Damian Hunkeler wartet auf seine Chance

Die Wachablösung bei der Luzerner FDP stockt

Damian Hunkeler setzt zum zweiten Mal zum Sprung in den Nationalrat an. (Bild: mam)

Zwei Altgediente verteidigen die beiden Luzerner FDP-Sitze im Nationalrat. Das lässt nicht viel Platz für andere Liberale mit Ambitionen. Dabei steht ein Stadtluzerner schon länger für die Wachtablösung bereit – auch wenn er jüngst wenig zu lachen hatte.

Auf den ersten Blick scheint der Nationalratswahlkampf für neue Kandidaten in Luzern aussichtslos. Alle zehn Bisherigen treten wieder an – und zu allem Übel gibt es einen Sitz weniger zu besetzen.

Bei der CVP kandidiert alles, was Rang und Namen hat, um die minimale Chance auf die Rettung des dritten Mandats zu wahren. Bei der SP wollen es nebst der bisherigen Prisca Birrer-Heimo die auffälligsten Politiker der Partei wissen und bei der SVP tritt praktisch in jedem Wahlkreis der bestgewählte Kantonsrat an. Sie alle wollen ihrer Partei helfen, das bestmögliche Resultat zu erzielen, auch wenn die eigene Chance auf einen Sitzgewinn als minimal beurteilt werden muss.

Ganz anders bei der Luzerner FDP. Dort hat die Aussichtslosigkeit zu einer Lethargie geführt. Die FDP-Hauptliste gilt als schwach. Neben den Bisherigen Peter Schilliger und Albert Vitali stehen fünf Quereinsteiger darauf. Dazu die Kantonsräte Helen Schurtenberger und Damian Hunkeler.

Die interessanteste Personalie ist Damian Hunkeler. Urban, offen, geschäftstüchtig – wie man sich einen städtischen Liberalen vorstellt.

Er ist selber Unternehmer mit eigenen Firmen, und nimmt mit seinen Mandaten die Interessen von Gleichgesinnten wahr. Er hat sich als Kantonsrat und Mitglied der Finanzkommission einen Ruf als kompetenter und geradliniger Finanzpolitiker geschaffen.

Fester Platz in der Gesellschaft

Und er verströmt auch einen Hauch von Glamour: Nicht nur als Mitglied der Zunft zu Safran und Fritschivater des Jahres 2012. Fotogen und gepflegt lachte er schon für eine nationale Kampagne von den Plakatwänden der Schweiz (zentralplus berichtete). Zudem gehört er gewissermassen zu einer politischen Dynastie – ist Schwiegersohn von Edi Engelberger, einem einflussreichen früheren FDP-Nationalrat aus Nidwalden.

Eine Aufgabe, die schmerzt

Zum zweiten Mal nach 2015 tritt er nun auch als Kandidat für die Nationalratswahlen an. Beschäftigt hat er sich während des letzten halben Jahres aber mit etwas anderem: Der Liquidation der eigenen Firma, Waser Küchenbau. 16 Jahre lang hat er sie «mit Herzblut» geführt, wie er sagt. Zuletzt sah er keine Chance mehr, seinen Mitarbeitern eine solide Zukunft bieten zu können.

Zu klein waren die Margen für einen Betrieb seiner Grösse geworden. Übernehmen werden in der Branche auf mittlere Frist grosse Küchenbauer, die Skaleneffekte im Einkauf besser nützen können. Oder aber kleine Schreinereien, die Holzarbeiten beisteuern und in die Preiskalkulation einfliessen lassen können. Für mittelgrosse Unternehmen sieht es nicht gut  aus.

«Ich wollte vor allem, dass niemand zu Schaden kommt», sagt Hunkeler. Deshalb habe er «frühzeitig und organisiert» gehandelt, bevor es zu spät gewesen sei.

«Mein oberstes Ziel war, dass alle meine Angestellten einen neuen Job finden», sagt er. «Das habe ich geschafft.» Dann sei es darum gegangen, die bereits laufenden Projekte abzuwickeln.

«Wenn ich mir nicht eine Chance ausrechnen würde, wäre ich nicht angetreten.»

Damian Hunkeler, Nationalratskandidat FDP

Schliesslich um Garantiefragen, die geregelt werden mussten. Jetzt steht das Kapitel Küchenbau für Hunkeler vor dem Abschluss. Die Ausstellungsräume in Kriens und Hergiswil sind geräumt, die letzten Angestellten werden sich bald verabschieden.

Beratungsfirma reaktiviert

Langweilig wird es Hunkeler nicht. Waser-Küchenbau nahm etwas mehr als die Hälfte von Hunkelers Zeit in Anspruch. Daneben versah er immer schon Mandate und betrieb Politik. Derzeit führt er eine Beratungsfirma in seinem Briefkopf. «Die war einige Zeit inaktiv. Ich habe sie reaktiviert», sagt er. So oder so wolle er nichts überstürzen und sich Zeit lassen.

Ein Sitz im Nationalrat wäre für ihn eigentlich eine perfekte Ergänzung. Doch das wird wie gesagt knifflig. Die beiden arrivierten FDP-Nationalräte Peter Schilliger (60) aus Udligenswil und Albert Vitali (64) aus Oberkirch wollen es noch mal wissen und treten für eine weitere Amtszeit an.

Noch nicht müde: Albert Vitali (links), hier mit FDP-Bundesrat Ignazio Cassis und Parteipräsidentin Petra Gössi.

«Ich bin mir bewusst, dass es schwierig wird, mehr Stimmen zu machen gegen Bisherige», sagt er. «Aber wenn ich mir nicht eine kleine Chance ausrechnen würde, wäre ich nicht zur Wahl angetreten», sagt Hunkeler.

Geeignet für Finanzkommission

Als Minimalziel definiert Hunkeler bei den Wahlen den dritten Platz auf  der FDP-Liste. Sollte er gewählt werden, will er sich vorab in der Kommissionsarbeit engagieren. «Damit kann man in Bern am meisten bewegen.»

Mit seinem kaufmännischen Hintergrund und dem MBA wäre die Finanzkommission für Hunkeler wie geschaffen. «Aber aussuchen kann man sich das in der ersten Legislatur nicht», meint er. Auch andere Aufgaben werde er begeistert übernehmen.

Vitalis einflussreiche Posten

In der nationalrätlichen Finanzkommission, die das Budget des Bundes mitbestimmt und wichtig ist, sitzt indes schon ein Luzerner Freisinniger – Albert Vitali. Er ist auch Präsident der Finanzdelegation, welche die Haushaltsführung des Bundes überwacht.

Da verwundert es nicht, dass Vitali motiviert ist, weiterzumachen. «Ich freue mich, für die guten finanzielle Lage des Bundes mitbesorgt sein zu können», sagt er. «Dafür will ich mich mit ganzen Kräften auch in Zukunft einsetzen.»

In Rente mit 68?

Doch Vitali ist auch in einem Alter, in dem die meisten Menschen kürzertreten und sich auf den Ruhestand vorbereiten. Nach weiteren vier Jahren im Haifischbecken der grossen Parlamentskammer wäre der Treuhänder vom Sempachersee 68 Jahre alt.

Politische Beobachter fragen sich daher, ob Vitali die kommende Legislatur zu Ende bringt. Tritt er vorzeitig zurück, könnte Hunkeler nachrutschen, sofern er sich als Dritter auf der FDP-Liste klassiert.

Inhaltliches Problem

Auch der andere Luzerner Freisinnige im Nationalrat schwächelt. Peter Schilliger (60) trat 2012 die Nachfolge des populären Otto Ineichen an, als dieser 70-jährig im Amt verstarb. Der frühere Gemeindepräsident von Udligenswil und Unternehmer im Haustechnikbereich verfügt über grossen politischen Gestaltungswillen. Der hat ihn aber kürzlich in eine missliche Lage gebracht.

Schilliger gilt wie sein Berner Parteikollege Christian Wasserfallen als Hardliner in der Energiepolitik. Beide leisteten Widerstand gegen die Parteipräsidentin Petra Gössi, welche der FDP einen grüneren Kurs verordnen wollte. Nachdem die freisinnige Basis entschieden hat, Gössi und ihrem Ansinnen den Rücken zu stärken, muss sich Schilliger neu orientieren.

Schilliger bleibt Energiepolitiker

Schilliger sieht das freilich anders: «Ich habe bei der Erarbeitung der enstprechenden Grundlagenpapiere der Partei ja selber mitgewirkt», sagt er. Er hätte bei einigen Details anders entschieden. Aber selbstverständlich gelte es, den Richtungsentscheid der Basis zu befolgen.

Will in Bern weiter ein Wörtchen mitreden: Peter Schilliger.

Die Auseinandersetzung scheint Schilliger also die Lust am Politisieren nicht genommen zu haben. Er wolle auch in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek) bleiben, die sich mit dem Atomausstieg und der Energiestrategie beschäftigt, sagt er gegenüber zentralplus. Vorausgesetzt die FDP-Fraktion sei einverstanden. «Ich stehe ja auch der freisinnigen Abordnung in der Kommission vor.»

Stadtluzerner warten

Der Mann aus dem Habsburgeramt ist gut in der nahen Kantonshauptstadt vernetzt. Ein Stadtluzerner Freisinniger ist er deswegen aber noch nicht. Die Ortspartei, die so lange die Geschicke der Stadt und einst zeitweise auch des Kantons bestimmte, hat seit dem Rückzug von Georges Theiler aus dem Ständerat niemanden mehr in Bundesbern.

Mit Damian Hunkeler könnte die Stadtpartei mit ihrer stolzen Tradition aber doch wieder ein Mandat erringen. Wenn nicht in den Wahlen, so doch vor Ablauf der Legislatur, falls einer der Bisherigen dies möglich macht. 

Wachtablösung steht an

Peter Schilliger, der von 2006 bis 2015 Präsident der kantonalen FDP war, erläutert seine Strategie: Bei jedem Wahltermin solle es bei einem der vier wichtigen Mandate der Luzerner FDP zu einem Wechsel kommen. Also entweder im Regierungsrat, im Ständerat oder bei den beiden Nationalratssitzen.

«Heuer hat das mit Regierungsrat Fabian Peter (43) gut geklappt», sagt Schilliger. In seiner Logik steht die Wachtablösung im Nationalrat also erst in vier Jahren an. «Wobei die Partei bei einer der nächsten beiden Wechsel möglichst eine Frau lancieren sollte», findet er.

Vielleicht ist das für die Kandidaten, die derzeit auf der FDP-Hauptliste nachdrängen, zu spät. Damian Hunkeler müsste ein drittes Mal für den Nationalrat kandidieren. Er wäre dann schon 60 Jahre alt.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Herbert
    Herbert, 27.09.2019, 14:42 Uhr

    Bei dieser Lobhudelei fragt man sich, warum der Artikel nicht als Publireportage gekennzeichnet ist…

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 27.09.2019, 14:12 Uhr

    Gähn, gähn. Statt älterer Herren, die Politik für ältere Herren (und ganz selten auch Damen) machen, wähle ich lieber junge Frauen. Die haben mehr Pfupf und bringen unseren Kanton auch wirklich vorwärts!

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