Historisches Restaurant am Fusse des Zugerbergs

Die Stadt Zug sucht einen «versierten» Pächter für den «Röthelberg»

Restaurant Röthelberg mit der Scheune.

(Bild: mam)

Das Restaurant Röthelberg an historischem Standort soll neue Pächter erhalten. Dass damit Bewegung in die Causa Röthelberg kommt, freut gewisse Politiker. Sie warfen der Stadt, der Besitzerin des Lokals, in der Vergangenheit Initiativlosigkeit vor.

Während die Restaurants in Zug wegen Corona leise vor sich hin dämmern und darauf warten, dass der Bundesrat grünes Licht für die Wiedereröffnung gibt, sucht die Stadt Zug nach Pächtern für ein stadtbekanntes Restaurant. Lange haben Interessenten nicht Zeit, um sich zu bewerben: Die Frist läuft bis zum 31. Mai 2021.

Der Gastrobetrieb Röthelberg in Zug soll per Mai 2022 neue Betreiber erhalten. Dies, da die aktuellen Betreiber, das Ehepaar Albertella, in den Ruhestand treten. André Wicki, der zuständige Stadtrat, erklärt auf Anfrage: «Die künftige Pächterin oder der zukünftige Pächter soll frischen Wind in das Traditionslokal bringen, jedoch auch Erfahrung mit der Führung eines vergleichbaren Gastronomiebetriebes haben.» Man suche eine Persönlichkeit, die als «versierte Gastgeberin» im Restaurant Röthelberg wahrgenommen werde.

Eine zähe Angelegenheit

Der Ausschreibung geht bereits eine lange Geschichte in der Sache Röthelberg voraus. 2012 hatte die Stadt Zug die Liegenschaft für fünf Millionen Franken gekauft. Ziel war es, das historische Ensemble zu erhalten und dieses weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damals erhielt der Stadtrat vom Parlament den Auftrag, auf dem Röthelberg ein Restaurant «für alle Zugerinnen und Zuger» zu machen.

Daraufhin wurden Nutzungskonzepte erarbeitet und Konzepte geprüft. Ein Prozedere, das sich bis 2017 mehrmals wiederholte. Der Pachtvertrag mit den Albertellas, welche das Restaurant seit vielen Jahren betreiben, wurde mehrmals verlängert.

«Will man prüfen, ob weitere Überprüfungen geprüft werden müssen?»

GLP-Gemeinderat Stefan W. Huber in einem Votum 2017

2017 reichte sie beim Stadtrat eine Interpellation ein. Die beiden Interpellanten Stefan W. Huber und David Meyer wollten etwa wissen, was die Exekutive in der Sache seit dem Kauf im Jahr 2012 unternommen habe und ob er bereits konkrete Pläne und erarbeitete Konzepte habe. Dies insbesondere, weil das Restaurant mit Blick über die Stadt dereinst ein Lokal für alle sein solle. «Was will man denn jetzt noch prüfen?», wunderte sich der Gemeinderat Stefan W. Huber damals während einer GGR-Sitzung. «Ob das geprüfte Nutzungskonzept einer erneuten Überprüfung standhält, oder will man prüfen, ob weitere Überprüfungen geprüft werden müssen?»

Nach der Kritik der GLP, welche in einer Pachtverlängerung mündete, ist es wieder still geworden um den Röthelberg. Bis zur aktuellen Ausschreibung.

Die umgebaute Scheune soll den Zugern dienen

Bis heute ist der Röthelberg ein eher hochpreisiger Gastrobetrieb. Die Krux: Das Restaurant ist relativ klein. Um den nötigen Umsatz einigermassen zu erwirtschaften, müssen die Preise entsprechend hoch sein. Schon 2017 war aus diesem Grund geplant, dass man die anliegende Scheune ausbaut und, zumindest im Sommer, für den Gastrobetrieb nutzt.

Das sei auch jetzt noch geplant, erklärt Wicki: «Die Scheune wird erneuert und ausgebaut. Ideen zur Aktivierung und Nutzung der Räume sind mit der Bewerbung einzureichen. Durch den Zeitpunkt der Ausschreibung besteht die Möglichkeit, allfällige Anpassungen einfliessen zu lassen.»

Der Zuger Finanzchef André Wicki

Zudem habe man den Vorstand der Nachbarschaft Röthel eingeladen und das angestrebte Konzept, die Ausschreibung und die Pläne präsentiert. «Die Scheune und das Ökonomiegebäude sollen für alle nutzbar sein. Ob dies ein Anlass der Nachbarschaft Röthel, eine Hochzeit, ein Bankett oder ein sonstiger Anlass ist», so der SVP-Stadtrat. «Die Organisation und die Abwicklung dazu läuft über die zukünftigen Gastronomen», so Wicki weiter.

Einen Pächter finden, in dieser Zeit?

Dass nun ein neuer Pächter für das Restaurant gesucht wird, begrüsst Gemeinderat Stefan W. Huber sehr. «Obwohl es sich um eine schwierige Zeit für eine Ausschreibung handelt. Man will langfristige Planungssicherheit. So kurzfristig gibt es wohl wenige Gastronomen, die sich auf solch neues Territorium wagen», sagt der Grünliberale. Er wisse von mehreren Lokalen in der Stadt, welche aufgrund der Coronakrise dicht machen müssten. «Ich vermute daher, dass die jetztige Bewerbungsfrist von Ende März verlängert wird.»

Der Stadtrat sagt dazu: «Ob sich eine Gastronomin oder ein Gastronom mit einem neuen Projekt beschäftigt, sollte unabhängig von der aktuellen Lage entschieden werden. Wir glauben, dass der Röthelberg interessante Möglichkeiten für viele Gastronomen bietet.»

«Die Stadt Zug mischt sich nicht in die Positionierung und Preisgestaltung eines privaten Unternehmens ein.»

André Wicki, Zuger Finanzchef

Ein Restaurant «für alle Zugerinnen und Zuger» wurde einst vom Grossen Gemeinderat gefordert. Gemäss Stadtrat ist nicht geplant, dass es sich beim neuen Betrieb um einen mit explizit moderaten Preisen handeln werde. «Standort, Tradition und Konfiguration des Restaurants sprechen für eine qualitativ hochwertige Ausrichtung. Dies muss keineswegs mit teuer oder elitär gleichgesetzt werden», so Wicki. Und weiter: «Die Stadt Zug mischt sich nicht in die Positionierung und Preisgestaltung eines privaten Unternehmens ein.»

Die neue Pächterin oder der neue Pächter müsse seine kulinarischen und betrieblichen Vorstellungen umsetzen und verantworten. «Wir werden bei der Auswahl darauf achten, dass ein plausibles Konzept mit Bezug zum Standort ausgewählt wird, und wir sind überzeugt, dass wir die richtigen Gastronomen für diesen wunderschönen Ort finden werden», so Wicki weiter.

Auch GLP will keine starren Preise

Was sagt Stefan W. Huber zu dieser Haltung? «Ich kann durchaus hinter André Wickis Aussage stehen. Das Restaurant ist in einer sehr wohlhabenden Umgebung quartiert – deshalb finde auch ich, dass die Qualität eher bevorzugt werden sollte. Ich sehe es auch so, dass dies nicht unbedingt mit dem Preis korrelieren muss.» Denn sowohl der Wirt als auch die Stadt hätten Interesse an einem erfolgreichen Betrieb, weshalb es bezüglich der Preise keine starren Vorgaben brauche.

Es bleibt abzuwarten, ob das Konzept der neuen Pächter auch den Zuger Otto Normalverbraucher respektive Normalverdiener erreichen wird.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marcel Baumann
    Marcel Baumann, 03.03.2021, 05:09 Uhr

    Bevor ich so weit nach oben fahre, fahre ich lieber irgend wo am See oder nach Zürich was essen.. der Laden ist mega klein und zudem die Lage total unvorteilhaft… dann lieber abreissen und anständige Wohnungen bauen lassen

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