Politik
Jo Lang zu den jüngsten Enthüllungen in Zug

«Bisher waren von allen spektakulären Leaks auch Zuger Firmen betroffen»

Der Zuger Politiker Jo Lang. (Bild: zvg)

Die Crypto AG in Zug lieferte Sicherheitsmaschinen, die absichtlich mit einer Sicherheitslücke ausgestattet wurden, um Geheimdiensten damit Zugang zu Informationen zu verschaffen. Der Skandal, der am Dienstag ans Licht kam, überrascht den Zuger Politiker Jo Lang nicht.

Die im Kanton Zug beheimatete Crypto AG soll bereits vor einem halben Jahrhundert damit begonnen haben, manipulierte Chiffriergeräte zu verkaufen. In 130 Länder lieferten sie ihre Geräte, die Sicherheit vorgaukelten, obwohl Geheimdienste sie durch eine Hintertür belauschen konnten. Die Firma wurde 2018 aufgelöst (zentralplus berichtete).

Die Behauptung, die Firma paktiere mit Geheimdiensten stand schon lange im Raum, konnte aber erst jetzt im Zuge von Recherchen zu den Cryptoleaks genannten Enthüllungen bewiesen werden.

Fall Bühler: Vorwürfe wurden schon 1994 laut

Ein Zuger, den das Gebahren der Firma «überhaupt nicht überrascht», ist Jo Lang. Kurz nach Bekanntwerden des weltweiten Spionagefalls am Dienstag twitterte der ehemalige Nationalrat der Alternativen für Zug über eine Veranstaltung der Partei aus dem Jahr 1994 im Casino Zug.

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«Auslöser war damals das Buch von ‹Tages-Anzeiger›-Autor Res Strehle zum  ‹ Fall Bühler›», so Lang. Bühler war Vertreter der damaligen Crypto AG. Er gab an, nicht gewusst zu haben, dass er dabei manipulierte Geräte verkaufte. Als er dahinterkam, packte er bei Autor Strehle aus. Die Alternativen Zug luden den Buchautor ein, zum Thema «Spionage mit manipulierten Verschlüsselungsgeräten» zu sprechen. «Die Veranstaltung fand im Rahmen der damals aktuellen Initiative zu einem Waffenausfuhrverbot statt», erinnert sich Lang.

Den Hauptsitz der Crypto AG mit Stacheldraht gesichert

Bei der Präsentation des Buches war laut Lang auch Armin Huber anwesend, damals geschäftsführender Direktor der Crypto AG. «Damals dementierte er alle Behauptungen», so Lang. Aus heutiger Sicht sagt er: «Entweder hat er es wirklich nicht gewusst – oder er hat uns angelogen.»

In den letzten Jahrzehnten hätten die Zuger Alternativen wiederholt protestiert gegen die Kollaboration der Crypto AG mit dem Apartheid-Regime und anderen Diktaturen. Mit einer spontanen Protestaktion wollen die Jungen Grünen Zug auch morgen bei der Crypto International AG in Steinhausen Präsenz zeigen. 

Jo Lang erinnert sich derweil an eine Episode mit der Crypto AG aus dem Jahr 1985. Ein Demonstrationszug von 300 Personen führte an Firmen vorbei, die Geschäfte mit dem damaligen Apartheidsregime in Südafrika machten. Die Crypto AG, da nicht in der Stadt angesiedelt, gehörte nicht zu den Stationen der Demonstranten. «Dennoch wurde der Sitz in Steinhausen von Polizei und Feuerwehr mit Stacheldraht gesichert.» Er vermutet, diese «jenseitige Massnahme», sei eher aus schlechtem Gewissen erfolgt, denn aus einer realen Gefahr durch die Demonstranten.

Lang schätzt, dass in der Folge all der Leak-Enthüllungen – Stichworte Angola, Panama, Paradise – weiteres Ungemach auf Zuger Firmen, ehemalige Verwaltungsräte und Politiker kommen könnte. «Bisher waren von allen spektakulären Leaks auch Zuger Firmen betroffen.»

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