Widerstand gegen Rischer Gesamtverkehrskonzept

Der Autobahn-Halbanschluss ist noch eine ziemlich halbe Sache

Bei der Autobahnausfahrt in Luzern kam es zu einer Kollision zwischen drei Autos.

(Bild: Symbolbild: zvg)

Rotkreuz wächst und wächst. Leider ist mit dem prosperierenden Gewerbe und der Vermehrung der Arbeitsplätze die Infrastruktur nicht mitgewachsen. Um das tägliche Verkehrschaos in den Griff zu bekommen, hat sich die Gemeinde Risch nun ein Gesamtverkehrskonzept verordnet. Doch heftiger Widerstand macht sich bemerkbar.  

In Rotkreuz stauen sich täglich die Pendler, die von der Autobahn kommen und zu Roche und all den anderen Firmen im Industriegebiet strömen. Denn längst schluckt der vor einigen Jahren modernisierte Autobahnanschluss Risch-Rotkreuz-Hünenberg nicht mehr den enormen Berufsverkehr morgens und abends.

Stausituation immer dramatischer

Als Folge staut sich der Verkehr zurück. Manchmal bis auf die Autobahn. Ganz zu schweigen vom Forrenkreisel auf der Höhe des Roche-Areals. Dort erleidet der Verkehr fast täglich den Infarkt – obwohl der Kreisel schon einen Bypass gelegt bekommen hat.

Öffentliche Mitwirkung dauert bis Ende Mai
Der Gemeinderat hat Anfang März 2018 das Gesamtverkehrskonzept (GVK) verabschiedet und für die öffentliche Mitwirkung freigegeben. Die öffentliche Mitwirkung findet vom 27. März bis am 31. Mai statt.

Rotkreuz ist mittlerweile Staubrennpunkt Nummer zwei im Kanton Zug – gleich nach der Nordzufahrt in Baar und in Zug. Rotkreuz muss langfristig um die Attraltivität seines lukrativen Gewerbestandorts fürchten – wo sich ja immer mehr Hightech-Firmen ansiedeln. Novartis und Co. in der Suurstoffi lassen grüssen.

Nun haben die Gemeinde und der Kanton Zug reagiert und ein aufeinander abgestimmtes Gesamtverkehrskonzept entworfen.

Kernpunkt dieses Konzepts ist zum einen der geplante Halbanschluss an der Autobahn an der Buonasserstrasse – der dem Verkehr nach Rotkreuz, gerade in den Spitzenzeiten, morgens eine neue Einfallsachse und abends eine neue Abflussachse bescheren soll. Zudem soll der völlig überlastete Forrenkreisel einen weiteren Bypass für den öV erhalten (siehe Box).

Doch Ruedi Knüsel, dem verantwortlichem FDP-Gemeinderat für Planung, Bau und Sicherheit, blies am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung zum Gesamtverkehrskonzept heftiger Gegenwind ins Gesicht.

«Der Widerstand im Dorf macht sich bemerkbar.»

Besucher der Info-Veranstaltung

Bei der Veranstaltung, quasi der Beginn der öffentlichen Mitwirkung der Bevölkerung, machten einige Anwesende ihrem Unmut über die wichtigste der 55 Massnahmen des Gesamtverkehrskonzepts Luft. Sprich: Sie kritisierten heftig den geplanten Halbanschluss an der Buonasserstrasse, der die Erreichbarkeit der «Boomtown» auch in Zukunft für den motorisierten Individualverkehr gewähren soll.

«Wenn die Gemeinde glaubt, durch die Schaffung neuer Verkehrsflächen könne man einfach den Verkehr reduzieren, dann haben sich die Planer verrechnet», polterte ein Anwesender im Publikum. Zuerst müsse man die geplante Deponie Stockeri endlich bodigen – die ja zusätzlich gefährlichen Schwerlastverkehr generieren würde.

So soll das neue Gesamtverkehrskonzept aussehen – in roter Linie der geplante Autobahnhalbanschluss zur Entlastung des morgendlichen und abendlichen Pendlerverkehrs.

So soll das neue Gesamtverkehrskonzept aussehen – in roter Linie der geplante Autobahnhalbanschluss zur Entlastung des morgendlichen und abendlichen Pendlerverkehrs.

(Bild: zvg)

Auch ein anderer Zuhörer machte Knüsel klar, dass der geplante Halbanschluss noch lange keine ganze Sache sei. «Der Widerstand im Dorf macht sich bemerkbar, weil viele befürchten, dass dann zuviel Verkehr ins Dorf und an den Schulen vorbei geleitet wird.»

Sein Alternativvorschlag: Man solle den Autobahn-Halbanschluss noch weiter südlich, Richtung Meierskappel, verlagern – diese Variante würde sowohl Vorteile für Meierskappel als auch für Rotkreuz zeitigen.

Knüsel: Astra favorisiert diese Variante

Der freisinnige Gemeinderat betonte in seinen Antworten, dass dieser Halbanschluss in einem langen Suchlauf unter 21 Varianten als beste Lösung auserkoren worden sei. Und das Astra, das Bundesamt für Strassen, das für die Nationalstrassen zuständig ist, sei nur eben für die Realisierung dieses neuen Halbanschlusses zu begeistern.

«Wir Rischer sind doch nicht einfach astra- und kantonsgläubig.»

Besucher der Info-Veranstaltung

«Dann soll die Gemeinde halt im Auftrag der Bürger an das Astra herantreten und dem Astra und dem Kanton ihre Wünsche vortragen – wir Rischer sind doch nicht einfach astra- und kantonsgläubig.» Und ein Dritter wirft ein: «Das Astra ist doch gar nicht so kompliziert – die sagen nicht konsequent nein.»

Der Forren-Kreisel in Rotkreuz auf der Höhe von Roche ist täglich permanent durch die Massen an Autos im Berufsverkehr überlastet. Er soll einen weiteren Bypass für den öV erhalten, um den Verkehrsinfarkt zu verhindern.

Der Forren-Kreisel in Rotkreuz auf der Höhe von Roche ist täglich permanent durch die Massen an Autos im Berufsverkehr überlastet. Er soll einen weiteren Bypass für den öV erhalten, um den Verkehrsinfarkt zu verhindern.

(Bild: woz)

Eine Menge Zunder in Sachen Halbanschluss steckt also noch in diesem Verkehrskonzept. Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen. Wobei ein Besucher nach der Veranstaltung gegenüber zentralplus klar macht: «Ich halte diesen Halbanschluss generell für etwas übertrieben – so schlimm sind die Staus in Rotkreuz noch nicht.» Sagts und räumt im gleichen Atemzug ein: Er stehe nicht jeden Tag im Stau, sondern laviere sich eben über Schleichwege durch.

Personenüberführung Ost direkt von der Suurstoffi zum Bahnhof

Dabei will das Rischer Gesamtverkehrskonzept eben gerade auch solchen Schleichwegen den Garaus machen. Der Schwer- und Langsamverkehr soll getrennt werden, Fuss- und Velorouten sollen ausgebaut und sicherer gemacht werden. Zum Beispiel soll die Personenüberführung Ost – eine gigantische Fussgängerbrücke – das Suurstoffi-Areal direkt mit dem Bahnhof verbinden.

Nicht zuletzt wird natürlich auch beabsichtigt, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. «Vor allem der zweite Zug-Fernverkehrshalt in Rotkreuz muss realisiert werden», sagt Knüsel.

So soll der Verkehr in der Boomtown Rotkreuz wieder fliessen

Die Gemeinde Risch ist in den letzten zwei Jahrzehnten stark gewachsen: Die ständige Wohnbevölkerung ist von 6’574 im Jahr 1997 auf 10’335 im Jahr 2016 gestiegen. Die Anzahl Beschäftigte, welche in der Gemeinde Risch über einen Arbeitsplatz verfügen, hat im Zeitraum von 2005 bis 2015 um 63 Prozent zugenommen und den Stand von 10’664 erreicht.

Das spürbare Wachstum hat auch zu einer Zunahme des Verkehrs geführt. Augenfällig ist dies beispielsweise beim Kreisel Forren, der zu den Spitzenstunden am Morgen und Abend seine Kapazitätsgrenzen erreicht hat. Aber auch die Nutzung des öffentlichen Verkehrs hat in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Autobahn-Halbanschluss und Bypass am Forrenkreisel

Die wichtigste Massnahme des Rischer Gesamtverkehrskonzepts ist der geplante Autobahn-Halbanschluss an die Buonaserstrasse – damit Autos das Gewerbegebiet in Rotkreuz sowie das Dorfzentrum künftig über eine weitere Verkehrsader erreichen können.

Dabei soll der Individualverkehr eben nicht mehr nur über den jetzigen Autobahnanschluss Rotkreuz ins Gewerbegebiet fahren können, sondern morgens zusätzlich über einen neuen, rund einen Kilometer weiter südlich gelegenen Halbanschluss an der Autobahn in Richtung Schwyz. Gleichzeitig ist geplant, dass abends der Pendlerverkehr über den gleichen Halbanschluss in Richtung Norden nach Luzern und Zug abgeführt wird (siehe Grafik Linien).

Gleichzeitig soll ein Bypass beim Forrenkreisel (Blegistrasse) auf der Höhe von Roche mit Busspur sowie flankierende Massnahmen zur Verkehrslenkung die täglichen Staus verbannen. Desweiteren ist der Ausbau der bestehenden Fuss- und Velowege geplant.

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