Ständeratswahlen Luzern

Die Herren stehen den Damen vor der Nase

Wer schafft es im zweiten Wahlgang vom Sonntag? Konrad Graber (CVP, links) und Damian Müller sind die Favoriten, Prisca Birrer-Heimo (SP, links) und Yvette Estermann (SVP) die Aussenseiterinnen. (Bild: Bildmontage Alain Brunner)

Wer schafft den Sprung ins Stöckli – die Antwort auf diese Frage scheint ziemlich klar zu sein: Konrad Graber (CVP) und Damian Müller (FDP) müssen sich vor der Konkurrenz von rechts und links nicht wirklich fürchten. Spielverderberin könnte höchstens die SP-Frau Prisca Birrer-Heimo sein. Darauf hat aber auch die Stimmbeteiligung einen Einfluss.

Zuerst die Fakten: Konrad Graber von der CVP verpasste im ersten Wahlgang vom 18. Oktober das absolute Mehr nur knapp, machte aber klar am meisten Stimmen. Seine Wahl scheint so gut wie sicher zu sein. Graber gilt als erfahrener Mitte-Politiker, der bereits seit acht Jahren im Ständerat ist. Seine ablehnende Haltung gegenüber einer zweiten Gotthardröhre bringt ihm Sympathien aus dem linken Lager ein. Die Wahlschlappe seiner Partei scheint ihm hingegen nichts anhaben zu können.

Müller auf der Zielgeraden

An zweiter Stelle positioniert sich Damian Müller von der FDP. Sein starkes Ergebnis im ersten Durchgang war einigermassen erstaunlich. Der junge Seetaler ist politisch noch relativ unerfahren, deshalb zweifelten einige, ob er das schwere Erbe des abtretenden Georges Theiler antreten und den Sitz, der seit 60 Jahren in den Händen der Liberalen ist, verteidigen kann. Er kann, wie es scheint: Mit einem äusserst aktiven, teuren und omnipräsenten Wahlkampf machte er rund 18’000 Stimmen mehr als seine Verfolgerinnen der SP und SVP.

Konrad Graber verpasste im 1. Wahlgang das absolute Mehr um weniger als 2'000 Stimmen (Bild: wahlen.lu).

Konrad Graber verpasste im 1. Wahlgang das absolute Mehr um weniger als 2’000 Stimmen (Bild: wahlen.lu).

Abgeschlagene Verfolgerinnen

Prisca Birrer-Heimo, Nationalrätin und oberste Konsumentenschützerin, hat zwar das drittbeste Resultat im 1. Wahlgang erzielt und in der Stadt Luzern die meisten Stimmen gemacht. Dennoch liegt sie weit hinter Müller zurück. Auch Yvette Estermann, Nationalrätin der SVP und bekannt für spezielle politische Vorstösse – etwa ihren Kampf gegen die Sommerzeit –, ist mit gut 37’000 Stimmen wohl keine echte Gefahr für die beiden Herren in der Pole-Position. Ganz zu schweigen vom parteilosen Rudolf Schweizer, der ohne jede Wahlchance antritt.

Für SP und SVP erschwerend dürfte auch der Umstand sein, dass FDP und CVP gemeinsame Sache machen und ein sogenanntes «Päckli» geschnürt haben. «Die gemeinsame Liste hatte bereits im ersten Wahlgang grossen Einfluss», sagt Olivier Dolder von Interface Politikstudien in Luzern. So habe Müller von den CVP-Wählern viele Stimmen erhalten. «Das wird auch jetzt wieder so sein.»

«Damian Müller wird wahrscheinlich ähnlich viele Stimmen machen wie am 18. Oktober. Das genügt.»

Olivier Dolder, Polit-Experte

Deshalb ist das wahrscheinlichste Szenario, dass FDP und CVP das Rennen machen werden. Dass Yvette Estermann der FDP zwar Stimmen wegnehmen wird, ist absehbar, wird aber kaum von entscheidender Bedeutung sein. «Damian Müller hat im ersten Durchgang knapp 42 Prozent der Wählerstimmen gewonnen, das entspricht etwa der Stärke von FDP und CVP», so Dolder. Auch wenn also die SVP-Basis stramm auf ihre Kandidatin setzt, dürfte es der FDP dennoch problemlos reichen.

Die Stimmen der Mitte genügen

Auch von links wird Damian Müller wenig Unterstützung bekommen. «Viele linke Wähler werden nur Birrer ihre Stimme geben, manche werden Birrer und Graber wählen», sagt der Polit-Experte. Trotzdem wird es reichen: «Er wird wahrscheinlich ähnlich viele Stimmen machen wie am 18. Oktober. Das genügt.»

Einfluss wird auch die Stimmbeteiligung haben. Die knapp 50 Prozent vom ersten Durchgang werden diesen Sonntag wohl nicht mehr erreicht. «Wahrscheinlich werden es gegen 40 Prozent sein, die in der Stadt an die Urne gehen», sagt Thomas Zumbühl, Leiter Wahlen und Abstimmungen auf Anfrage. Fragt sich, welche Wähler zu Hause bleiben: Die der Mitte, welche ihre Schäflein bereits im Trockenen wähnen? Oder die Polparteien, welche es nicht mehr schaffen, zu mobilisieren, weil eh schon alles klar zu sein scheint?

«Eine hohe Stimmbeteiligung nützt vor allem den Polparteien», so Dolder. Die Mitte hat viele Stammwähler, die treu an die Urne gehen. Eine niedrige Stimmbeteiligung kommt also eher CVP und FDP zugute. In der Stadt, wo Birrer besonders viele Stimmen holte, wirkt sich dies für die Linke besonders negativ aus.

Höchstens Birrer-Heimo könnte noch für Aufsehen sorgen

Also ist alles klar und die Spannung weg? Ganz abschreiben will Dolder die beiden Kandidatinnen der SVP und SP nun doch nicht. Yvette Estermann werde wohl kaum ausserhalb ihrer Partei Stimmen erhalten. Aber Prisca Birrer-Heimo sei doch nicht gänzlich chancenlos. Wer weiss, vielleicht bekommt sie ja doch Stimmen von der CVP, welche die Wahlsiege der rechten Parteien damit etwas abdämpfen möchte. Aber so richtig daran glauben kann der Politologe nicht. «Wenn es eine Überraschung gibt, dann wäre es Prisca Birrer-Heimo. Aber das wäre schon fast eine Sensation.»

 

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