Gewinner und Verlierer der Luzerner Wahlen

Das sagen die Parteiverantwortlichen zu ihren Resultaten

Am 14. Mai ist klar, wie die Luzerner Regierung künftig besetzt sein wird. (Bild: zentralplus)

Die SVP legt deutlich zu, während Mitte, FDP und Grüne Wähleranteile verlieren und die GLP wider Erwarten keinen Sitz gewinnt. zentralplus lädt zur Nachlese des Wahlwochenendes.

Der Wahlsonntag ist vorbei. Gewinner und Verlierer mit weniger oder mehr Erfolgs- und Verlustanteilen sind querbeet über alle Parteien auszumachen.

Die SVP ist mit einem Zuwachs von 3,42 Prozentpunkten auf neu 23,05 Prozent Wähleranteil und mit kantonsweit fünf Sitzgewinnen klare Gewinnerin der Luzerner Kantons- und Regierungsratswahlen (zentralplus berichtete). Entsprechend jubelt sie. Angela Lüthold, Präsidentin der Partei, freut sich auf Anfrage über das gute Abschneiden. Sie wertet auch die Resultate im Einzelnen als grosse Bestätigung der Arbeit ihrer Partei.

«Mit zwei abgewählten, vier zurückgetretenen und insgesamt neun neu gewählten Kantonsräten gehen wir gestärkt aus diesen Wahlen hervor», hält sie fest. Damit bringt die SVP mit ihren insgesamt 27 Sitzen auch reichlich frisches Blut ins Kantonsparlament.

Lichtgestalt Hartmann und Achtungserfolg im Wahlkreis Stadt Luzern

Im Gespräch macht sie deutlich, wie sehr ihrer Partei die Regierungsratskandidatur von Armin Hartmann am Herzen liegt. Sie sagt: «Wer voll im Wahlkampf steht, hofft dann doch auch, dass es sogar im ersten Wahlgang klappen könnte.» Dass lediglich gut 4000 Stimmen bis zum absoluten Mehr gefehlt haben, wertet sie als sehr gutes Resultat und sagt: «Wir gehen jetzt optimistisch in den zweiten Wahlgang.»

Dass die vor allem auf dem Land starke SVP selbst im Wahlkreis Stadt Luzern wenn auch keinen Sitz, aber doch an Wähleranteil hat zulegen können, freut Angela Lüthold besonders. «Unser Plus von knapp einem Prozent in Luzern zeigt, dass unsere städtischen SVP-Kantonsräte sehr gute Arbeit leisten.»

Mitte geniesst Exekutivresultat

Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt an diesem Wochenende die Mitte. Die Partei hat bei den Regierungsratswahlen geglänzt. Mit viel Schwung brachte sie gleich beide Hauptkandidaten in die Luzerner Exekutive.

Der sehr erfreute Kantonalpräsident Christian Ineichen sagt: «Dass es neben Reto Wyss auch Michaela Tschuor geschafft hat, ist alles andere als selbstverständlich.» Trotzdem habe sich die Mitte dies erhofft, «weil Tschuor über die Parteigrenzen hinaus Sympathien geniesst und der Wunsch nach einer Frau im Regierungsrat sehr gross war».

«Mit dem Verlust eines Sitzes im Wahlkreis Entlebuch an die SVP mussten wir rechnen.»

Christian Ineichen, Luzerner Kantonalpräsident der Mitte

Auffällig am Sonntag war das starke Abschneiden der Surseerin Andrea Kaufmann (23) von der Jungen Mitte. Sie erreichte das beste Resultat aller Jungkandidatinnen. Ineichen überrascht das nicht: «Sie verfügt über ein gerütteltes Mass an Souveränität. Das hat sie an diversen Wahlpodien unter Beweis gestellt.»

«Das macht uns keine Freude»

Bei den Kantonsratswahlen musste die Mitte hingegen mit einem neuen Wähleranteil von 27,31 Prozent (-0,2 Prozentpunkte) Federn lassen. Ineichen ist weit davon entfernt, das Resultat mit neu noch 32 statt wie bisher 34 Sitzen schönzureden: «Dass wir bei den Kantonsratswahlen zwei Sitze verloren haben, macht uns keine Freude. Das ist schmerzhaft, obwohl es sich nicht um eine Wahlschlappe handelt.»

Ineichens erste Zwischenbilanz lautet: «Mit dem Verlust eines Sitzes im Wahlkreis Entlebuch an die SVP mussten wir rechnen, weil wir schon 2019 den vierten Sitz nur knapp halten konnten.» Und er ergänzt: «Wie es zum Sitzverlust im Wahlkreis Sursee hat kommen können, werden wir noch analysieren.»

Gleichwohl hält er an einem unbestreitbaren Faktum im Sinn der Traditionspartei fest: «Übers Ganze gesehen freuen wir uns darüber, dass wir nach wie vor die wählerstärkste Partei im Kanton Luzern sind.»

FDP ist stolz auf die politische Arbeit von Regierungsrat Fabian Peter ...

«Wahltag ist Zahltag», sagt Jacqueline Theiler, Kantonalpräsidentin der FDP und frisch gewählte Kantonsrätin im Wahlkreis Stadt Luzern. «Wir sind sehr stolz darauf, dass die Bevölkerung die engagierte Arbeit unseres Regierungsrats Fabian Peter mit dem besten Resultat der drei neu gewählten Regierungsräte honoriert.»

Das sei insbesondere deshalb «nicht selbstverständlich, weil er doch sehr anspruchsvolle Verkehrs- und Umweltprojekte mit zahlreichen Beteiligten hat».

Aber für die vier Frauen, die nicht wieder angetreten sind, sind vier neue Kantonsrätinnen gewählt worden. Und in den Wahlkreisen Willisau, Hochdorf und Entlebuch stellen wir je eine Frau als ersten Ersatz.»

Jacqueline Theiler, Luzerner Kantonalpräsidentin FDP

Insgesamt verliert die FDP 1,68 Prozentpunkte an Wähleranteilen. Mit noch 17,88 Prozent Wähleranteil und glücklich verteidigten 22 Sitzen ist sie noch drittstärkste Kraft hinter der Mitte und der SVP. «Im Wahlkreis Stadt Luzern haben wir es nicht geschafft, die 2019  zwei verlorenen Sitze zurückzugewinnen. Doch unter dem Strich haben wir mit dem gewonnenen Sitz einen Erfolg erzielt.»

... und macht bei der Frauenförderung Fortschritte

Den Erfolg führt sie darauf zurück, dass die FDP mit einer starken Haupt- und zwei Unterlisten angetreten ist. Im Vorfeld zu den Wahlen war immer wieder die Rede davon, dass die FDP gerade in der Stadt im Vergleich mit den anderen etablierten Parteien nur wenige Frauen aufgestellt hat. Jacqueline Theiler ist sich dieses Mankos, dass die FDP kantonsweit gerade mal 7 ihrer 22 Sitze mit Frauen besetzt hat, bewusst.

«Unser Wähleranteil von 10,24 Prozent zeigt: Die Grünen sind immer noch eine etablierte Partei.»

Hannes Koch, Co-Präsident der Grünen im Kanton Luzern

Sie sagt: «Wir könnten einen höheren Frauenanteil vertragen. Aber für die vier Frauen, die nicht wieder angetreten sind, sind vier neue Kantonsrätinnen gewählt worden. Und in den Wahlkreisen Willisau, Hochdorf und Entlebuch stellen wir je eine Frau als ersten Ersatz.»

Zu guter Letzt bekräftigt sie: «Die SVP hat auf dem Land sehr stark zugelegt. In der Stadt Luzern sind wir die stärkste bürgerliche Kraft. Das ist wohl mit unserer liberalen Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik zu erklären.»

Die Grünen sind trotz leichter Verluste noch immer eine «etablierte» Partei

Bei den Wahlen im 2019 ist mehr oder weniger alles für die Grünen gelaufen. Jetzt ist deren Wähleranteil von 11,65 auf neu 10,24 Prozent (-1,41 Prozentpunkte) gesunken. Hannes Koch, Co-Präsident der Grünen des Kantons Luzern, sagt: «Wir sind nicht im Blindflug in die Wahlen gegangen.» Und bilanziert: «Schlussendlich haben wir aber mit dem zweitbesten Resultat unserer Geschichte doch besser abgeschnitten, als es unabhängige Umfragen erwarten liessen.»

«Es wichtig und richtig, dass links-grün wieder im Regierungsrat vertreten ist. Schliesslich kommen beide Parteien zusammen auf knapp 30 Prozent.»

Hannes Koch

Hannes Koch hält fest: «Unser Wähleranteil von 10,24 Prozent zeigt: Die Grünen sind immer noch eine etablierte Partei. Wie wichtig unsere Themen sind, ist anerkannt, auch wenn sie derzeit nicht oberste Priorität geniessen.»

Links-grün muss laut Hannes Koch in die Regierung einziehen

Zwar hat die Regierungsratskandidatin der Grünen, Christa Wenger, von den drei Frauen mit Chancen auf den fünften Sitz am wenigsten Stimmen erhalten. Hannes Koch will deswegen noch lange nicht aufstecken: «Wir werden unsere Strategie für den zweiten Wahlgang an der Versammlung vom kommenden Mittwoch diskutieren und festlegen, weshalb wir derzeit noch nichts sagen können.»

Auf den 14. Mai hin vertritt er im Grundsatz eine klare Haltung: «Es ist wichtig und richtig, dass links-grün wieder im Regierungsrat vertreten ist. Schliesslich kommen beide Parteien zusammen auf knapp 30 Prozent Wähleranteil.» Und er zieht den Vergleich: «Sie haben also mehr Support als manche einzelne bürgerliche Partei.»

Ein schmerzender Sitzverlust

Riccarda Schaller, Co-Präsidentin der Grünliberalen, hätte sich zwar Sitzgewinne erhofft, weil die GLP des Kantons Luzern im Vergleich mit anderen GLP-Kantonalparteien noch Potenzial hätte (zentralplus berichtete).

«Der Sitzverlust in der Stadt Luzern ist ein Wermutstropfen, der uns sehr schmerzt. Leider hat es auch in Willisau knapp nicht gereicht.»

Riccarda Schaller, Co-Präsidentin der Grünliberalen im Kanton Luzern

Herausgekommen ist dann zwar ein Plus von 0,7 Prozent und ein neuer Wählerstimmenanteil von 7,25 Prozent. Doch gibt sie sich trotz Verharren bei kantonsweit acht GLP-Sitzen leise zufrieden.

«Wenn wir die Wahlen insgesamt anschauen, ist es doch gut, dass wir bei den Wählerstimmen leicht zulegen konnten. Der Sitzgewinn im Wahlkreis Sursee hat uns sehr gefreut.» Sie gibt aber auch zu: «Der Sitzverlust in der Stadt Luzern ist ein Wermutstropfen, der uns sehr schmerzt. Leider hat es auch in Willisau, wo wir erstmals angetreten sind, knapp nicht gereicht.»

Sie weist auch darauf hin, dass die GLP mit einem Verhältnis von fünf zu drei Sitzen die einzige Luzerner Partei ist mit einem Frauenüberhang: «Frauen werden in der GLP sehr gut gewählt, wir sind divers unterwegs, haben auch alle Generationen vertreten. Wir sind insgesamt sehr gut aufgestellt.»

GLP bleibt zurückhaltend

Am 14. Mai kommt es zwischen der SP mit Ylfete Fanaj, die im ersten Wahlgang 39'442 Stimmen gewinnen konnte, und der GLP-Kandidatin Claudia Huser mit 28'805 zur Ausmarchung um den fünften Sitz im Regierungsrat. Vorbehältlich der voraussichtlich wieder antretenden grünen Kandidatin Christa Wenger, die mit 28'109 Stimmen nur leicht hinter Huser platziert war.

Riccarda Schaller äussert sich vorerst zurückhaltend: «Die GLP-Parteileitung empfiehlt Claudia Huser für den zweiten Wahlgang. Entscheiden wird das die GLP-Basis am Dienstag, 4. April.»

Es bleibt also weiter spannend, welche Frau den fünften Sitz in der Regierung erobern wird. Der entscheidende zweite Wahlgang findet am 14. Mai statt. Klar ist: Falls Ylfete Fanaj (40) das Rennen macht, würde dies die relativ erfolgsneutrale Bilanz der SP mit 0,3 Prozent Zuwachs an Wähleranteilen und weiterhin 19 Sitzen im Kantonsrat noch mächtig aufpeppen.

Verwendete Quellen
  • Wahlresultate und persönliche Begegnungen vom Sonntag
  • Medienmitteilungen der Parteien im Nachgang zu den Wahlen
  • Telefonate und Mailverkehr mit Angela Lüthold (SVP), Christian Ineichen (Mitte), Jaqueline Theiler (FDP), Hannes Koch (Grüne) und Riccarda Schaller (GLP)
  • Bisherige Wahlberichterstattung von zentralplus
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Rudolf Schweizer
    Rudolf Schweizer, 04.04.2023, 13:38 Uhr

    Es spielt keine Rolle wer im zweiten Wahlgang gewinnt ob Frau oder Mann egal. Den auf den Kanton Luzern kommen Dunkle Wolken auf uns zu. Einerseits wird mit einer Bauhysterie auf Teufel komm raus gewurstelt und auch noch Millionen werden für Unsinn verlocht. Mit dem erneuten Bankenskandal wird die Nationalbank in den nächsten Jahren nicht so schnell aus dem Jammertal herausfinden und die gute Geldquelle wird leider versiegen. Persönlich bin ich der Meinung das dann eine Person gewählt werden soll die auch das Rüstzeug hat um die Finanzkriese die auf den Kanton zukommen wird Meistern kann. +

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    James' Meinung, 04.04.2023, 12:14 Uhr

    Ich bin gespannt, ob Christa Wenger für die besser platzierte Ylfete Fanaj zurückzieht oder den zusätlichen Platz für die Linke, in Form einer erfolgreichen Wahl für Claudia Huser, gefährden will – zuzutrauen wäre es Ihr, da die Grünen schon früher kommuniziert hätten und nicht erst den Mittwoch abwarten würden…so nehmen sich beide Stimmen weg und am Schluss profitiert Fr. Huser.

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    • Profilfoto von Remo
      Remo, 04.04.2023, 21:50 Uhr

      Falls Wenger wieder antritt könnte es tatsächlich knapp werden für die Linken und Claudia Huser wäre die lachende Dritte. Dass Hartmann gewählt wird, dürfte klar sein. Aber um den fünften Sitz werden sich zwei oder vermutlich sogar drei Frauen streiten.

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