FCL-Playoffs: Polizei vor Planungsproblemen

«Regierung lässt sich von Liga auf der Nase herumtanzen»

SP-Kantonsrat David Roth sieht in den Fussball-Playoffs vor allem einen Mehraufwand für die Luzerner Polizei. (Bild: Archivbild Severin Bigler/zvg)

Ab kommender Saison soll die Super League im Playoff-Modus ausgetragen werden. Das stellt die Polizei vor Schwierigkeiten bei der Planung. SP-Kantonsrat David Roth fordert vom Fussballverband eine Anpassung des Modus oder verlangt, dass Luzern die Bewilligung verweigert.

Der Schweizer Fussball steht vor weitreichenden Veränderungen. Um die letzte Phase vor Saisonende spannender zu gestalten, wird der Meistertitel künftig im Playoff-Modus ausgespielt. Samt grosser Finalissima. Viele Fans sind wenig überzeugt vom neuen Modus. Und nun äussert auch die Lokalpolitik ihre Bedenken.

Kurzfristigkeit stellt Luzerner Polizei vor Planungsproblem

Das Problem: Manche Spiele können mit dem neuen Modus erst sehr kurzfristig, sprich wenige Tage zuvor, angesetzt werden. So könne sich die Luzerner Polizei aber nicht entsprechend darauf vorbereiten, kritisieren Postulanten um den SP-Kantonsrat David Roth (zentralplus berichtete). Denn mit den Fans der FC St. Gallen, Basel oder Zürich kommt es bei FCL-Spielen öfter zu Scherereien als mit denjenigen anderer Clubs. Das Polizeiaufgebot muss darum immer dem Gegner angepasst werden.

Wenn jedoch erst kurz vorher bekannt ist, dass der FC Luzern gegen eines dieser Teams spielt, riskiert die Polizei, am Tage des Spiels zu wenige Polizistinnen zur Verfügung zu haben. Sie muss dann die benötigten Einsatzkräfte aus anderen Bereichen abzweigen. Oder die Polizei bietet im Voraus quasi auf Vorrat zu viele Polizisten auf, die es dann gar nicht braucht, weil das betreffende Spiel gar nicht stattfindet.

Regierung möchte keine fixen Vorgaben

Diese Problematik anerkennt auch der Luzerner Regierungsrat in seiner Antwort auf das Postulat: «Kurzfristige Aufgebote hingegen führen dazu, dass neben einem beträchtlichen administrativen Aufwand vor allem Überstunden geleistet und ausbezahlt werden müssen.» Je nach Polizei-Aufgebot könne es zudem sein, dass zeitweilig die Grundversorgung eingeschränkt werde. Und je nach Playoff-Paarungen könnten solche Hochrisikospiele gleich gehäuft auftreten.

«Die Fussballliga provoziert völlig unnötig Überstunden und Zusatzkosten für die Polizei.»

David Roth, SP-Kantonsrat

Diesen Problemen könne nur entgegengewirkt werden, wenn der Schweizerische Fussballverband zwischen den Runden genügend Planungszeit einberechne. Die Postulanten schlagen gar eine Bewilligungsverweigerung vor, falls es zu wenig Vorlaufzeit gibt. Dies hält die Regierung jedoch für «nicht verhältnismässig». Einzig an Tagen, an denen bereits andere Grossveranstaltungen in Luzern stattfinden, kommt für den Regierungsrat eine Verweigerung infrage.

Die Regierung suche jedoch mit dem Fussballverband und den weiteren Beteiligten das Gespräch. Mit dem Ziel, dass Spiele auch weiterhin 30 Tage im Voraus bekannt sind. Er möchte das Postulat deshalb als teilweise erheblich erklären.

Antwort der Regierung ist zu «handzahm»

Wenig begeistert von der Antwort der Regierung ist der Postulant David Roth. Für den SP-Kantonsrat ist klar: «Die Fussballliga provoziert völlig unnötig Überstunden und Zusatzkosten für die Polizei.» Dies lege die Regierung in ihrer Antwort auch detailliert dar, so Roth. Umso unentschlossener sei deshalb die Massnahme der Regierung, lediglich das Gespräch zu suchen.

Für ihn hätte es diesbezüglich eine klare Kante von der Regierung als Bewilligungsbehörde gebraucht. «Der Modus geht so nicht. Das ist die Ansage, welche die Regierung machen müsste.» Dabei erinnert Roth an den Sommer, in welchem mehrere kleine Polizeiposten wegen mangelnder Ressourcen temporär geschlossen worden sind (zentralplus berichtete). «Die Regierung lässt sich von der Fussballliga auf der Nase herumtanzen.»

Verhinderbare Probleme

Den Standpunkt der Regierung, dass man noch keine Erfahrung mit dem Modus gemacht habe, lässt Roth nicht gelten: «Wenn Paul Winiker in dieser Frage so handzahm bleibt, handelt er sich Probleme für seinen Nachfolger ein.»

Als Fussball-Feind lässt David Roth sich nicht abstempeln: «Die Playoffs würden nicht abgesagt werden, weil Einzelne keine Lust darauf hätten. Sondern weil der Modus nicht kompatibel ist mit anderen Staatsaufgaben der öffentlichen Sicherheit.»

Der SP-Kantonsrat ist überzeugt, dass sein Vorstoss im Kantonsparlament grosse Chancen hat. Dieser kommt frühestens am 24. Oktober in den Kantonsrat, eine Traktandenliste gibt es jedoch noch nicht. Dann gelte es auszudiskutieren, was die Regierung mit «teilweise erheblich» meint und welche Massnahmen das mit einschliesst.

Verwendete Quellen
  • Antwort der Luzerner Regierung auf Postulat 929
  • Postulat 929 von SP-Kantonsrat David Roth
  • Telefonat mit David Roth
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12 Kommentare
  • Profilfoto von oliver.heeb
    oliver.heeb, 06.10.2022, 19:26 Uhr

    Bemerkenswert, dass die SP in das Politikfeld «Öffentliche Sicherheit» einsteigt. Der Vorstoss von David Roth ist völlig berechtigt und überfällig. Seit Jahrzehnten schlagen wir uns mit diesen Problemen rum. Die Polizei ist völlig unterdotiert und überlastet. Während einerseits Polizeiposten geschlossen werden, scheint es für diesen belämmerten Provinzfussball immer genug Polizeipersonal zu haben. Da stimmt etwas bei der Prioritätensetzung nicht. Dass einschlägige Exekutivpolitiker nichts zu bewegen vermögen, darf nicht erstaunen. Durch die regelmässig abgegebenen Statements, dass man sich beispielsweise für personalisierte Tickets einsetze, sollte man sich nicht einlullen lassen. Die persönliche Nähe zu den «Amigos» bei den Fussballclubs ist hier zu offensichtlich und extrem störend. Die Fussballclubs und die einschlägigen Fankreise treiben die Politik seit Jahren vor sich her. Dem muss ein Ende gesetzt werden. Darum: liebe Leute von der SP – bleibt am Ball!

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    Kubi, 04.10.2022, 21:06 Uhr

    Playoffs werden eine langweilige Saison, wo es in vielen Spielen um nichts geht. Besser aktuellen Modus beibehalten, Auf-Abstiegsrunde oder schottischer Modus. NEIN zu Playoffs!

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    Libero, 04.10.2022, 13:49 Uhr

    Als Fussballfan hat man/Frau es nicht leicht:
    – es stört extrem als Steuerzahler jährlich hunderttausende CHF für Sicherheit ums Stadion mit zu zahlen (100% den Vereinen belasten ist überfällig).
    – Alpstaeg & Co sind ja sonst klar für’s Verursacherprinzip.
    Fussball begeistert, ja, ….. einfach an der grandiosesten Geldwaschmaschine vorbei schwenken!

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  • Profilfoto von beni
    beni, 04.10.2022, 11:17 Uhr

    Naja Herr Roth, Sie scheinen sich ja gewaltig auf den Fussball eingeschossen zu haben und versuchen sich hier zu profilieren!
    Haben Sie die gleichen Sorgen, wenn die Linken eine Demo veranstalten, die Gewerkschaft wiedereinmal den Verkehr lahmlegt oder die jungen Klimaaktivisten ihren Frust auf ihre eigene Weise loswerden. Herr Roth, Ihr Engagement in Ehren, aber suchen Sie sich doch einen anderen Sündenbock!

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 04.10.2022, 12:41 Uhr

      @beni
      Aha, wieder einmal nur die Linken, Feindbewirtschaftung vom Feinsten. Die Freiheitstrychler, die Verschwörungscommunity, die Coronanaskeptiker inkl. Aufmarsch der rechten Schägertrupps, Rockkonzerte bei klandestinen «Veranstaltungen» der Neonazis etc. Schon vergessen?

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  • Profilfoto von Peter
    Peter, 04.10.2022, 11:02 Uhr

    Ich bin auch gegen Playoffs. Aber da interessiert mich die Polizei reichlich wenig.
    Bei 90% der Spiele ginge es auch ohne Polizisten oder mit massiv verringertem Aufgebot.
    Aufwand und Kosten stehen da in keinem Verhältnis, sogar wenn mal eine Busscheibe zu Bruch ginge.
    Die Polizei kann also durchaus Überstunden reduzieren, indem man an Fussballspielen halt auch mal nach effektiver Gefahrenlage und nicht nach potenziell supidupi obergefährlichen Szenarien aufstellt.
    Dasselbe gilt für das Regime via Zentralstrasse, das mit einer Führung der Fans via Güterbahnhof oder Seite Uni / Unterführung Velotunnel schon seit Jahren sechs- und siebenstellige Summen einsparen könnte. Man müsste nur wirklich wollen und Druck auf die SBB aufsetzen.

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  • Profilfoto von ein fussballfan
    ein fussballfan, 04.10.2022, 10:23 Uhr

    Danke David Roth. Die Liga lebt weiterhin völlig realitätsfern in ihrer Bubble und hat das Gefühl, dass die halbe Schweiz nach playoffs lechzt. Der neue Modus ist total an der Basis vorbeigeplant.
    Schön, wenn die Ligabosse nun auch aus anderer Richtung etwas Gegenwind erfahren….

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 04.10.2022, 10:14 Uhr

    Am Schluss dürfen die PolizistInnen nur können, was von ganz oben bewilligt wird. Bin gespannt, wie sich das Problem präsentiert, wenn der Chief Apéro Officer seinen Abgang gemacht hat und jemand anderes auf diesem Stuhl sitzt.

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 04.10.2022, 12:44 Uhr

      @Kasimir Pfyffer
      «chief apéro officer» 😂👍

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  • Profilfoto von mahatma andy
    mahatma andy, 04.10.2022, 06:56 Uhr

    Als nächstes bittet die Polizei + Regierung die Mafia und das Organisierte Verbrechen, doch bitte die Gesetzes Verstöße vorher zu melden. Damit die Polizei genug Polizisten und Material zu senden kann, um doch Planungs-Sicherheit zu haben 😆

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    • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
      Hanspeter Flueckiger, 04.10.2022, 08:12 Uhr

      Schau! Ein ganz Schlauer.

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 04.10.2022, 05:51 Uhr

    Es spielt keine Rolle ob 20 oder 50 Polizisten aufgeboten sind; sie verhindern weder die Gewalt der Faninnen noch das Verkehrschaos.

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