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Falschinformationen zu Übersetzern an Zuger Schulen kursierten im vergangenen Sommer. Am Dienstag debattierte das Stadtparlament darüber und die SVP gestand Fehler ein.
«Schwach» – mit diesem Zwischenruf und einer langen Pause hat am Dienstagabend ein Geschäft im Grossen Gemeinderat sein Ende gefunden, welches ohne Zweifel als Verwirrung über die Sprachverwirrung bezeichnet werden kann. Hat Sie dieser Satz verwirrt? Dann zurück an den Anfang.
Zuger Schulen setzen Übersetzer ein. Das wollte die SVP im letzten Sommer durch Hinweise aus der Bevölkerung in Erfahrung gebracht haben. Ein Dutzend Übersetzer seien bei einem Elterninformationsabend im Schulhaus Guthirt im Einsatz gewesen. Auch zentralplus wurde darüber in Kenntnis gesetzt (zentralplus berichtete).
Es gibt doch Übersetzer
Mit einer Interpellation versuchte die SVP, mehr darüber erfahren. Der Stadtrat antwortete früher als üblich und hielt fest, der Vorstoss basiere auf «falschen Informationen» (zentralplus berichtete). Zu diesem Zeitpunkt hatte die Partei aber bereits einen zweiten Vorstoss nachgereicht, in dem sie nach Übersetzern bei Elterngesprächen fragte. Beide Interpellationen betitelte die SVP entrüstet als «babylonische Sprachverwirrung».
Dann folgte die Antwort des Stadtrats auf Interpellation zwei und, siehe da: Bei einzelnen Elterngesprächen kommen Übersetzer in der Stadt Zug regelmässig zum Einsatz (zentralplus berichtete). Mehrfach wurde die Debatte darüber im Grossen Gemeinderat verschoben, am Dienstabend kam das Thema auf den Tisch.
Stadtrat musste die Medien beruhigen
«Die SVP hat keine Fake-News verbreitet und auch keine Lügen», verteidigte SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner, bevor er eingestand: «Ja, wir machen Fehler, auch wir machen Fehler.» Dann folgte ein Seitenhieb gegen den Stadtrat. «Warum konnte nicht von Beginn an gesagt werden, dass es sich nicht um Elternabende, sondern um Elterngespräche handelt?» Mit seiner schnellen Antwort auf Vorstoss eins habe sich der Stadtrat «vergessen».
Diesen Faden griff später Ivano De Gobbi (SP) auf. Er sagte: «Die erste Interpellation war populistisch. Der Stadtrat musste ihn vor den Medien richtigstellen.» Auch Etienne Schumpf, Vorsteher des Bildungsdepartements, bestätigte Zweiteres gegenüber zentralplus im Herbst (zentralplus berichtete). Bedeutet: Zu sagen, Übersetzer bei Elternabenden gibt es nicht, ging schnell. Herauszufinden, wie sie bei Elterngesprächen eingesetzt werden, dauerte.
ALG-CSP denkt weiter: technische Übersetzer?
Über den Inhalt der Antwort wurde am Dienstag kaum gesprochen. Und das, obwohl der Stadtrat in seinem Bericht Zahlen geliefert hat. Im Jahr 2022 bezahlte die Stadt Zug für Übersetzer an Zuger Schulen 12'146 Franken. «Die Kosten zeigen, dass Übersetzer an Schulen eine Seltenheit sind», sagte einzig Dagmar Amrein von der ALG-CSP-Fraktion dazu. «Wenn es sie braucht, sind sie wirklich wichtig, damit Eltern mit schlechtem Deutsch ein differenziertes Gespräch führen können.»
Um dem unerfreulichen Inhalt des Vorstosses etwas Gutes abzugewinnen, habe die ALG-CSP weiter gedacht, erläuterte Dagmar Amrein. «Wir finden, an Elternabenden könnten technische Übersetzer getestet werden.» Bei Unternehmen komme die Technologie bereits zum Einsatz. In Elterngesprächen sollen weiterhin Menschen übersetzen.
Keine vorschnellen Schüsse abgeben
Zuletzt betonte Ivano De Gobbi von der SP: «Mit einem Anruf beim Schulvorsteher oder beim Stadtpräsidenten hätte sich die Interpellation in drei Minuten in Luft aufgelöst.» Er rief zu Vorsicht auf, überschnell Vorstösse einzureichen. Dann wurde der Stadtrat gefragt, ob er sich noch einmal äussern wolle – und verzichtete.
«Schwach», rief jemand aus den hinteren Reihen. Dann folgte eine lange Pause und der Satz: «Somit ist die Interpellation von der Geschäftskontrolle abgeschrieben.» Damit endete die Verwirrung um die Sprachverwirrung.
- Livestream der Sitzung des Grossen Gemeinderats
- zentralplus Medienarchiv
- Erster und zweiter Vorstoss der SVP
- Erste und zweite Antwort des Zuger Stadtrats