Villettepark in Cham

Der zweite Zugang bleibt verschlossen

Im Bild ist der neue Parkteil Villette zu sehen. Der Natur- und Erholungspark ist ein beliebter Aufenthaltsort am Zugersee. (Bild: zvg)

Die Bauarbeiten für den erweiterten Villettepark in Cham stehen kurz vor Abschluss. Überraschend teilt die Gemeinde nun mit, dass es für den rund 12’300 Quadratmeter grossen Parkteil im Westen doch keinen zweiten Eingang geben soll – dieser wurde aber bereits in kleinerer Form vom Werkhof realisiert. Aus Gründen des Naturschutzes verlangt der Kanton, diesen mit einem Tor wieder zu verschliessen.

«Gesuch abgelehnt», lautet es vom Amt für Raumplanung des Kantons kurz vor Abschluss der Arbeiten im Villettepark in Cham. Geplant war im Rahmen der Erneuerung (siehe Box) ein zweiter öffentlicher Zugang zum Park von der Bahnhofseite her. Doch das Amt für Raumplanung lehnte das Gesuch ab, mit der Begründung, das Vorhaben sei nicht mit den Zielen der Parkaufwertung vereinbar. Martina Brennecke vom Amt für Raumplanung erklärt: «Der Weg selber ist nicht das Problem, sondern dass eine intensivere Nutzung in diesem Bereich des Parks den Naturerlebnisraum stören würde.» Dieser Ort soll den sonst belebten Villettepark mit einem ruhigen Charakter ergänzen, so Brennecke. Deshalb gebe es dort auch keine Beleuchtung und nur vereinzelt Sitzbänke.

Der Weg wäre schon vorhanden

Das Komische an der Sache ist: Der abgelehnte Zugang wäre schon vorhanden. Es besteht ein kleiner Weg, der bisher für die Mitarbeitenden des Werkhofs als Zugang zur Bewirtschaftung des Parks diente. Der Kiesweg hätte auf rund zwei Meter verbreitert und das bestehende Tor entfernt werden sollen. «Dieser Entscheid kommt überraschend», sagt Arno Grüter, Präsident der FDP Cham. «Der zweite Eingang wurde ja vom Werkhof Cham bereits erstellt – er ist seit einigen Wochen fertig», gibt Grüter sein Erstaunen zum Ausdruck.

Erneuerung des «Englischen» Parks

Der Villettepark wurde in Richtung Westen seit Februar für rund 185'000 Franken erweitert und erneuert. Der Werkhof Cham realisierte im neuen Parkteil unter anderem einen Fussweg mit Sitzmöglichkeiten, der Bach wurde renaturiert und der Baumbestand mit zusätzlichen Bäumen und Sträuchern aufgestockt. 

Der insgesamt 46'000 Quadratmeter grosse Park wurde 1865 im Englischen Stil von Theodor Froebel aus Zürich angelegt. Die kleine Insel im Park wurde beim Bau der Eisenbahn mit dem Aushubmaterial des teilweise abgetragenen Kirchhügels aufgeschüttet. Alle drei Jahre findet Ende August das «Villette Fäscht» am See statt. Ebenfalls im Park steht die 1866 erbaute Villa. Das Haus ist Kultur- und Begegnungszentrum mit Restaurations-, Bankett-, Konzert- und Ausstellungsräumen.

 

Der Wunsch nach einem zweiten Eingang geht auf seine Partei zurück. «Wenn der Park schon erweitert wird, soll die Nutzungsqualität mit einem zweiten Zugang erhöht werden», begründet Grüter den Antrag. So könnten mehr Leute in den Park gelangen und davon profitieren. Ausserdem spiele auch ein Sicherheitsaspekt rein, sagt der Gemeindepolitiker: «Das Sicherheitsgefühl der Besucher ist sicher grösser, wenn man den Park nicht am selben Ort verlassen muss, wo man ihn betreten hat.»

«Rund zwei Wochen vor der Gemeindeversammlung im Dezember reichte die FDP den Antrag für den zweiten Zugang ein», sagt Grüter. Marc Amgwerd, Abteilungsleiter Verkehr und Sicherheit der Gemeinde Cham, sagt: «Dem Antrag für einen zweiten öffentlichen Zugang von der FDP wurde von der Gemeindeversammlung zugestimmt.» Laut Amgwerd wurde bereits an der Gemeindeversammlung darauf hingewiesen, dass der zweite öffentliche Zugang eine zusätzliche Baubewilligung brauche, für welche die Auswirkungen auf den Naturraum geprüft werden müssten.

Nicht bewilligungsfähige Entscheide

Dennoch, mit der Absage vom Kanton rechnete weder die Gemeinde noch die FDP. «Jetzt müssen wir den Entscheid akzeptieren» sagt Amgwerd, «wir können die Argumentation vom Kanton auch nachvollziehen».

Dazu sagt Brennecke vom Amt für Raumplanung: «An einer Gemeindeversammlung fallen Entscheide manchmal schnell und es werden Dinge beschlossen, die möglicherweise gar nicht bewilligungsfähig sind.» Die Gemeinde ist beim Einreichen des Baugesuchs wohl davon ausgegangen, dass es bewilligt werden könnte. «Im Gespräch mit der Gemeinde kam man dann ziemlich schnell zum Schluss, dass dieser zweite Zugang weder wirklich nötig, noch mit den Parkzielen vereinbar ist», sagt Brennecke.

«Jetzt müssen wir den Entscheid akzeptieren.»

Marc Amgwerd, Gemeinde Cham, Verkehr und Sicherheit

Grüter sagt zum Entschluss vom Kanton nur: «Ich persönlich bin erstaunt darüber, dass der Kanton das Gefühl hat, es könnte zu einer Übernutzung führen. Wo genau beginnt denn die Übernutzung?» Ob die FDP dagegen vorgehen will, kann Grüter zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen: «Wir werden eventuell das Gespräch mit der Gemeinde suchen.» Bis dahin bleibt der Weg wie er ist, und das Tor zum Abschliessen ebenfalls.

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