«Luzerner Rundschau»-Chef Martin Plazzer teilt aus

«David Roth ist ein Politrüpel ohne Anstand und Respekt»

Martin Plazzer, Geschäftsführer der «Luzerner Rundschau», begründet den Entscheid gegen die Kolumne von David Roth.

(Bild: zvg)

Die «Luzerner Rundschau» hat eine Kolumne von SP-Präsident David Roth zurückgewiesen und sah sich deshalb dem Vorwurf ausgesetzt, Zensur zu betreiben. Nun verteidigt Geschäftführer Martin Plazzer das Vorgehen der Gratiszeitung – mit harschen Worten an die Adresse von Roth und einer überraschenden Ankündigung.

Betreibt das Gratisblatt «Luzerner Rundschau» Zensur? Diesen Vorwurf erhob die SP letzte Woche, nachdem die Wochenzeitung eine Kolumne von SP-Präsident David Roth ablehnte (zentralplus berichtete). Besondere Brisanz erhielt diese Tatsache, weil die «Luzerner Rundschau» seit letztem Sommer zu Christoph Blochers Medienimperium gehört (zentralplus berichtete).

Die Geschichte hat offenbar einigen Staub aufgewirbelt. Denn noch letzte Woche lieferte der «Luzerner Rundschau»-Geschäftsführer Martin Plazzer keine klare Antwort auf die Frage, wieso die Kolumne von Roth gekippt wurde. Aufgrund des grossen Echos sieht er sich jetzt aber zu einer Stellungnahme veranlasst, wie er mitteilt.

David Roth zur «Persona non grata» erklärt

In seinem Schreiben wählt Plazzer deutliche Worte. «Ich habe David Roth bei der ‹Luzerner Rundschau› vor rund fünf Jahren zur Persona non grata erklärt, weil er meiner Meinung nach ein Politrüpel ist, der keinen Anstand und Respekt im Umgang mit anderen Personen und Persönlichkeiten hat.»

«Warum soll ich einem solchen Politiker eine Plattform geben, um bei der ‹Luzerner Rundschau› zu schreiben?»

Martin Plazzer, Geschäftsführer «Luzerner Rundschau»

Er bezieht sich auf einen Facebook-Post von David Roth aus dem Jahr 2013, als dieser auf den Tod von Englands früherer Premierministerin Margaret Thatcher reagierte. «Ich glaub, es ist nicht zynisch, heute ein Bier auf Maggies besten Tag zu trinken», schrieb der damalige Präsident der Juso Schweiz zu dieser Zeit – was weit über Luzern hinaus für Schlagzeilen sorgte.

David Roth spricht an einer Tagung.

David Roth spricht an einer Tagung.

(Bild: zvg)

Und offenbar auch bei Plazzer nachhaltigen Eindruck machte, allerdings von der negativen Sorte. Aber nicht nur deswegen geniesst David Roth bei ihm offensichtlich wenig Ansehen. Auch in der «Arena» des Schweizer Fernsehens habe er sich 2013 «gegenüber anderen Gesprächsteilnehmern ausfällig» benommen, so Plazzer weiter. David Roth kritisierte in der damaligen Jubiläumssendung Christoph Blocher hartnäckig. Als Drittes erwähnt der Geschäftsführer den Absturz einer F/A-18 Mirage 2013 in Alpnachstad, den Roth auf sozialen Medien «grenzwertig» kommentiert habe – allerdings verwechselt er da offensichtlich die Akteure, waren es doch die Jungen Grünen Luzern, die damals mit einem Tweet für Empörung sorgten.

Das Urteil fällt deutlich aus: David Roth halte nichts von der «Political Correctness», ihm fehle es an Pietät und Einfühlungsvermögen, hält Plazzer fest. «Warum soll ich einem solchen Politiker eine Plattform geben, um bei der ‹Luzerner Rundschau› zu schreiben?»

Kein generelles Schreibverbot für SP

Martin Plazzer wehrt sich allerdings gegen den Vorwurf, das habe mit «vorauseilendem Gehorsam gegenüber rechten Verlegern zu tun», wie David Roth es letzte Woche ausdrückte. «Herr Roth liegt komplett falsch, wenn er meint, dass der Status quo mit dem Wechsel vom Zehnder-Verlag zum Medienhaus Blocher im Zusammenhang steht. Für diesen ist nur er und sein persönlicher Stil verantwortlich.» Mit Zensur habe das nichts zu tun.

«Er wärmt hier Äusserungen aus meiner Juso-Zeit auf. Inzwischen bin ich SP-Präsident und habe eine andere Rolle.»

David Roth, SP-Präsident

Für Roths Partei steht die Tür hingegen offen. Denn Martin Plazzer hält fest, dass kein generelles Schreibverbot für die SP bestehe. Deren Vertreter seien wie jede andere Partei herzlich willkommen, den wöchentlichen Politstandpunkt zu belegen. Die Zeitung, die jeden Donnerstag in einer Auflage von gut 60’000 Exemplaren kostenlos erscheint, bietet in der Rubrik «Standpunkt» Politikern verschiedener Parteien regelmässig Platz für ihre Positionen.

Die Redaktion gehe parteipolitisch unabhängig vor und werde auch in Zukunft alle politischen Meinungen berücksichtigen. Die städtische SP wehrte sich allerdings dagegen, dass die Redaktion vorschreibt, welcher Politiker die Kolumne schreibt – oder eben nicht.

Wird der Streit beigelegt?

David Roth nimmt die Vorwürfe von Martin Plazzer zur Kenntnis, will sie aber nicht im Detail kommentieren. Er hält jedoch fest: «Er wärmt hier Äusserungen aus meiner Juso-Zeit auf. Inzwischen bin ich SP-Präsident und habe damit eine andere Rolle und auch eine andere Verantwortung.» Über seine Arbeit im Kantonsrat und als Parteipräsident erreichten ihn jedenfalls keine Beanstandungen, auch nicht von politischen Gegnern. «Die Kritik von Martin Plazzer an meinem politischen Stil entspricht nicht den Rückmeldungen, die ich sonst erhalte.»

Trotz des ganzen Wortgefechts: Plazzer hofft offensichtlich darauf, dass seine «rein erzieherische Massnahme gegenüber dem kantonalen SP-Präsidenten» wirkt. Er kündigt – wenn auch sehr vage – an, dass Mitte 2018, nach fünf Jahren, «durchaus die Möglichkeit besteht, die Massnahme aufzuheben».

Nach all dem zuvor Gesagten mag das nicht sehr glaubwürdig wirken. Doch auch David Roth ist einer zukünftigen Zusammenarbeit nicht abgeneigt. «Wir sind bereit, den Streit beizulegen, und werden den Entscheid von Martin Plazzer abwarten.» Seine abgelehnte Kolumne zur SP-Initiative gegen die Reduktion der Prämienverbilligung sei jedenfalls nach wie vor aktuell. 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Otilde
    Otilde, 02.02.2018, 14:24 Uhr

    Herr Plazzer Sie erwähnen die «Arena» des Schweizer Fernsehens von 2013 in welcher, er sich gegenüber anderen Gesprächsteilnehmern ausfällig benommen hat oder wie Sie es schon mal ausdrückten, der Politikprominenz gegenüber. David Roth war damals der Präsident der Juso, also auch Parteiprominenz! Pietät und Einfühlungsvermögen vermisse ich bei Ihnen!
    Politisch darf man anderer Meinung sein, aber einen Parteipräsenten und Kantonsrat zu beleidigen fördert nicht die den Anstand und Respekt.

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