Rot-Grün verschafft Bewohnern erneut Zeit

Der Stadtrat Luzern muss beim «Eichwäldli» nochmals über die Bücher

Am Samstag demonstrierten 300 Personen für den Erhalt des «Eichwäldli». Nun haben SP und Grüne den Bewohnern nochmals etwas Zeit verschafft. (Bild: uus)

SP und Grüne verdonnern den Luzerner Stadtrat dazu, mit dem Abriss der alten Soldatenstube beim Eichwald zuzuwarten und nochmals zu prüfen, wie eine Weiternutzung möglich ist, bis es konkrete Pläne für eine Zwischennutzung des Grundstücks gibt. Somit können die Bewohner wohl noch eine Weile in dem Haus bleiben.

Beim Thema «Eichwäldli» kam es im Luzerner Stadtparlament am Donnerstag zur erwarteten «Chropfleerete». So äusserten sich mit Baudirektorin Manuela Jost (GLP), Mobilitäts- und Umweltdirektor Adrian Borgula (Grüne) und Stadtpräsident Beat Züsli (SP) nicht weniger als drei Stadträte zu dem Thema.

Die Debatte ging am Ende zugunsten der Bewohnerinnen der alten Soldatenstube am Murmattweg aus, die dank der Annahme eines Postulats durch SP und Grüne nun wohl nochmals länger im baufälligen Haus bleiben dürfen.

Denn nun muss der Stadtrat nochmals prüfen, ob und inwiefern durch bauliche Massnahmen das Gebäude so weit gesichert werden kann, dass es bewohnt werden kann, bis konkrete Ideen für eine anschliessende Zwischennutzung bestehen. Obwohl für die Stadtregierung klar ist, dass es mit dem Abriss nun rasch vorangehen soll.

Manuela Jost warnte vergeblich vor hohen Kosten

Entsprechend versuchte Baudirektorin Manuela Jost (GLP), Links-Grün aufgrund der befürchteten Kosten von ihrem Vorhaben abzubringen. Denn gemäss ihren Berechnungen verschlingt das Eichwäldli bis zum definitiven Ende nochmals 550'000 Franken, wenn die Pläne von SP und Grünen umgesetzt würden. Darin eingerechnet sind auch die Kosten für den Rückbau. Das geplante Vorgehen des Stadtrates, das einen raschen Abriss vorsieht, würde laut der Exekutive hingegen 200'000 Franken weniger kosten.

«Wir wollen verhindern, dass die Bäume vom Schmette-Pärkli zu einer Wanderausstellung eskalieren.»

Jona Studhalter, Grossstadtrat Junge Grüne

Folglich brachte auch Josts Parteikollegin Judith Wyrsch das Thema Geld aufs Tapet. «Die Frage ist, ob dieses Geld tatsächlich in die Kultur oder einfach in ein altes Gebäude fliesst und letztlich für andere kulturelle Projekte fehlt», hielt sie fest. Denn viel lieber als über den Erhalt der Soldatenstube würde sie eigentlich über konkrete Projekte sprechen, die nach dem Rückbau des Hauses lanciert werden können. Und FDP-Grossstadtrat Andreas Moser forderte, das Geld besser in eine gute Zwischennutzung an einem anderen Ort in der Stadt zu investieren.

Links-Grün rechnet nicht mit hohen Kosten

Postulant Jona Studhalter von den Jungen Grünen konnte man mit dem Kostenargument allerdings nicht davon abhalten, für weitere bauliche Massnahmen zu stimmen. «Gemäss des Massnahmenkatalogs des Stadtrates kann das Haus mit einem vergleichsweise kleinen Betrag gesichert werden», so sein Votum. «Wir reden von einer Neubeschindelung eines Teils der Fassade, vorhandenen Spriessen und Schrauben und der Erneuerung der bestehenden Holzstützen.» Die Familie Eichwäldli hätte sich bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen, beziehungsweise sich daran zu beteiligen.

«Ausserdem handelt es sich um ein Holzhaus, das nicht von der einen auf die andere Sekunde einstürzt. Zuerst geht vielleicht eine Türe nicht mehr zu oder ein Fenster zerbricht», so Studhalter. Damit versuchte er dem Argument der Stadt den Wind aus den Segeln zu nehmen, wonach die Sicherheit nicht mehr gewährleistet sei. Für seine Partei gehe es aber vor allem darum, dass bis 2030 betreffend Zwischennutzung nur wenig passieren würde. «Wir wollen verhindern, dass die Bäume vom Schmette-Pärkli zu einer Wanderausstellung eskalieren.»

Geht nun alles nochmals von vorne los?

Unterstützung erhielt Studhalter von Silvio Bonzanigo (parteilos), der für die SVP noch vor einem Jahr für den Stadtrat kandidierte. «Bezüglich einer Nachnutzung des Areals sind bei der Stadt leider kaum Fortschritte zu erkennen, weshalb man auf die Forderungen der Postulanten eingehen kann.» Bonzanigo hat dem Anliegen von Links-Grün letztlich «kritisch» zugestimmt, wie er es in seinem Votum beschrieb.

«Man hat im Gegensatz zur Schmette einen klaren Plan.»

Andreas Felder, CVP-Grossstadtrat

Der SVPler Thomas Gfeller redete sich hingegen in Rage. Das Verhalten der Bewohnerinnen des Eichwäldli betitelte er als «Arroganz sondergleichen». Dem Stadtrat warf er vor, ihnen eine politische Plattform zu geben und zu ermöglichen, dass die Familie-Eichwäldli eine Wohnform auf Kosten des Staates testen kann. Die Bewohner seien «Andersdenkende», die den Rechtsstaat mit Füssen treten würden. Und Parteikollege Patrick Zibung störte sich insbesondere daran, dass der Stadtrat die Demonstration vom vergangenen Samstag trotz Corona bewilligte (zentralplus berichtete).

Nun muss der Stadtrat also nochmals über die Bücher. Es ist indes schwer vorstellbar, dass er am Ende des Tages zu einem anderen Schluss kommt als bisher. Diese Befürchtung teilte auch CVP-Grossstadtrat Andreas Felder: «Man hat im Gegensatz zur Schmette einen klaren Plan und kann eine Zwischennutzung ermöglichen. Wenn wir das ganze jetzt aber erneut verlängern, sind wir in einem Jahr wieder am gleichen Ort.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von paul
    paul, 05.02.2021, 08:53 Uhr

    mag ich den eicheäldner von herzen gönnen.
    die stadt jedoch verliert jede glaubwürdigkeit! letzter termin … statisch gefährlich …. bla bla… wer nimmt jetzt die stadt noch ernst …. bodum

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