Andreas-Klinik in Cham weist günstigere Tarife auf

Darum ist das Zuger Kantonsspital bei Operationen fast immer teurer

Operationen im Zuger Kantonsspital sind laut eines neuen Tarifüberblicks des eidgenössischen Preisüberwachers zumeist teurer als in der Chamer Andreas-Klinik.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Der Gesundheitssektor verschlingt jährlich immer mehr Milliarden, und die Prämienzahler müssen deshalb immer tiefer in die Tasche greifen. Da fragt man sich, warum gerade das Zuger Kantonsspital bei häufigen stationären Behandlungen und Operationen teurer ist als die private Andreas-Klinik in Cham. Für Experten liegen die Gründe auf der Hand.

Eine Blinddarm-Operation im Zuger Kantonsspital kostet den Zuger Krankenkassen-Prämienzahler bei der Concordia 6’525 Franken, bei der CSS 6’504 Franken und bei der Helsana 6’562 Franken. In der Chamer Andreas-Klinik, die zur privaten Hirslanden-Gruppe zählt, zahlt man dagegen im Fall der Concordia knapp 20 Franken weniger pro Operation als im Zuger Kantonsspital, bei der Helsana sind es 54 Franken weniger.

Auch Geburt kostet in Cham weniger

Ein ähnliches Bild ergibt sich beispielsweise bei den Geburten. Eine Geburt im Zuger Kantonsspital kostet bei der CSS 5’395 Franken, bei der Concordia 5’412 Franken, bei der Helsana 5’443 Franken. In Cham zahlt man dagegen zwischen einem und 46 Franken weniger – gemünzt auf die drei genannten Versicherungen.

Und – lassen wir noch ein drittes Beispiel sprechen –, um aufzuzeigen, dass das Zuger Kantonsspital teurer ist bei Operationen und normalen stationären Behandlungen. Nehmen wir ein künstliches Kniegelenk, das implantiert werden muss. Im Zuger Kantonsspital liegt der Tarif für den Eingriff bei der CSS bei 18’623 Franken, bei der Concordia bei 18’681 Franken und bei der Helsana bei 18’789 Franken. In der Andreas-Klinik bekommt man die gleichen Behandlungen wiederum um zwei bis zu 66 Franken günstiger.

Ärzte im Operationssaal.

Ärzte im Operationssaal.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA Fotoagentur)

O.k., die erwähnten Tarife unterscheiden sich nicht drastisch. Sie liegen zumeist unter 100 Franken, um welche die Operationen und stationären Behandlungen im Zuger Kantonsspital teurer sind als in der Andreas-Klinik. Doch Kleinvieh macht auch Mist.

Will heissen: Über ein Jahr hinweg betrachtet und Hunderte solcher Fälle berechnet, läppern sich solche Beträge schnell in die Tausende und Zehntausende. Summen, für die Steuer- und Prämienzahler aufkommen müssen.

Neuer Tarifvergleich des Preisüberwachers

Die Grundlage für die Berechnung der unterschiedlichen Tarife entstammt der Analyse des eidgenössischen Preisüberwachers Stefan Meierhans. Der hat bekanntlich jüngst einen Preisvergleich unter den schweizerischen Spitälern lanciert.

Er will damit das Preisbewusstsein der Bevölkerung wecken und zugleich den Druck auf jene Kantonsregierungen erhöhen, die nach wie vor relativ hohe Tarife akzeptieren. Allerdings spielen die Preise für die Patienten in der Regel keine Rolle, da sie in einem günstigen Spital gleich viel bezahlen wie in einem teuren (Franchise plus Selbstbehalt). Nur bei ausserkantonalen Wahleingriffen gibt es ja nach Kanton Komplikationen.

Relevant sind die Preisunterschiede hingegen wie gesagt für die Steuer- und Prämienzahler, da sie den allergrössten Teil der Spitalkosten bezahlen müssen. Konkret geht es hier um die stationären Spitalbehandlungen. Sie bilden in der Grundversicherung den zweitgrössten Kostenblock nach den Ärzten. Die Internetseite des Preisüberwachers umfasst dabei 20 häufige Behandlungen und Eingriffe. Die Palette reicht von der Geburt bis zum Herzinfarkt.

Das Zuger Kantonsspital ist bei den meisten normalen Operationen teurer als die Chamer Andreas-Klinik.

Das Zuger Kantonsspital ist bei den meisten normalen Operationen teurer als die Chamer Andreas-Klinik.

(Bild: zvg)

Doch zurück zu den beiden Zuger Spitälern. Da stellt sich nun aufgrund besagter Berechnungen des Preisüberwachers vor allem die Frage, warum gerade ein kantonales Spital teurer sein soll als ein explizit privatwirtschaftlich geführtes – wie die Andreas-Klinik der Hirslanden-Gruppe.

«Das können je nach gewähltem Versicherer eben Tarife aus unterschiedlichen Jahren sein.»

Matthias Winistörfer, Spitaldirektor Zuger Kantonsspital

Im Zuger Kantosspital reagiert man gelassen auf diese Befunde. Spitaldirektor Matthias Winistörfer versichert, dass der Preisüberwacher in seinem Vergleich mit den letzten verfügbaren Tarifen pro Spital arbeite.

«Und das können je nach gewähltem Versicherer eben Tarife aus unterschiedlichen Jahren – 2017 oder 2018 – sein», so Winistörfer. Somit würden sich die teilweise marginalen Unterschiede aufgrund der verschiedenen Tarifjahre erklären – und andererseits auch damit, dass die Tarifverhandlungen der beiden Spitäler zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt haben.

Das sieht auch die Zuger Gesundheitsdirektion so. «Die konkreten Unterschiede zwischen dem Zuger Kantonsspital und der Andreas-Klinik Cham sind sehr gering, in der Regel unter einem Prozent», sagt Martin Pfister, Zugs Gesundheitsdirektor.

Höhere Kosten durch die Ausbildung von Pflegenachwuchs

Die leicht höheren Preise des Kantonsspitals würden sich nicht zuletzt damit erklären lassen, dass dieses auch im Ausbildungsbereich, namentlich bei der Sicherung des Pflegenachwuchses, sehr aktiv sei.

«Hat ein Spital eine höhere Baserate als ein anderes, sind in diesem Spital folglich alle Behandlungen teurer.»

Martin Pfister, Zuger Gesundheitsdirektor

«Die daraus entstehenden Mehrkosten fliessen in den Tarif ein, woraus ein leicht höherer Ansatz resultiert – dieses Engagement in der Ausbildung liegt jedoch im öffentlichen Interesse», so Martin Pfister. Es sei auch anzumerken, dass teilweise Tarife unterschiedlicher Jahre miteinander verglichen werden, was die Aussagekraft der Zahlen des Preisüberwachers deutlich mindere.

Die Sache mit der «Baserate»

Gemäss der Zuger Gesundheitsdirektion spielt grundsätzlich die sogenannte Baserate eine Rolle für alle Berechnungen der Spitaltarife. «Die Baserate ist der Preis für einen Fall mit Kostengewicht 1 in einem bestimmten Spital. Diese Basispreise können je nach Spital und Versicherer unterschiedlich sein», erklärt der Zuger Regierungsrat. Der Basispreis werde durch die Tarifpartner – sprich: die Versicherer und Leistungserbringer – nach kostenbasierten Verhandlungen vereinbart und vom zuständigen Kanton genehmigt.

Es könne somit zu leichten Unterschieden zwischen den «Baserates» eines Spitals mit verschiedenen Versicherern kommen. Der Preis einer Behandlung ergebe sich aus der Multiplikation der Baserate mit der Fallschwere einer Behandlung, dem Kostengewicht. Pfister: «Hat ein Spital eine höhere Baserate als ein anderes, sind in diesem Spital folglich alle Behandlungen teurer.»

Die Chamer Andreas-Klinik, die zur privaten Hirslanden-Gruppe zählt.

Die Chamer Andreas-Klinik, die zur privaten Hirslanden-Gruppe zählt.

(Bild: zvg)

Aus der Sicht der Andreas-Klinik in Cham spielt aber noch ein anderer Faktor eine gewichtige Rolle bei der Preisgestaltung der medizinischen Tarife. Es handelt sich dabei um eine Art Mengenrabatt. Und in dieser Beziehung hat die Andreas-Klinik einen Trumpf im Ärmel, wie Urs Karli, Direktor des Chamer Spitals, erklärt.

«Die Andreas-Klinik profitiert sicherlich davon, dass sie Mitglied einer Klinikgruppe ist.»

Urs Karli, Spitaldirektor der Andreas-Klinik

«Es trifft zu, dass Spitäler unterschiedliche Kosten aufweisen. Die Andreas-Klinik profitiert sicherlich davon, dass sie Mitglied einer Klinikgruppe ist. Ein Verbund, wie ihn Hirslanden darstellt, bietet Mengenvorteile», erklärt Karli. «Wir haben eben die Möglichkeit, Abläufe zu standardisieren, die Versorgung zu regionalisieren, die Qualitätssicherung zu vereinheitlichen und den Einkauf zu bündeln.»

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