Darum will die Stadt Zug den Zurlaubenhof kaufen
Ende 2020 wurde der Zurlaubenhof der Stadt Zug zum Kauf angeboten. Nach intensivem Austausch und Prüfung der Unterlagen hat der Stadtrat beschlossen, auf das Angebot einzugehen und dazu eine Volksabstimmung durchzuführen. Für die Besitzerfamilie ist das emotional nicht leicht.
Die Vertreter des Zuger Stadtrates, die sich an diesem Donnerstag im opulenten Festsaal des Zurlaubenhofs eingefunden haben, sehen ziemlich zufrieden aus. Das ist kein Wunder. Die bedeutende barocke Hof- und Gartenanlage, die oberhalb des Zugersees liegt, ist bezaubernd. Und der Preis, den der Stadtrat mit der Eigentümerfamilie Bossard ausgehandelt hat, ist gemäss Exekutive «sehr fair».
Die gesamte Anlage mit einer Grundbuchfläche von 32’470 Quadratmetern einschliesslich der historischen Gebäude kann für 65 Millionen Franken durch die Stadt Zug erworben werden (zentralplus berichtete). Die Katze im Sack gekauft habe man nicht im geringsten, betont Finanzchef André Wicki. Im vergangenen Jahr habe man eine umfassende Prüfung des Kaufes durchgeführt. «Es fanden diverse Besprechungen mit den Grundeigentümern statt. Diese Zeit war intensiv, wir haben gegenseitig gekämpft, denn beide Seiten wollten es richtig machen.»
Den Zustand der Gebäude fasst Wicki als «eigentlich gut» zusammen. Dennoch plane die Stadt, in den nächsten zehn Jahren die Gebäudehüllen sowie die technischen Installationen zu erneuern, auch die bestehenden Wohnungen bedürften teils Renovationen. «Weiter möchten wir von der aktuellen Ölheizung auf erneuerbare Energien umstellen», sagt Wicki.
Der Vorvertrag wurde Ende November unterzeichnet
Auf das Angebot der Familie Bossard einzugehen, hat der Stadtrat in seiner Sitzung vom 24. August 2021 beschlossen. Am 25. November 2021 unterzeichnete die Stadt Zug mit der Familie Bossard den Vorvertrag zum Abschluss eines Kaufvertrags. Die Kaufabsicht des Stadtrates gilt vorbehältlich des Entscheids des Grossen Gemeinderats der Stadt Zug und einer Volksabstimmung.
Konkret soll das Geschäft im Februar im GGR besprochen werden. Obwohl eine Volksabstimmung in diesem Fall keine Pflicht ist, wünscht sich die Zuger Exekutive, dass die Bevölkerung mitbestimmt. Entsprechend rechnet sie mit einer Abstimmung im kommenden Mai.
«Den Hof nach 178 Jahren aus dem Familienbesitz abzugeben, tut weh.»
Martin Bossard, Mitglied der Eigentümerfamilie
Für Martin Bossard, der die Medien an diesem Donnerstag über das bisherige Geschehen informierte, ist der Tag kein leichter. «Den Hof nach 178 Jahren aus dem Familienbesitz abzugeben, tut weh.» Dennoch sei die Stadt Zug die Wunschpartnerin der Familie Bossard für einen Kauf.
Die Familie denkt an die Zukunft der Perle
Martin Bossard erklärt: «Wir wollen die Verantwortung für die Zukunft der Perle Zurlaubenhof in die richtigen Hände legen. In den vergangenen Jahren ist bei uns die Erkenntnis gereift, dass die nächste Generation unserer Familie den Zurlaubenhof und die damit verbundenen Aufgaben nicht übernehmen wird. Die Zeit war gekommen, für unseren Zurlaubenhof eine gute Lösung im Rahmen eines Verkaufs zu suchen. Wir sind uns der Bedeutung dieses Schrittes für unsere Familie, aber auch für die Bevölkerung von Zug bewusst.»
Der Stadtrat wiederum ist überzeugt, mit dem Erwerb des Zurlaubenhof positiven Einfluss auf die Entwicklung der Stadt Zug nehmen zu können. Wicki betont: «Man kann sicher sein, dass wir sehr sorgfältig mit der Liegenschaft umgehen werden.»
Noch unklar, wie der Zurlaubenhof künftig genutzt wird
Stadtpräsident Karl Kobelt und Finanzchef André Wicki sehen den Kauf als einmalige Gelegenheit und eine langfristige Investition: «Grund und Boden ist ein knappes Gut in unserer Stadt. Über die künftige Nutzung und Entwicklung des Zurlaubenhofs können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine abschliessenden Aussagen machen. Es ist jedoch die Absicht des Stadtrates, dass der vorliegende, fertig ausgearbeitete Bebauungsplan eingereicht und realisiert werden kann.»
«Dies ist eine einmalige Gelegenheit, den Zurlaubenhof für die Bevölkerung der Stadt Zug zu sichern – und dies zu einem fairen Preis.»
André Wicki, Zuger Finanzchef
Finanzchef Wicki führt aus: «Dies ist eine einmalige Gelegenheit, den Zurlaubenhof für die Bevölkerung der Stadt Zug zu sichern – und dies zu einem fairen Preis. Umso mehr, da über den sehr sorgfältig erstellten Bebauungsplan nur 29 Prozent der Ausnützung realisiert werden sollen, dies im Vergleich zu den baurechtlich möglichen 40 Prozent.» Durch die vorgesehene massvolle Bebauung könnte Wohnraum für unterschiedliche Anspruchsgruppen erstellt und der Zurlaubenhof mit seinem barocken Garten und den Kulturgütern von nationaler Bedeutung als öffentlicher Raum erhalten bleiben.
Tatsächlich sind auf dem zum Hof zugehörigen Land zwischen 40 und 45 Wohnungen im mittleren Preissegment geplant. Der Bebauungsplan sei auf gutem Wege. Laufe alles rund, könnten die Bauten 2028 fertiggestellt werden. Realistischer sei jedoch, dass die Wohnungen 2030 bezugsbereit seien, so Wicki.
Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.