Neue Studie zum Stadttunnel Zug

Der VCS sagt dem Tunnel den Kampf an

Ginge es nach dem Kanton, könnte die Neustadt mit Stadttunnel und «ZentrumPlus» genau so aussehen. Der VCS sagt, diese Visualisierung sei eine Verblendung.

(Bild: zvg Kanton Zug)

Der Stadttunnel kann die Verkehrsprobleme in Zug nicht lösen. Zu diesem Schluss kommt die Sektion Zug des Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) in einer Studie. An der Generalversammlung beschlossen deshalb die Mitglieder, die politische Kampagne gegen das Tunnelsystem zu starten. Damit tritt der VCS als erster Interessensverband offiziell gegen das Projekt an.

Die Bühne im Zuger Kinder- und Jugendtheater diente am Dienstagabend ausnahmsweise einem politischen Anlass. Die Sektion Zug des Verkehrs-Club der Schweiz beschloss als erster Interessensverband, eine Kampagne gegen das vorliegende Stadttunnel-Projekt zu starten.

«Wir müssen die Meinungsführerschaft frühzeitig übernehmen», lautete das Credo des Vorstands um Geschäftsführer Markus Rast. Die rund zwanzig an der GV anwesenden Personen waren sich einig, dass der VCS jetzt die Meinungsbildung zum Stadttunnel beeinflussen müsse, auch wenn die Volksabstimmung nicht mehr 2014 stattfinden dürfte. Diese Einschätzung stammt von Andreas Lustenberger, Vorstandsmitglied und Kantonsrat, sowie Martin Stuber, Kantonsrat und VCS-Mitglied.

Nein-Kampagne kann starten

Der Vorstand wollte von den Mitgliedern wissen, wie der VCS mit dem vorliegenden Projekt Stadttunnel umgehen soll. Er drängte darauf, umgehend einen Beschluss zu fassen. Nach einer angeregten Diskussion und einer Abstimmung mit lediglich einer Gegenstimme war klar: Die Mitglieder des VCS ermächtigen den Vorstand, offiziell die Nein-Kampagne gegen das Stadttunnel-Projekt zu starten. Weder kantonale Parteien, noch Vereine, wagten sich bisher, eine klare Position einzunehmen. Vereinzelte Zeichen des Widerstands sind aber vorhanden: So reichte die CVP kürzlich im Kantonsrat eine Motion ein, die grundsätzlich alle anstehenden Infrastruktur-Projekte des Kantons in Frage stellt (zentral+ berichtete). Viele Politiker stellen sich die Finanzfrage – der Stadttunnel würde rund 900 Millionen Franken kosten. «Die Finanzierung wird bei der Abstimmung eine grosse Rolle spielen», sagte Martin Stuber an der GV.

Der Tunnel löst Verkehrsprobleme nicht

Dass der VCS gerade jetzt mit der Kampagne starten will, ist kein Zufall. Eine Variantenstudie unter Einbezug von Experten kommt zum Schluss, dass das aktuelle Projekt zu viele Nachteile bringt und die Verkehrsprobleme der Stadt Zug nicht lösen könnte. Eigentlich hätte man schon früher eine Position einnehmen wollen, erklärt Vorstandsmitglied Philipp Kissling, doch «der VCS durfte sich bisher nicht offiziell gegen das vorliegende Projekt äussern».

Vor einem Jahr wurde der Vorstand des VCS von der Generalversammlung beauftragt, das Projekt Zuger Stadttunnel kritisch zu beurteilen und alternative Ansätze zu erarbeiten. Bis die Analyse abgeschlossen war, konnte kein Beschluss für eine Kampagne gefasst werden.

In der Studie stellt der VCS eine Übersicht über die kantonalen Strassenbauprojekte vor und analysiert das Projekt Stadttunnel sowie das Argumentarium der Regierung. Abschliessend schlägt der VCS im Bericht alternative Lösungen und einen Massnahmekatalog vor. Die Studie kommt zum Schluss, dass die Variante Stadttunnel mit «ZentrumPlus» am schlechtesten abschneidet. Auch von einer Variante Minitunnel ist man nicht überzeugt. Laut VCS würde auch dieser eine Verkehrszunahme generieren anstelle einer Reduktion.

Schöne, aber trügerische Bilder vom Kanton

Unter anderem kritisiert der VCS die Visualisierungen des Projekts durch den Kanton. Die Bilder mit dem verkehrsfreien Zentrum und dem praktisch leeren Stadttunnel würde nicht der Realität entsprechen, so der VCS: «Die auf den Bildern dargestellten Situationen für den Stadttunnel Zug zeigen einen idealisierten Zustand, in welchem auf den Strassen nur sehr wenig motorisierter Individualverkehr zu sehen ist.» Der VCS geht hingegen von einer höheren durchschnittlichen täglichen Verkehrsbelastung (DTV) aus.

«Die auf den Bildern dargestellten Situationen für den Stadttunnel Zug zeigen einen idealisierten Zustand.»

Variantenstudie VCS Sektion Zug

Eine Entlastung der Vorstadt sei auch ohne Stadttunnel möglich, beispielsweise durch Einrichtung eines Gegenverkehrsregimes in der Bahnhofstrasse, so der VCS. Einige der Projektziele könnten mit dem Stadttunnel dagegen nicht erreicht werden. So zum Beispiel das Ziel «kein Mehrverkehr in den Aussenquartieren». Die Studie zeige ziemlich deutlich, dass die Verkehrs- und damit Lärmbelastung in den Quartieren ausserhalb des Zentrums zunehmen werde, sagt Lustenberger. Desweiteren sei unklar, wie die Ausarbeitung des ZentrumPlus an den Stadttunnel geknüpft sei.

Für den Politiker der Grünen ist klar: «Mehr Strassen bringen auch mehr Verkehr.» Philipp Kissling, Vorstandsmitglied im VCS, ergänzte, dass beim Stadttunnel die Verkehrsreduktion nicht das oberste Ziel sei. Dass auch der Bund nicht bei der Finanzierung mitmachen werde, sei ausserdem ein deutliches Zeichen. «Der Bund rügte den Kanton, weil er keine Variantenstudie gemacht hat», so Kissling.

«Der Erfolg ist nicht, oder nicht nur, technisch erzwingbar»

Philipp Kissling, Vorstand VCS Sektion Zug

Für Philipp Kissling würde eine Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmenden den grössten Nutzen bringen. Dazu nennt die Studie verschiedene Ansätze: Imagekampagnen für den öffentlichen Verkehr und den Veloverkehr, Bonusprogramme, neue Mobilitätskonzepte wie autoarmes Wohnen und Arbeiten, die Prüfung einer Einfahrtsgebühr für das Stadtzentrum oder einer Reduktion von Parkplätzen. «Der Erfolg ist nicht, oder nicht nur, technisch erzwingbar», sagt er gegenüber zentral+. Die Frage müsse doch lauten, wie man es erreiche, dass weniger Leute in die Stadt rein fahren.

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