Politik
Chance für Luzerner Tourismus?

Beliebte Ferien im Wohnmobil – nun soll halbwildes Campen erleichtert werden

Einfacher campen: Das will der Luzerner Kantonsrat Daniel Keller möglich machen. (Bild: Unsplash/Kevin Schmid)

Mit Camper oder «Büssli» durchs eigene Land reisen lag diesen Sommer im Trend. Ein Kantonsrat sieht darin Chancen für den kriselnden Luzerner Tourismus und fordert einheitliche Regeln, damit Private unkompliziert Stellplätze anbieten können.

Ruhe, Natur, Erholung. Das versprechen Ferien abseits der Touristenströme. Ein Trend, der durch die aktuelle Pandemie und das angeordnete Distanzhalten zusätzlich befeuert wurde.

Denn diesen Sommer mussten viele Schweizer auf ihre Auslandferien verzichten. Weder das Hotel am Mittelmeer noch die Airbnb-Wohnung in Barcelona waren eine Option. Umso grösser war der Ansturm auf die Schweizer Campingplätze (zentralplus berichtete).

Gerade jetzt eine Chance

«Touristen mit Wohnmobilen sind heute für viele Städte und Tourismusregionen zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden», sagt auch der Luzerner SVP-Kantonsrat Daniel Keller. Er ortet allerdings ein Manko in der Zentralschweiz: «Im Kanton Luzern gibt es heute kaum Wohnmobilstellplätze, obwohl die Nachfrage danach sehr hoch wäre.»

«Es ist effektiv so, dass die Nachfrage nach Ferien im Wohnmobil oder im ‹Büssli› in letzter Zeit stark zugenommen hat.»

Sibylle Gerardi, Luzern Tourismus

Diesen Trend spürt auch Luzern Tourismus. «Es ist effektiv so, dass die Nachfrage nach Ferien im Wohnmobil oder im ‹Büssli› in letzter Zeit stark zugenommen hat und dies in einem gewissen Gästesegment einem Trend entspricht», sagt Mediensprecherin Sibylle Gerardi. Das sei auch der Coronasituation geschuldet. «Einzelne Destinationen in unserer Region hatten deshalb im vergangenen Sommer auch kurzfristig weitere Stellplätze zur Verfügung gestellt, wo dies möglich war.»

Im Unterschied zu Campingplätzen bieten solche Plätze nur eine minimale Infrastruktur, in erster Linie Wasser- und Stromanschluss. In vielen Städten in Deutschland, Frankreich oder Italien seien solche Stellplätze eine Selbstverständlichkeit, sagt Politiker Daniel Keller. «Dieses Angebot hat sich im Ausland bewährt und lockt Menschen in die Regionen.»

Auch hierzulande könnte das denselben Effekt haben, glaubt der Udligenswiler. «Gerade in der jetzigen Zeit, wo der Luzerner Tourismusstandort arg gebeutelt ist, würde eine solche Initiative vielversprechende Chancen bei der Förderung des lokalen Tourismus darstellen.» Der SVP-Kantonsrat fordert deshalb in einem Postulat, dass der Kanton eine rechtliche Grundlage für solche privaten Camperplätze schafft.

Pendant zu Airbnb auf dem Land

Denn wildes Campieren ist im Kanton Luzern heute grundsätzlich verboten. Ob und wo man sein Wohnmobil abstellen darf, ist darüber hinaus teilweise von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich geregelt, und es hängt zudem davon ab, ob man sich in einer speziellen Schutzzone befindet. Sicher ist: Wer auf einem privaten Grundstück übernachten will, braucht eine Einwilligung des Landeigentümers (zentralplus berichtete).

Parkplatz, Wasser und Strom: Stellplätze bieten oft nur ein Minimum an Infrastruktur. (Bild: zvg)

Keller fordert nun eine einheitliche und unbürokratische Regelung, damit Gemeinden und Private mit einem einfachen Bewilligungsverfahren Stellplätze für Camper zur Verfügung stellen können. Sein Vorschlag: Pro Stellplatz sollen höchstens acht Camper erlaubt sein, die maximal fünf Tage am Stück bleiben dürfen. Möglich sein soll dies nur ausserhalb von Wohngebieten, um Konflikte mit Anwohnern zu vermeiden.

Denn die Wohnmobiltouristen, die einen grossen Teil des Tages draussen verbringen, stossen nicht überall auf offenen Türen. Diesen Sommer sorgten Wildcamper (die auch wegen voller Campingplätze zahlreicher waren) teilweise für Beschwerden aus der Bevölkerung. In Sörenberg beispielsweise haben die Bergbahnen kurzerhand auf einem Parkplatz Stellplätze mit Stromanschluss und Toiletten aufgestellt, um für Ruhe zu sorgen. Daniel Keller ist überzeugt, dass mehr Stellplätze auch das wilde Campieren unterbinden könnten. Und, als willkommener Nebeneffekt, den Bauern eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit bieten.

«Manche Leute schlagen ihre Zelte lieber bei einem Bauern auf als auf einem grossen touristischen Campingplatz.»

Daniel Keller, SVP-Kantonsrat

Dass der Trend in diese Richtung geht, belegen entsprechende Onlineinitiativen. So versucht beispielsweise das neue Zentralschweizer Startup Nomady im Stile von Airbnb Landbesitzer und Camper zusammenzubringen. Auch das Portal Landcamp will nächstes Jahr eine Plattform aufschalten, auf dem temporäre Stellplätze auf Bauernhöfen vermittelt werden. Die Landbesitzer müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen allerdings in beiden Fällen selber abklären.

Daniel Keller will das im Kanton Luzern erleichtern. Dass diese Angebote die Campingplätze der Region konkurrenzieren, bezweifelt Daniel Keller, der selber seit 15 Jahren einen Standplatz auf einem Zeltplatz hat. «Manche Leute schlagen ihre Zelte lieber bei einem Bauern auf als auf einem grossen touristischen Campingplatz. Das Persönliche und Familiäre wird oft geschätzt.»

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