführen auf Krankheitstage, eine Operation und Arbeit im Geschäft.»

Angesprochen auf den letzten Punkt, sagt er, manchmal gelte es, Prioritäten zu setzen. Trotz der verhältnismässig vielen Absenzen sagt er, er nehme sich nicht explizit vor, künftig weniger zu fehlen. Denn: «Ich fehle nicht absichtlich. Und meiner Meinung nach ist eine Absenz auch kein Indiz für gute oder schlechte Arbeit im Rat.»

Weiterbildung und berufliche Termine kollidieren mit Sessionen

Den zweiten Platz teilen sich David Roth (SP) und Roger Zurbriggen (Mitte). Beide fehlten an sieben Tagen. Der Stadtluzerner Roth erklärt seine Absenzen mit einer Weiterbildung: «Bei einer vierwöchigen Weiterbildung waren zwei Tage Absenz nicht zu vermeiden.» An zwei Tagen sei er krank gewesen und an weiteren zwei in einer vom Kantonsarzt angeordneten Corona-Isolation. Er betont, in früheren Legislaturen «fast nie» gefehlt zu haben. «Denn es ist mein Anspruch, dass man grundsätzlich präsent ist.»

Der in Neuenkirch wohnhafte Roger Zurbriggen hatte wie erwähnt ebenfalls sieben Absenzen. Er gibt als Erklärung «berufliche Konflikte» an. Er sei sich bewusst, dass die Termine der Kantonsratssessionen Jahre zuvor bekannt seien. «Aber manchmal ist man im Geschäft einfach fremdbestimmt», sagt der Geologe. Er gibt sich zuversichtlich, dass er – sollte er wiedergewählt werden – nicht mehr so oft abwesend sein wird, da er mittlerweile nicht mehr bei einem internationalen Konzern arbeite.

«Wenn jemand krank ist, kann man nichts machen»

Bleibt noch der Blick auf die Fraktionen. Da sind die SP und die SVP diejenigen, die im Verhältnis am meisten Absenzen zu verzeichnen haben. Die Sozialdemokraten hatten im Kantonsrat 19 Sitze inne, wobei sie auf total 38 Absenztage kommen. So hat theoretisch jedes SP-Mitglied zweimal gefehlt. Auffallend: Eine Auswertung der «Luzerner Zeitung» zeigte bereits 2017, dass die SP von 2015 bis 2017 die Partei mit den meisten Absenzen war.

«Wenn jemand krank ist, kann man nichts machen.»

Marcel Budmiger, SP-Fraktionspräsident

Fraktionspräsident Marcel Budmiger verweist auf Krankheitsfälle und Mutterschaftsabsenzen. «Wir halten unsere Leute an, im Rat anwesend zu sein. Denn wir haben eine langfristige Planung.» Für ihn gibt es beim Thema Mutterschaft Handlungsbedarf im Kantonsrat. Das Thema werde aktuell debattiert, beispielsweise, ob eine Stellvertretungsregel eingeführt werden soll. Deshalb hofft Budmiger mittelfristig auf Besserung. «Aber bei Krankheiten ist es halt einfach so: Wenn jemand krank ist, kann man nichts machen.»

Das exakt gleiche Absenzenverhältnis wie die SP weist die SVP auf, die bei 22 Sitzen auf 44 Absenztage kommt. Die Fraktionsvorsitzende Angela Lüthold sagt gegenüber zentralplus, dass sie sich der verhältnismässig vielen Absenzen «nicht so bewusst» gewesen sei. «Schliesslich trägt jedes Mitglied selbst die Verantwortung dafür. Ich bin aber überzeugt, dass unsere Leute die Anwesenheit ernst nehmen und dass ich sie nicht mit einer Peitsche antreiben muss.» Auch Lüthold sieht vor allem krankheitsbedingte Ausfälle als Grund. Manchmal gebe es aber auch Terminkonflikte mit dem Arbeitgeber oder dem eigenen Geschäft. «Da gilt es zu priorisieren.»

Kleine Fraktion ist die disziplinierteste

Übrigens: Die disziplinierteste Fraktion war die GLP, also die kleinste. Die Grünliberalen, die 8 Sitze innehatten, kamen auf lediglich 7 Absenztage. Für Fraktionspräsidentin Claudia Huser kommt der Spitzenrang nicht überraschend, wie sie sagt. «Pro Person ist man bei uns für eine Kommission zuständig, weswegen die Präsenz sehr wichtig ist.» Jedes Mitglied sei sich bewusst, dass man wirklich nur dann fehlen dürfe, wenn es nicht anders gehe. «Sonst haben die Fraktionskollegen einen massiven Mehraufwand.»

Verwendete Quellen
  • Liste der Staatskanzlei zur An- und Abwesenheit der Kantonsräte
  • Schriftlicher und mündlicher Austausch mit Damian Hunkeler, David Roth, Roger Zurbriggen, Marcel Budmiger, Angela Lüthold und Claudia Huser
  • Artikel der «LZ»
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