Herausforderung für Gemeinde und Militär

Asylunterkunft Emmen: Das sagen Armee und Gemeinde

Ab Oktober werden die Mehrzweckhalle der Armee und ein Teil des Parkplatzes als Flüchtlingsunterkunft genutzt. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen entsteht in der Mehrzweckhalle der Kaserne Emmen eine temporäre Flüchtlingsunterkunft. Wie sehen Betroffene die Flüchtlingsunterkunft auf dem Areal?

Das Staatssekretariat für Migration bereitet derzeit die Mehrzweckhalle bei der Kaserne Emmen als temporäre Asylunterkunft vor (zentralplus berichtete). Ab Ende Oktober soll sie Platz für bis zu 200 Asylsuchende bieten.

In der Mehrzweckhalle werden jedoch keine ukrainischen Geflüchteten untergebracht. Denn auch die Anzahl Flüchtlinge aus anderen Ländern steigt seit der Aufhebung von Pandemiemassnahmen wieder stark an. Bis Ende August des laufenden Jahres gab es in der Schweiz 23'755 Fälle wegen illegaler Migration. Somit gab es im laufenden Jahr schon mehr illegale Aufgriffe als in den Jahren 2018 oder 2019. Insbesondere auf der «Balkanroute» bewegen sich wieder mehr Menschen Richtung Westeuropa.

Da die zur Verfügung stehenden Notunterkünfte in den bestehenden Unterbringungszentren in den Bundesasylzentren nicht ausreichen, nimmt das Staatssekretariat für Migration stillgelegte Notunterkünfte und weitere Unterkünfte für Asylsuchende in Betrieb. Auch die Armee stellt Gebäude, wie beispielsweise Turnhallen zur Verfügung.

Flüchtlingsunterkunft hat Auswirkungen auf Ausbildungsbetrieb der Armee

«Der Ausfall der Halle ist eine ziemliche Herausforderung für das Militär», sagt der Kommandant des Waffenplatzes, Oberst René Meier, gegenüber zentralplus. Primär wurde die Halle für den Sport benutzt, jedoch auch für diverse andere Veranstaltungen wie Blutspenden oder Impfaktionen für Rekruten. Meier betont aber, dass die Halle nicht nur für die Rekrutenschule gebraucht wurde. Die Armee hat auch Nutzungsvereinbarungen mit zivilen Organisationen, beispielsweise mit der Schule Rüeggisingen, welche die Halle an jeweils zwei Tagen pro Woche für Sportstunden mietete. Auch diese müssen nun nach einer anderen Lösung suchen, sagt René Meier.

«Intern arbeiten wir mit Hochdruck an einer Lösung», sagt René Meier. Einige Hallen auf dem Areal werde man jetzt für den Sportbetrieb umrüsten. Auf einen Teil des Sportunterrichts müsse man aber in der kommenden Rekrutenschule, welche im Januar beginnt, dennoch verzichten. Trotzdem ist der Kommandant des Waffenplatzes zuversichtlich. Der Umfang der Nutzung sei mit dem Staatssekretariat für Migration «sauber abgesprochen». «Die klassisch militärische Infrastruktur wird durch die Flüchtlingsunterkunft nicht beeinträchtigt.»

Asylsituation sei «sehr anspruchsvoll»

Der Betrieb der Asylunterkunft obliegt dem Bund, die Gemeinde Emmen übernimmt keine Aufgaben. Die Gemeinde sei jedoch über die Situation informiert worden, wie Thomas Lehmann, Sozialdirektor der Gemeinde Emmen, auf Anfrage von zentralplus mitteilt. Die Gemeinde Emmen hat die Mehrzweckhalle der Armee aber schon für eigene Unterbringungsansprüche im Auge gehabt, wie Lehmann weiter schreibt. «Der Bund hat sich jedoch für eine Eigenbenützung entschieden.»

Allgemein sei die «Situation im Asyl- und Flüchtlingsbereich sehr anspruchsvoll». Insbesondere die Unterbringung gestalte sich als grosse Herausforderung, wie Lehmann zentralplus gegenüber weiter mitteilt. Dies zeigt sich auch daran, dass viele Luzerner Gemeinden Mühe bekunden, die geforderte Anzahl an Flüchtlingsunterkünften bereitzustellen (zentralplus berichtete).

Weiterer Ausbau der Asylunterkunft ist nicht geplant

Die Gemeinde Emmen dürfte froh sein, dass die Flüchtlingsunterkunft in der Mehrzweckhalle zustande kommt. Bis anhin fehlten der Gemeinde 47 Unterbringungsplätze. Dank der zusätzlichen Unterkunft wird Emmen die geforderte Anzahl Plätze erfüllen und so eine Busse des Kantons verhindern (zentralplus berichtete).

Lehmann rechnet auch mit einer weiteren Zunahme von Flüchtlingen und beruft sich dabei auf Prognosen des Staatssekretariats für Migration. Eine allfällige Erweiterung der Flüchtlingsunterkunft in Emmen sei jedoch nicht geplant, wie das Staatssekretariat für Migration mitteilt.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit René Meier, Kommandant des Waffenplatzes Emmen
  • Mailverkehr mit dem Staatssekretariat für Migration
  • Mailverkehr mit Thomas Lehmann, Sozialdirektor Emmen
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1 Kommentar
  • Profilfoto von estermap
    estermap, 20.10.2022, 17:26 Uhr

    Wie sozial ist ein Sozialdirektor, wenn der nicht mal mit den Gemeinden des Kantons solidarisch ist? Emmen profitiert von Kontingenten in Bundesgebäuden (die «angerechnet» werden). Emmen müsste sonst Bussen bezahlen, da Emmen keine Unterkünfte schafft. Doppleschwand aber investiert mehr als 100 000 Fr. in einen Umbau, um G. Grafs Vorgaben zu erfüllen (Beispiel).

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