Was passiert mit Gebäude in der Altstadt?

Auf Kunstfasern folgt Kunst: Fachklasse Grafik zieht in Viscosistadt

Stimmt der Kantonsrat zu, wird bald auch ein Wegweiser für die Fachklasse Grafik in der Viscosistadt stehen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Der kreative Hotspot am Seetalplatz erhält Zuwachs: Die Fachklasse Grafik soll von Luzern in die Viscosistadt nach Emmenbrücke ziehen. Der Regierungsrat legt dem Parlament einen Kredit für den neuen Standort vor. Für die Liegenschaft in der Altstadt wird ein Käufer gesucht.

Im Sommer 2022 ist Umzugstermin: Die Fachklasse Grafik soll von der Luzerner Altstadt in die Viscosistadt nach Emmenbrücke ziehen. Die angehenden Berufsleute werden damit zukünftig im «kreativen Hotspot» am Seetalplatz ausgebildet, in unmittelbarer Nähe zur «Kunsti» der Hochschule Luzern.

Das «Synergiepotenzial» ist für den Regierungsrat einer der Vorteile des Umzugs, wie er in einer Mitteilung schreibt. Das Viscosi-Areal sei durch eine vielfältige Mischung aus Industrie, Gewerbe und Kreativwirtschaft geprägt. Zudem ist es sowohl mit Velo, Auto und dem öffentlichen Verkehr gut erreichbar.

Haus an der Rössligasse wird verkauft

Ein weiterer Grund für den neuen Standort: das aktuelle Gebäude an der Rössligasse 12 ist sanierungsbedürftig. Es genügt weder aus energie- noch aus sicherheitstechnischen Gesichtspunkten den Standards – und wird deshalb nach rund 200 Jahren im Besitz des Kantons verkauft.

Damit geht ein langes Kapitel zu Ende. Seit 1877, der Eröffnung der Kunstgewerbeschule, werden an der Rössligasse Grafiker ausgebildet.

Das Interesse am neuen Besitzer und der Zukunft des Gebäudes an zentraler Lage in der Altstadt erstaunt darum nicht. In der Kulturszene ist der Wunsch klar: Das Haus soll weiterhin ein kreativer Treffpunkt bleiben, letztes Jahr hat sich ein Verein mit dem entsprechenden Ziel formiert (zentralplus berichtete).

Bleibt das Haus der Kunst erhalten? Die Rössligasse 12, wo die Fachklasse Grafik einquartiert ist. (Bild: jwy)

Auch das Luzerner Stadtparlament überwies bereits 2016 ein Postulat der SP, das einen Erwerb durch die Stadt gefordert hatte. Letzten Herbst hiess es bei der städtischen Immobilienabteilung, man stehe mit dem Kanton in Kontakt. Das ist nach wie vor der Fall. «Wir haben grundsätzliches Interesse angemeldet», sagt Stadtbaumeister Marko Virant.

Spruchreifes gibt es allerdings noch nicht zu vermelden. «Da der Verkauf frühestens für 2022 ansteht, sind die Gespräche bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten, als das man Konkretes zu diesem Geschäft sagen könnte.»

«Der Preis – inklusive Sanierungen und allfälliger Umbauten – muss finanziell verhältnismässig sein.» 

Marko Virant, Stadtbaumeister

Bislang hielt die Stadt jeweils fest, dass ein Kauf nur mit einer konkreten Nutzung in Frage käme. «Es gibt verschiedene Vorstellungen», sagt Virant. «Allerdings sind diese noch nicht zu einem Konzept verdichtet.» Gespräche mit dem Verein über dessen Idee eines kreativen Orts habe er bislang keine geführt.

Beim Kanton heisst es auf Anfrage, dass das denkmalgeschützte Objekt noch nicht zum Verkauf ausgeschrieben sei. Er hielt schon früher fest, dass eine öffentliche Ausschreibung geplant ist. Klar ist, dass der neue Besitzer nebst dem Verkaufspreis auch für die Renovation aufkommen müsste. Auf welche Summe sich der Investitionsbedarf beläuft, könne zurzeit nicht gesagt werden, teilt das Finanzdepartement auf Anfrage mit.

Für die Stadt steht indes fest, dass der Preis – inklusive Sanierungen und allfälliger Umbauten – finanziell verhältnismässig sein muss. Ob das Haus an den Meistbietenden verkauft wird oder andere Interessen berücksichtigt werden, ist laut dem Kanton ebenfalls noch nicht klar. Zuerst müsse der Kantonsrat den Kredit für den Umzug genehmigen.

Umbau für knapp drei Millionen Franken

Dieser gliedert sich in zwei Teile. Zum einen sind da die Investitionen in die ehemaligen Produktionsgebäude der Viscosuisse beziehungsweise der Monosuisse AG für den Umbau. Diese belaufen sich auf rund 2,8 Millionen Franken. Sie umfassen den Mieterausbau, die Betriebseinrichtung, die Ausstattung, der Umzug und die Beschriftung.

Zum anderen sind es die Mietkosten von jährlich rund 453'000 Franken. Geplant ist laut Mitteilung des Kantons, einen Mietvertrag über zehn Jahre abzuschliessen mit der Möglichkeit einer Verlängerung von insgesamt 15 Jahren.

Acht Klassen und Ateliers brauchen Platz

Die Fachklasse Grafik benötigt Platz für acht Klassen und Atelierräume für die praktischen Arbeiten. Die neue Fläche in der Viscosistadt ist mit 2’670 Quadratmetern etwas grösser als die heutige. Es handelt sich um Räume im zweiten und dritten Obergeschoss in den Gebäuden 738, 740 und 741. Das ist derjenige Komplex, in dem sich zum Beispiel das Tatort-Studio befand und der am nächsten zum Seetalplatz, hinter dem Kino Maxx, liegt.

Noch vor fünf Jahren drohte der Fachklasse Grafik im Zuge der kantonalen Sparmassnahmen die Schliessung. Der Regierungsrat musste nach lautstarken Protesten aber zurückkrebsen (zentralplus berichtete).

Heute besuchen rund 100 Lernende die Fachklasse Grafik. Es handelt sich um die einzige Berufsausbildung im gestalterischen Bereich auf der Sekundarstufe II. Sie umfasst einen eidgenössischen Fähigkeitsausweis sowie die Berufsmaturität. Die vierjährige Ausbildung beinhaltet nebst der Grundausbildung auch Praktika in Betrieben und im Ausland. Etliche Absolventen besuchen anschliessend die Hochschule Luzern, die bekanntlich seit einiger Zeit bereits in der Viscosistadt zu Hause ist.

Die angehenden Grafikerinnen und Grafiker ziehen voraussichtlich in das Gebäude hinter dem Kino Maxx. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)
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