Ergattern die Linken einen dritten Nationalratssitz?

Die Luzerner SP hofft auf grüne Stimmen

Die Klimadebatte sorgt insbesondere bei den Parteien für Rückenwind, die «grün» im Namen tragen. (Bild: Pascal Kipf)

Die Ausgangslage der Luzerner Linken bei den kommenden nationalen Wahlen sind vielversprechend. Auch wenn die etablierte SP derzeit zusehen muss, wie die Grünen dank Klima-Debatte viel deutlicher im Aufwind sind. Was heisst das für die Wahl?

Zyniker würden behaupten, dass der Klimawandel nicht für alle schlecht ist. Gerade Parteien, die im Oktober bei den nationalen Wahlen mitmischen und sich Umweltthemen verschrieben haben, befinden sich im Aufwärtstrend.

Die Ergebnisse der Luzerner Wahlen letzten Frühling bewiesen es, das Wahlbarometer des Meinungsforschungsinstituts Sotomo belegt ausserdem, dass dieser Trend schweizweit auch weiterhin anhält.

Gemäss dieser nationalen Prognose konnten die Grünliberalen den Wähleranteil seit letztem Oktober von 5,7 auf 6,9 Prozent erhöhen. Die Grünen erreichten in derselben Zeitspanne gar einen Wähleranstieg um 1,8 Prozent, von 8,7 auf 10,5 Prozent, glaubt man der Prognose. Womit die Grünen die CVP vom fünften Rang verdrängt. Dies gilt für den nationalen Trend.

Doch auch in Luzern darf das linke Lager optimistisch sein. Derzeit hat man zwei der (noch) zehn Sitze inne. Für einen dritten dürfte es jedoch dank der Listenverbindung zwischen GLP, Grüne und SP reichen (zentralplus berichtete). Insbesondere GLP und SP können sich reelle Chancen auf einen Sitz ausrechnen. Die GLP hatte den Nationalratssitz von Roland Fischer 2015 verloren, der Weg zurück ins Bundeshaus ist vergleichsweise kurz. Die SP steigt mit renommierten Kandidaten ins Rennen und geniesst in Luzern überdies einen höheren Wähleranteil als die Grünen. Eines jedoch könnte der SP ungelegen kommen.

Gleiche Haltungen, unterschiedliche Zugpferde

Zwar stimmt die SP in Sachen Umweltschutz meist identisch ab wie die Grünen, doch profiliert sie sich nicht verstärkt über umweltpolitische Anliegen. Das könnte, gerade im Hinblick auf die kommende Wahl, zum Nachteil werden. Denn immerhin hofft die SP neben jenem von Prisca Birrer-Heimo auf einen zweiten Nationalratssitz.

Der Luzerner SP-Präsident David Roth erklärt auf Anfrage: «Grundsätzlich ist es gut, wenn die politische Linke gestärkt wird. Darum geht es primär.» Mit 90-prozentiger Sicherheit werde es der Listenverbindung zwischen Grünen, GLP und SP zu einem dritten Sitz reichen, schätzt Roth ein. «Jetzt ist aber die Frage, ob er bei der GLP oder der SP landet. Wenn die SP doppelt so stark ist wie die GLP, fällt der Sitz der SP zu.» Das sei bei der SP an den kantonalen Wahlen ganz knapp gewesen.

«Es könnte gut sein, dass einige grüne Wähler die SP-Liste nehmen, damit der Sitz nicht der GLP zufällt.»

David Roth, SP-Kantonalpräsident

Dass die Grünen neben dem Sitz von Michael Töngi einen zweiten Sitz machen, ist unwahrscheinlich, schliesslich müssten diese dazu die SP übertrumpfen. Das Chancenverhältnis, ob der gewonnene Sitz zugunsten der Grünliberalen oder den Sozialdemokraten geht, schätzt Roth auf fifty-fifty.

«Unsere Erfolgschancen hängen stark davon ab, wie sehr die linken Wähler taktisch wählen», so Roth. Will heissen: «Da die Grünen und die SP sich traditionell nahe stehen, könnte es gut sein, dass einige grüne Wähler die SP-Liste nehmen, damit der Sitz nicht der GLP zufällt», so Roth.

Und weiter: «Die SP ist eben nicht nur grüner als die GLP, sondern vor allem auch sozialer und den Grünen so näher.» Die grünen Wähler könnten für die Sozialdemokraten also zum Zünglein an der Waage werden.

Frey hofft auf Zug und Schwyz

Bei den Grünen wird man zuerst an den eigenen Wähleranteil denken, bevor man sich auf diese taktischen Spiele einlässt. Und es sieht ja durchaus gut aus. Doch Kantonalpräsident Maurus Frey bleibt trotz den aktuellen Umfragewerten skeptisch. «Es liegt nicht in unserem Naturell, bei guten Umfragewerten übermütig zu werden.» Auch wenn Frey beteuert, dass es höchste Zeit sei, dem Umweltschutz die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.

«Für mich persönlich ist fraglich, wie viel Rückhalt dem bei den Mitteparteien neu entdeckten Klimagewissen nach dem ersten Besuch der Lobbyisten bleibt», gibt Frey jedoch zu bedenken. Weil ihm gerade auch der «verletzliche Innerschweizer Alpenraum» am Herzen liege, hoffe der Kantonalpräsident nicht nur auf den Erfolg in Luzern, sondern auch darauf, «dass es den grünen und linken Kräften in Nachbarkantonen wie Zug und Schwyz» gut läuft.

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