Die SVP verliert Sitze, die CVP gewinnt Präsidien

CVP ist auf bestem Weg, acht von elf Zuger Gemeinden zu regieren

Die CVP hat heuer mächtig zugelegt in den Gemeindepräsidien.

Von wem wollen die Zuger in den nächsten vier Jahren regiert werden? Auf Gemeindeebene wurde diese Frage gestern klar beantwortet. Von der CVP! Ein klares Zeichen ging ausserdem an die SVP.

Am Sonntag wurden in Zug die Gemeinderäte und -präsidenten für die kommenden vier Jahre gewählt. Das erstaunliche Resultat: Wenn auch noch nicht alle Gemeinden abschliessend gewählt haben, besteht durchaus die Möglichkeit, dass acht der insgesamt elf Gemeindepräsidien ab 2019 in CVP-Hand sein werden.

In den drei Gemeinden Cham, Risch und Walchwil hat sich diesbezüglich nichts verändert. Auf den Stühlen sitzen CVP-Mitglieder. Noch offen ist der Ausgang diesbezüglich in Steinhausen.

Dort geht die Präsidialwahl in die zweite Runde. Für den Erhalt des CVP-Sitzes kämpft Hans Staub. Er verpasste am Sonntag die Thronfolge um sieben Stimmen. Gegen ihn tritt im zweiten Wahlgang die FDP-Gemeinderätin Esther Rüttimann an. Dass dieser Sitz letztlich bei der CVP bleibt, ist durchaus realistisch. Auch wenn Rüttimann als aussichtsreiche Kandidatin gilt.

Baar vertraut dem Neuling

Weiter gab es am Sonntag auch in den drei Gemeinden Baar, Hünenberg und Neuheim Verschiebungen zugunsten der CVP. Und zwar alle zulasten der Freisinnigen. 

Der noch amtierende FDP-Gemeindepräsident Andreas Hotz wird in Baar bald vom ehemaligen Gemeindeschreiber ersetzt. Das Stimmvolk hievte diesen vertrauensvoll sowohl in den Gemeinderat als auch auf den freigewordenen Thron.

Der CVP-Mann setzte sich – locker vom Hocker – gegen die langjährige Gemeinderätin Berty Zeiter durch. Mit 4180 Stimmen erreichte der Neugewählte über doppelt so viele Stimmen wie die Kontrahentin von der Alternative – die Grünen.

«Ich bin mir bewusst, dass ich nun den Hebel umlegen muss», sagt der ehemalige Gemeindeschreiber gegenüber zentralplus über seine neue Rolle. «Von der operativen Ebene darf ich nun auf die strategische Ebene wechseln», so Lipp. Dazu, dass die CVP gerade einen solchen Auftrieb erfährt, sagt er: «Ich glaube, unsere Partei macht eine durchschaubare Politik. Uns kann man lesen. Ausserdem wird der CVP attestiert, lösungsorientiert zu arbeiten, was besonders in der Exekutive sehr wichtig ist.»

Von der FDP-Frau an die CVP-Frau vererbt

Auch in Hünenberg folgt die CVP auf die FDP. Den Sitz der Gemeindepräsidentin, den bislang Regula Hürlimann innehatte, erbte im ersten Wahlgang Renate Huwyler. Die CVP-Politikerin und bisherige Gemeinderätin liess Hubert Schuler (SP) und Claudia Benninger Brun (FDP) weit hinter sich und erreichte das absolute Mehr souverän.

Ähnlich geschah’s in Neuheim. Dort verlor ebenfalls die FDP ihren Sitz im Präsidium. Und zwar in einem Rennen, das knapper kaum hätte ausgehen können. Keck luchste der CVP-Gemeinderat Daniel Schilling dem amtierenden FDP-Gemeindepräsidenten Roger Bosshart das Amt ab.

Haarscharf wurde Schilling am Sonntag zum Gemeindepräsidenten gewählt, indem er eine Stimme mehr erreichte, als es das absolute Mehr verlangte. Nur läppische vier Stimmen dahinter lag der amtierende Gemeindepräsident.

«Wir sind keine Schönwetterpiloten.»

Roger Bosshart, abgewählter Neuheimer Gemeindepräsident

Der abgewählte Gemeindepräsident zeigt sich verständlicherweise enttäuscht von diesem Ausgang. «Ich sehe keinen Grund dafür, dass diese Abwahl nötig war. Ich hatte eine erfolgreiche Legislatur, habe gute Arbeit geleistet. Daher sehe ich nicht ein, warum es diese Veränderung braucht.»

Dennoch hat Bosshart eine Erklärung, warum die Wahlen vom Sonntag so herausgekommen sind: «Als Gemeindepräsident muss man für Themen geradestehen, die nicht immer einfach sind. Wir sind keine Schönwetterpiloten.»

«Es lag in der Natur der Dinge, dass die Entscheide, die der Gemeinderat fällen musste, nicht allen passten.»

Roger Bosshart

In Neuheim habe es während der letzten vier Jahre einige Ereignisse gegeben, die der Gemeinderat abfedern und lösen habe müssen. «Es war eine recht herausfordernde Zeit. Es lag in der Natur der Dinge, dass die Entscheide, die der Gemeinderat fällen musste, nicht allen passten», so Bosshart weiter.

Der FDP-Gemeindepräsident wird während der kommenden vier Jahre in der Neuheimer Exekutive bleiben. Darin, dass er den Sitz Ende Jahr freigeben muss, sieht Bosshart nicht nur Negatives: «Ich habe dadurch viel mehr Zeit für meine Familie und meine Firma. Daher gehe ich die Sache sehr pragmatisch an. Wegen der Abwahl den Bettel hinzuschmeissen, wäre falsch. Ich sehe mich den Wählern gegenüber verpflichtet, weiterhin gute Arbeit zu leisten.»

Zwei neue Räte kämpfen ums Präsidium

Neben Steinhausen steht auch in Menzingen ein zweiter Wahlgang an. Auch hier stehen die Sterne für die CVP gut.

Wie in Baar setzten die Wähler auch in Menzingen viel Vertrauen in einen Neuling. Dies, nachdem der bisherige FDP-Gemeinderat Peter Dittli sang- und klanglos aus dem Rat katapultiert wurde.

Der neugewählte CVP-Gemeinderat Andreas Etter erreichte denn gleich das beste Resultat des gesamten Gemeinderats. Und auch als Gemeindepräsident erhielt er mit Abstand am meisten Stimmen. Im Unterschied zu Baar reichte es dem Neuen jedoch nicht ganz, das absolute Mehr zu erreichen.

Ins Gemeindepräsidium, dafür aus dem Kantonsrat?

Im zweiten Wahlgang tritt Etter gegen den ebenfalls neugewählten, parteilosen Gemeinderat Herbert Keiser an. Etter ist Präsident der CVP-Lokalpartei und (noch) Teil des Kantonsrats. Dass er in einigen Monaten zum Dorfkönig gekrönt wird, ist wahrscheinlich.

Interessant: Während ein grosser Teil der Bevölkerung Etter in der Gemeindeexekutive haben will, wurde er von den Menzingern am Sonntag flugs aus dem Kantonsrat gewählt.

Etter, der möglicherweise bald als Gemeindepräsident amten wird, ist sich bewusst, dass er keine einfache Aufgabe übernehmen wird. «Dieses gute Resultat, das ich verzeichnen konnte, sehe ich als Ausdruck der Unzufriedenheit im Volk. Es sind grosse Herausforderungen, die uns erwarten. Und diese verdienen den nötigen Respekt», so Etter.

«Dieses Resultat ist darum keine Ohrfeige für mich.»

Andreas Etter, Anwärter auf das Menzinger Präsidialamt

Er sei überrascht gewesen vom klaren Wahlresultat auf Gemeindeebene. «Die Abwahl aus dem Kantonsrat hat mich dagegen weniger überrascht. Auch dort war mein Resultat gut, ich schied aus, obwohl ich die drittmeisten persönlichen Stimmen verbuchen konnte. Somit wurde ich Opfer des Wahlmodus», sagt Etter.

Und weiter: «Bekannte hatten mir im Voraus bereits gesagt, dass sie meinen Namen bewusst nur einmal auf die Liste setzen würden. Sie wollten nicht, dass ich durch die Last zweier Ämter ausbrenne oder vor lauter Arbeit keine Zeit mehr hätte für die Fasnacht», sagt Etter schmunzelnd. «Es ging wohl eher um die Frage: Wo wollen wir den Etter lieber? Dieses Resultat ist darum keine Ohrfeige für mich.»

Zug und das Ägerital als Ausnahmen

In der Stadt Zug, wo es ebenfalls zu einem zweiten Wahlkampf kommt, hat sich die CVP bereits aus dem Rennen genommen (zentralplus berichtete). So hat sich der CVP-Stadtrat Urs Raschle nach einem bescheidenen Resultat im ersten Wahlgang bereits entschieden, auf den zweiten Wahlgang zu verzichten.

In der Gemeinde Oberägeri hält man dem amtierenden FDP-Gemeindepräsidenten Pius Meier weitere vier Jahre die Treue. Auch in Unterägeri wurde der amtierende FDP-Mann Josef Ribary erneut gewählt.

Den Zuger Stimmberechtigten scheint die Idee zu behagen, CVP-Vertreter an der Spitze ihrer Exekutive zu wissen. Man scheint keine Extreme zu mögen, setzt auf Konsens und vielleicht auch auf Leute, die sich weniger pointiert äussern und sich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen. Dasselbe lässt sich beim Zuger Regierungsrat beobachten, in dessen Reihen neu drei und nicht mehr zwei CVP-Vertreter sitzen.

Die SVP verliert Sitze in den Räten

In den Zuger Gemeinderäten büsste die SVP an den vergangenen Wahlen insgesamt drei Sitze ein. In Oberägeri flog der Gemeinderat Andreas Meier nach drei Legislaturen raus. Dies, nachdem er zwar die nötigen Stimmen erhielt, aber überzählig war. In Baar konnte der Sitz des abtretenden SVP-Gemeinderats Hans Steinmann nicht verteidigt werden. Die Kandidaten Max Colpi und Oliver Wandfluh schafften den Sprung in die Exekutive nicht (zentralplus berichtete). Weiter wurde in Menzingen der bisherige Gemeinderat Martin Kempf nicht wiedergewählt. SVP-Mann Niklaus Elsener, der Kempf den Rang streitig machen wollte, hatte ebenfalls keine Chance.

In Neuheim jedoch konnte sich die Volkspartei neu mit Andreas Bächtold einen Sitz sichern. Dies auf Kosten des parteilosen und durchaus umstrittenen Sozialvorstehers Franz Keiser, der die Wiederwahl verpasste.

 

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