Drei Vorlagen beschäftigen die Gemeinde

Die Chamer entscheiden, wie hübsch ihr Dorfzentrum wird

Die Fahrbahn in Cham soll künftig mit breiten Betonstreifen optisch verkleinert werden. (Bild: zvg)

Wie soll das Zentrum von Cham bald aussehen? Darüber entscheidet die Stimmbevölkerung am 24. November. Konkret geht es um einen Kredit von 24 Millionen Franken. Auch über Schulraum und Fotovoltaik wird abgestimmt.

Während den Stosszeiten herrscht in der Gemeinde Cham stets reger Betrieb. Auto reiht sich an Auto, man kommt nur schleichend voran. Das soll sich mittelfristig ändern. Das Verkehrsregime «Autoarmes Zentrum Cham» (AAZ) ist bereits gesetzt. Es bildet eine wesentliche flankierende Massnahme der Umfahrungsstrasse Cham-Hünenberg (UCH), die sich derzeit im Bau befindet.

Künftig herrscht im Dorfzentrum Tempo 30. Ausserdem werden in Zukunft Automobilisten gebüsst, die das Zentrum durchqueren, ohne dort länger als 10 Minuten zu verweilen. Daran wird die kommende Abstimmung nichts ändern. Les jeux sont faits.

Was jedoch noch nicht geregelt ist, ist die Gestaltung des zentralen Strassenraums. Mit dem vorliegenden Projekt geht es darum, Cham zu einem freundlicheren Ort zu machen, der Raum bietet für Begegnungen und der Lust zum Verweilen macht. Insgesamt soll der Strassenraum so gestaltet werden, «dass die Fortbewegung sowie der Aufenthalt im Zentrum angenehm sind und durch ein gutes Siedlungsklima, unter anderem durch Schaffung von mehr Grünraum, unterstützt wird».

24 Millionen Franken für ein freundliches Dorfzentrum

Um den unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Bedürfnissen zu entsprechen, wurde bereits 2022 ein Projektwettbewerb durchgeführt. Im vergangenen Jahr konnte sich die Chamer Bevölkerung zum Siegerprojekt äussern (zentralplus berichtete). Dieses wurde im Nachgang entsprechend angepasst.

Doch was erhält die Bevölkerung nun tatsächlich für die 24 Millionen Franken, über die sie abstimmt? Tatsächlich geht es beim Kredit für die Gestaltung des AAZ um mehr als um ein paar Bäumchen und Blumenbeete.

Die Gemeinde will, dass viele Anspruchsgruppen durch die Umgestaltung einen Nutzen erhalten. So etwa sollen Fussgängerinnen deutlich mehr Raum bekommen als bisher. Im Zuge dessen wird die Fahrbahnbreite reduziert. Dies wird optisch untermalt durch breite Betonbänder beidseitig der Fahrbahn. Daneben sollen sich Grünflächen, Bäume und entsiegelte Parkplätze abwechseln. Hier wird das Prinzip einer Schwammstadt für ein optimiertes Stadtklima sorgen. Gemäss Vorlage soll es künftig gleich viele Parkplätze geben wie heute. Daneben sind zusätzliche Veloabstellplätze geplant.

Im blauen Teil dürfen Autos künftig nur noch beschränkt fahren. (Bild: zvg)

Fussgängerstreifen kommen teils weg

Aufgrund der geringeren Zahl an Autos sollen Fussgänger künftig die Fahrbahn flexibel überqueren können – losgelöst von Fussgängerstreifen. Zu diesem Zweck plant die Gemeinde grossflächige, gut sichtbare Belagselemente bei wichtigen zentralen Strassenquerungen. Dazu kommen Fussgängerstreifen bei Hauptschulwegen.

Im Kredit mitgedacht sind auch die Kosten für die Detailplanung, welche bis Ende 2025 abgeschlossen sein sollte. Nicht im vorliegenden Konzept enthalten ist indes die Umgestaltung der drei zentralen Plätze in Cham, nämlich der Dorf-, der Kirch- sowie der Rigiplatz. Dies aufgrund ihrer «vielfältigen Nutzungsansprüche und komplexen Eigentumsverhältnisse».

Zwar entscheidet die Chamer Stimmbevölkerung am 24. November über den Betrag von 23,9 Millionen Franken. Die Gemeinde muss jedoch, wenn alles nach Plan läuft, nicht die gesamten Kosten stemmen. Der Zuger Regierungsrat hat gemäss Abstimmungsvorlage einer finanziellen Projektbeteiligung in Höhe von 10,2 Millionen Franken zugestimmt. «Diese kantonale Kostenbeteiligung muss noch durch den Kantonsrat bestätigt werden. Der Beschluss erfolgt jedoch erst im Falle eines positiven Entscheids der Chamer Stimmbevölkerung für den Realisierungskredit.»

Frühstens 2028 wird das Zentrum umgekrempelt

Bei einem Ja zur Vorlage starten die Arbeiten voraussichtlich im Jahr 2028. Dies nach Inbetriebnahme der Umfahrungsstrasse und Einführung des neuen Verkehrsregimes im Zentrum von Cham.

Und was passiert, wenn die Vorlage abgelehnt wird? Einfach: Dann wird das vorliegende Gestaltungsprojekt nicht realisiert. Das neue Verkehrsregime (Tempo 30 und Durchfahrtsverbot) wird unabhängig davon mit Inbetriebnahme der kantonalen Umfahrungsstrasse (UCH) eingeführt, weil es bereits durch den Kanton verfügt sei. «Diverse Folgeprojekte werden durch die Gemeinde in die Planung aufgenommen, gegebenenfalls zur Abstimmung gebracht und mit ihren jeweiligen Kosten ausgeführt. Die kantonale Projektbeteiligung in Höhe von CHF 10,2 Millionen entfällt», heisst es in der Vorlage.

Noch Fragen? Dann gibt es am 7. November noch die Möglichkeit, sich diese beantworten zu lassen. Um 19 Uhr führt die Gemeinde im Lorzensaal Cham eine öffentliche Informationsveranstaltung zur Gestaltung des autoarmen Zentrums durch.

Darüber wird ebenfalls abgestimmt

In Cham stehen am 24. November neben der Zentrumsgestaltung noch zwei weitere Vorlagen an. So entscheidet die Stimmbevölkerung auch über die Anpassung des ordentlichen Bebauungsplans Allmend Hagendorn.

Schon lange ist geplant, dass die Fensterfabrik der G. Baumgartner AG erweitert werden soll. Darüber entschied der Chamer Souverän bereits vor dreieinhalb Jahren. Nun möchte die Firma ihre Dächer stärker mit Fotovoltaikanlagen versehen, als ursprünglich gedacht. 2021 plante die Fabrik auf der gesamten Dachfläche eine ökologisch wertvolle Begrünung. Inzwischen will das Unternehmen die Begrünung nur noch auf 30 Prozent der Dachfläche umsetzen, während auf den anderen 70 Prozent Solaranlagen zu stehen kommen. Damit sollen künftig 95 Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden können. Diese Änderung bedarf der Zustimmung des Volks.

Dass das Anliegen vors Volk kommt, ist Stefan Baumgartner wichtig. Der exekutive Verwaltungsratspräsident der G. Baumgartner AG sagt auf Anfrage: «Bei der Abstimmung zum ursprünglichen Bebauungsplan im Jahr 2020 wurde der hohe Grünanteil auf den Dächern als ein Vorteil kommuniziert. Es ist uns wichtig, zu betonen, dass sich das nun ändert.»

Weniger CO₂-Ausstoss oder grössere Biodiversität?

Für das Unternehmen sei es eine Frage des Abwägens: «Aus Klimasicht ist der hohe Anteil an Fotovoltaik um ein Vielfaches besser als der Status Quo. Wir könnten damit mindestens so viel Strom produzieren, wie wir für die Produktion unserer umweltfreundlichen Fenster benötigen.» Anders sehe es jedoch aus, wenn man die Sache durch die Biodiversitätsbrille betrachte.

«Unter diesem Blickwinkel wäre eine ausgiebige Begrünung des gesamten Dachs natürlich besser. Trotzdem ist die Bilanz auch mit dem geplanten Projekt erstaunlich gut», sagt Baumgartner. «Unter der Fotovoltaikanlage werden wir einen Rundkiesboden anbringen mit unterschiedlich hohen Sandinseln. Diese bieten einen optimalen Lebensraum für verschiedenste Insekten.» Die Begrünung auf den restlichen 30 Prozent der Dächer biete zudem Platz für andere Insektenarten.

«Wir beschlossen, dass man sowohl Klima als auch Biodiversität berücksichtigen muss.»

Stefan Baumgartner, exekutiver Verwaltungsratspräsident der Fensterfabrik

Auf die Frage, warum man die PV-Anlage nicht von Anfang an geplant hat, antwortet der Geschäftsführer: «Die extensive Begrünung war schon lange vor der Energiedebatte geplant. Bis nach der Abstimmung zum ursprünglichen Bebauungsplan hatten wir nicht die Kapazität, diese zu hinterfragen. Das passierte erst, als Stromknappheit und Versorgungssicherheit national und international ein grosses Thema wurden.»

Und weiter: «Erst dadurch trauten wir uns, diesen Entscheid zu hinterfragen und beschlossen, dass man beide Themen, also sowohl Klima als auch Biodiversität, berücksichtigen muss.»

Mehr Raum für Sport und Veranstaltungen

In einer dritten Vorlage stimmen die Chamer über den Wettbewerbs- und Projektierungskredit zur Erweiterung der Schulanlage in Hagendorn ab. Insbesondere sollen die Flächen der modularen Tagesschule sowie der Turn- und Mehrzweckhalle vergrössert werden. Diese Erweiterung entspricht der Schulraumplanung der Gemeinde Cham.

Diese spricht von einem «dringenden Flächenbedarf» für die modulare Tagesschule. Um den Anforderungen des Bundesamts für Sport zu entsprechen, ist der Bau einer Doppelturnhalle angedacht. Diese soll nicht nur für den Sportunterricht, sondern auch als Mehrzweckhalle mit Bühne genützt werden können. Auch die Trainingsräume des Schwingklubs Cham-Ennetsee sollen in die Schulanlage Hagendorn verlegt werden. Heute trainieren die Schwinger in der Kirchbühl-Turnhalle.

Neben den neuen Turnhallen soll auch mehr Raum für das Betreuungsangebot für Schülerinnen geschaffen werden. Damit will man den neuen Richtbetreuungsquoten der Gemeinde Cham gerecht werden.

Die Turnhalle der Schule Hagendorn genügt den künftigen Anforderungen nicht mehr. (Bild: zvg)

Konkret beantragt die Gemeinde einen Betrag von rund 4 Millionen Franken für die Planung der Schulhauserweiterung. Über den Baukredit von rund 38 Millionen Franken wird die Bevölkerung voraussichtlich im Winter 2026 in einer separaten Abstimmung befinden.

Verwendete Quellen
  • Abstimmungsunterlagen zur Zentrumsgestaltung
  • Unterlagen zur Anpassung des Bebauungsplans Allmend Hagendorn
  • Unterlagen zum Projektkredit zur Erweiterung der modularen Tagesschule Hagendorn
  • Schriftlicher Austausch mit der G. Baumgartner AG
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