Linke Zuger Spitzenkandidaten im Duell

Angriff auf rechtsbürgerliche Bastion in Bern

Rücken an Rücken: Der ALG-Spitzenkandidat Andreas Lustenberger und der SP-Kandidat Hubert Schuler sind sich mehr einig als uneinig. (Bild: mbe.)

Der Kanton Zug wird in Bundesbern von fünf Bürgerlichen vertreten. Basta, findet die Linke und schickt zwei motivierte Spitzenkandidaten ins Rennen: Andi Lustenberger (Alternative – die Grünen) und Hubert Schuler (SP). Grün oder rot, jünger versus älter, forsch-direkt gegen pragmatischer: Wer wäre der bessere Nationalrat?

zentral+: Sie gehören zum gleichen politischen Lager, sind aber auch Konkurrenten. Wer ist der Bessere?

Andreas Lustenberger: (lacht auf den Stockzähnen, schweigt)

Hubert Schuler: (nach einem Zögern) Das kommt darauf an, wie man es anschaut. Also ich bin der Grössere…

Lustenberger: …und ich der Jüngere, Frischere.

Schuler: …da wäre Andi der Bessere. Ich habe graue Haare, er hat rote, in diesem Punkt entscheiden die Wähler (lacht).

zentral+: Tun Sie sich nicht weh im Wahlkampf, weil sie beide so «links und nett» sind?

Lustenberger: Hauptziel von uns beiden ist, dass die Linke von Zug wieder in Bern vertreten ist. Sicher gibt es Unterschiede, wo einer von uns heraussticht. Doch als Listenpartner eine Schlammschlacht zu führen, wäre nicht zielführend.

Schuler: Es ist das Ziel, einen der fünf Sitze in Bern durch eine linke Person zu ersetzen. Es geht nicht darum, links und nett zu sein, sondern darum, gemeinsam den Sitz zu erobern. Wo wir uns unterscheiden, holen wir einfach ein anderes Wählerspektrum ab.

zentral+: Welches Wählerspektrum?

Schuler: Ich die SP-Wählerinnen und -wähler und die Bürgerlichen: In den zwei Jahren als Kantonsratspräsident war ich in vielen Zuger Vereinen präsent. Ich konnte zeigen, dass ein Linker nicht einfach einer ist, den man per se bekämpfen muss, auch Linke haben gute Ideen. Da spürte ich einen gewissen Goodwill bei Bürgerlichen.

«Einen Linken muss man nicht per se bekämpfen, auch wir haben gute Ideen.»

Hubert Schuler, Spitzenkandidat SP Zug

Lustenberger: Ich versuche zusätzlich, das ganze junge Spektrum abzudecken, mit dem ich als Präsident der Jungen Grünen Schweiz zu tun habe. Hubi hat es richtig gesagt. Es geht darum, möglichst viele Wählersegmente abzudecken, damit es im Endeffekt für einen linken Sitz langt.

zentral+: Aber Sie bekämpfen einander nicht im Wahlkampf?

Schuler: Nein. Wenn wir aber Meinungsverschiedenheiten oder Kritik hätten, würde ich zuerst Andi anrufen und ihm sagen, dass ich mit dieser oder jener Aussage nicht einverstanden bin. Ich greife ihn nicht an, nehme aber einfach eine Gegenposition ein.

zentral+: Andi Lustenberger, wo liegt der Schwachpunkt Schulers?

Lustenberger: (pfff…, überlegt lange) Ich wüsste jetzt spontan nichts. Als ich 2013 in den Rat kam, war er Kantonsratspräsident und führte den Rat sehr gut. Da gab es aus meiner Sicht keinen Schwachpunkt.

zentral+: Hubert Schuler, die grösste Schwäche Lustenbergers?

Schuler: Sein jugendliches Alter könnte bei gewissen Leuten Fragen aufwerfen. Diese Schwäche kann aber auch ein Vorteil sein.

zentral+: Warum sollen Zuger gerade Sie wählen? Ihr Werbeslogan, bitte kurz.

Lustenberger: Im Kanton Zug, wie in der ganzen Schweiz, zeigt sich, dass das Kaputtsparen des Staats eine gefährliche Entwicklung ist. Es läuft eine Umverteilung von unten nach oben: Ein Prozent der Bevölkerung erhalten mehr Privilegien, für alle anderen werden die Leistungen zusammengespart oder man bittet sie mit höheren Gebühren zur Kasse. Dagegen will ich mich wehren. Es braucht einen starken Service Public und eine gestärkte Gesellschaft. Mit dem System des ewigen Wachstums laufen wir meiner Meinung nach in eine völlig falsche Richtung.

Schuler: Es wird eine Richtungswahl geben, vor allem bei der Bundesratswahl, Parlament und Regierung werden voraussichtlich nach rechts abdriften. Der Ruf der FDP nach mehr Selbstverantwortung führt dazu, dass mehr Leute unter die Räder geraten. Doch nicht alle können ihr Leben selbstverantwortlich gestalten, da hat der Staat eine ausgleichende Aufgabe. Ich setzte mich dafür ein, dass es für alle statt nur für wenige langt.

zentral+: Hubert Schuler gibt als Kompetenzen auf seiner Webseite an: Soziale Aspekte, Umwelt, Bildung, Gesundheit und Raumplanung. Das ist recht viel. Andi Lustenberger, haben Sie diese Kompetenzen auch alle?

Lustenberger: Durch seinen Beruf als Leiter der Sozialdienste von Baar hat Hubert Schuler sicher die höhere fachliche Kompetenz in sozialpolitischen Fragen. Durch mein abgeschlossenes Studium als Geograph habe ich hohe Kompetenzen bei Umwelt- und Raumplanungs-Themen. Ich habe mich in letzter Zeit auf nationaler Ebene für Migrationsfragen eingesetzt sowie für Wohnungsfragen mit unserer Initiative für bezahlbaren Wohnraum auf kantonaler Ebene. Aber ich würde mich zum Beispiel nicht als Bildungsexperte bezeichnen. Dafür haben wir für die Nationalratswahlen eine zweite ALG-Liste mit unseren Bildungexperten lanciert.

«Entscheidend ist nicht jung oder alt, sondern es sind die politischen Inhalte.»

Andi Lustenberger, Spitzenkandidat Alternative-die Grünen

zentral+: Hubert Schuler, Sie führen auf Ihrer Webseite einen Polit-Blog und kommunizieren Ihr Abstimmungsverhalten in den Kantonsratssitzungen. Gestalterisch kommt Ihr Auftritt aber eher altbacken daher. Sind Sie nicht ein wenig neidisch auf Lustenbergers modern-gestylte Webseite?

Schuler: Was heisst schon altbacken oder modern? Mir gefällt die Webseite, sie ist frisch überarbeitet worden. Es geht mir nicht darum, modernste Sachen einzubauen, sondern meine Überlegungen transportieren zu können. Es ist ein Instrument wie ein Auto. Ich brauche kein wunderschönes Gefährt, sondern eines, das mich von A nach B bringt und mit dem ich Material transportieren kann.

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zentral: Herr Schuler, kann man Sie als ein Zuger Polit-Urgestein bezeichnen?

Schuler: Das überlasse ich Ihnen. Ich bin in der dritten Legislatur im Kantonsrat, war davor sieben Jahre SP-Parteipräsident und davor noch drei Jahre in der Geschäftsleitung.

zentral+: Andi Lustenberger, wie wollen Sie als Jungspund gegen den erfahrenen Hubert Schuler gewinnen?

Lustenberger: (atmet tief durch) Entscheidend ist nicht jung oder alt, man überzeugt die Leute mit seinen Inhalten. Ältere Politiker stellen manchmal andere strategische Überlegungen an. Als jüngstes Fraktionsmitglied der ALG höre ich öfters: Das musst du nicht machen, es ist chancenlos. Doch ich mache es manchmal einfach trotzdem. Ich bin zwar weniger lang aktiv, doch in der Zeit, wo ich politisch tätig gewesen bin, konnte ich in vielen Bereichen mitwirken.

zentral+: Zum Thema Wahlkampf. Gefühlsmässig kam in den letzten Wochen alle zwei Tage eine Medienmitteilung, ein politischer Vorstoss, in dem Ihr Name erwähnt war, Herr Lustenberger. Gehört das zur Wahlkampf-Strategie?

Lustenberger: Es wäre nicht glaubwürdig, 20 Vorstösse einzureichen, nur weil Nationalrats-Wahlkampf ist. Es ist einfach viel gelaufen mit dem öffentlichen Verkehr und der Stadttunnel-Abstimmung, wo ich involviert war. Aber sicher probiere ich, möglichst viel von dem was ich tue, nach aussen zu tragen. Das ist ein Anspruch, den ich immer hatte.

Schuler: Andi ist schon mehr in den Medien. Er wird auch mehr angefragt. Das habe ich an der Medienkonferenz zum Stadttunnel gemerkt, ich war ja auch dort. Ich habe zwar nicht den Eindruck, dass ich zu wenig Präsenz habe, aber da ist ein Filter vorhanden.

zentral+: Warum kommunizieren Sie nicht mehr, Herr Schuler?

Schuler: Wie Andi sagte, ist es kontraproduktiv, wenn man in dieser Zeit nur Politik macht, um auf sich aufmerksam zu machen. Das würde bestätigen, was die Bevölkerung sagt: Vor den Wahlen grüssen die Politiker.

Lustenberger: …oder sie gehen am Sonntag in die Kirche. Auch wenn sie sonst nie gehen.

zentral+: Gehen Sie in die Kirche?

Schuler: Ja, ich bin Lektor in Hünenberg. Alle fünf bis sechs Wochen gehe ich deshalb in die Kirche, weil ich mit Lesen dran bin. Meine Frau ist ausserdem Präsidentin des Kirchenchors. Wenn der Chor singt, gehe ich oft zuhören.

zentral+: Und Sie, Herr Lustenberger?

Lustenberger: Ich gehe nicht in die Kirche.

«Im Prinzip brauchen wir 25 Prozent plus eine Stimme. Weil die SVP alleine marschiert, sind unsere Chancen gestiegen.»

Hubert Schuler

zentral+: Wie hoch sehen Sie Ihre Wahlchancen im Oktober in Prozenten?

Schuler: Im Prinzip brauchen wir 25 Prozent plus eine Stimme. Weil die SVP keine Listenverbindung mit FDP und CVP eingegangen ist und alleine marschiert, sind unsere Chancen gestiegen. Aber es wird ein harter Kampf, in dem wir auch Stimmen von Bürgerlichen brauchen. Alleine mit unserem Potential, das wir mobilisieren müssen, wird es nicht nur knapp, sondern es ist fast nicht möglich.

Lustenberger: Das kann ich so unterschreiben.

zentral+: Jo Lang, der letzte linke Zuger Nationalrat der ALG, wurde 2011 abgewählt. Wer war schuld an dieser Niederlage?

Lustenberger: Es war sehr knapp, es fehlten nur rund 300 Stimmen.

Schuler: Wenn man die letzten zwölf bis 16 Jahre anschaut, hat es immer Abwahlen gegeben, das ist normal. Armin Jans von der SP ist zum Beispiel abgewählt worden. Wenn man die Frage nach der Verantwortung stellt, haben beide linke Parteien bei der Abwahl Joe Langs ihr Wählerpotential nicht ausgeschöpft.

Lustenberger: Es liegt eine Gefahr darin, wenn Bisherige antreten. Das kann dazu führen, dass man vielleicht weniger aktiv ist. Die jetzige Ausgangslage steigert die Aussichten auf einen Sitz, weil es ein völlig offenes Rennen ist. Wenn man etwas verteidigen muss, ist man in der Rückenhaltung. Doch jetzt gibt es keinen Zuger Linken in Bern. Da kann man angreifen.

zentral+: Warum glauben Sie, dass es diesmal klappen wird?

«Viele Zuger sagen, wir können nicht nur eine Seite nach Bern schicken.»
Andi Lustenberger, ALG

Lustenberger: Die Ausgangslage mit fünf bürgerlichen Zugern ist nicht haltbar. Es gibt viele Leute, die sagen, wir können nicht einfach nur eine Seite nach Bern schicken. Dieses Potential müssen wir ausschöpfen. Ich denke, so ticken die Schweizerinnen und Schweizer auch: Man muss alle politischen Interessen einbeziehen.

Schuler: Der Einheitsbrei ist nicht erfolgsversprechend.

zentral+: Glauben Sie persönlich an Ihre Wahlchancen?

Lustenberger: Absolut. Das kann klappen.

Schuler: Auf jeden Fall.

Lesen Sie weiter, warum Wirtschaftskompetenz nicht das Monopol der Rechten ist

zentral: Sind Bürgerliche nicht kompetenter in Wirtschaftsfragen als die Linken?

Schuler: Nein, überhaupt nicht. Man unterschätzt einfach unsere Kompetenz im Bereich von Geld und Wirtschaft. Ich führe öfters Diskussionen mit FDP-Kantonsräten, wo sie am Schluss sagen müssen: Ja, das ist eigentlich noch vernünftig und gut. Für mich reden manche Bürgerliche einfach etwas nach, es ist nicht immer fundiert. Natürlich gibt es aber auch dort Personen mit profunden Kenntnissen. Dafür habe ich fundiertes Wissen im Sozialbereich. Was nützt es mir, wenn ich viel Geld habe, aber die Bevölkerung und die Gesellschaft vor die Hunde geht?

Lustenberger: Man hat ja gesehen, wo das bürgerliche, neoliberale Erfolgsmodell hinführt. In allen Kantonen fehlt es an Geld. Es ist nicht eine linke Mehrheit im Kanton Zug, welche die Steuern gesenkt hat, sodass wir Sparpakete schnüren müssen. Das ist für mich ein klarer Indikator, dass man den Bürgerlichen zu viel Wirtschaftskompetenz zutraut.

Schuler: Wo blieb die wirtschaftliche Kompetenz bei der Unternehmenssteuerreform II? Jetzt müssen wir deswegen eine weitere Milliarde Franken einsparen. Da haben die Bürgerlichen massiv versagt.

zentral+: Ein Thema, das Zug als Geberkanton stark beschäftigt, ist der Nationale Finanzausgleich (NFA). Würden Sie das Kantonsreferendum der Geberkantone zum nationalen Finanzausgleich mit unterschreiben oder wäre das für Sie ein Dilemma?

Lustenberger: Das Bashing des nationalen Finanzausgleichs finde ich gefährlich, denn die Solidarität unter den Kantonen ist etwas Wichtiges. Da müssen die Nehmerkantone aufpassen, dass man diese Solidarität nicht einfach so leicht aufs Spiel setzt, denn sie ist tief in der Bevölkerung verankert.

Schuler: Der NFA ist ein zweischneidiges Schwert. Solange der Kanton Zug Steuern senken kann und das Potential um 80 Prozent gestiegen ist, so lange sollte Zug nicht jammern und seinen Anteil in den NFA zahlen, wenn auch mit einer moderaten Steuererhöhung. Auf der anderen Seite ist es nicht ganz richtig, dass man ein Gesetz auf Bundesebene macht, und die Spielregeln ändert, wenn das Ziel erreicht ist. Dazumal hat man gesagt, dass die tiefsten Kantone 85 Prozent Ressourcenausgleich haben müssen, dann sollte man die Geberbeiträge hinunterfahren. Das ist in diesem Sinn verletzt worden.

zentral+: Ein anderes Thema: Die SP tritt das erste Mal mit vier Listen im Wahlkampf an. Ganz ehrlich, Andi Lustenberger, hat Sie die Strategie der SP nicht irritiert?

Lustenberger: Es ist das erste Mal, dass die SP, aber auch die ALG, mit so vielen Listen antreten, sie mit vier, wir mit drei. Dazu kommt je eine Liste unserer Jungparteien. Letztes Mal hat es nicht gelangt für einen Sitz, da muss man auch einmal neue Sachen einführen.

Schuler: Die Ideen unserer vielen Listen ist, dass man jede Person in ihrem Segment abholt.

zentral+: Hubert Schuler, ist die SP der Steigbügelhalter der politisch in Zug stärkeren Grünen?

Schuler: Die SP hatte mit Monika Hutter und dann Brigitte Profoss lange eine Regierungsrätin, die Alternativen nicht, heute ist es umgekehrt. Beim Nationalrat wechselten sich SP- und ALG-Vertreter ab. Das gleicht sich immer wieder aus.

zentral+: Andi Lustenberger, warum hat die ALG nicht Manuela Weichelt-Picard nominiert, als Regierungsrätin hätte sie doch sicher gute Wahlchancen gehabt?

Lustenberger: Das liegt in der Entscheidung der einzelnen Personen. Sie war in den letzten Monaten mit der Wiederwahl in den Regierungsrat beschäftigt.

zentral+: Sie wollte also nicht?

Lustenberger: Ja. Ich bin nicht der Wahlkampfleiter. Aber sie wurde sicherlich angefragt wie alle anderen Interessenten. Sie war stark engagiert für die Regierungsratswahl, hat gewonnen und ist jetzt nach dem Wahlerfolg voller Tatendrang, ich glaube nicht, dass sie jetzt wechseln wollte.

zentral+: Kommen wir zur nationalen Politik. Wenn Sie Alleinherrscher wären, welche Gesetze würden Sie abschaffen oder welche neu einführen?

Lustenberger: Ich würde die Alleinherrscherschaft abschaffen (lacht), weil ich mich bei allen Fragen austausche. Ich bin ein absoluter Teammensch, war in der Pfadi, brauche Rückmeldungen der anderen. Es gibt viele Fragen, wo ich gerne mitreden würde. Bei Zersiedelungsiniative der jungen Grünen, bei Raumplanungsfragen, da gibt es viele politische Themen, wo ich mich voll reinknien würde.

«Ich bin als Pfader ein absoluter Teammensch.»

Andi Lustenberger, ALG

Schuler: Ich bin froh, in der Schweiz geboren zu sein, wo viele mitgestalten und mitentscheiden. Die Vorstellung der Alleinherrschaft finde ich nicht gut. Klar, kann man irgendein Gesetz verfügen, aber es muss ja auch gelebt werden. In einer Demokratie gehts vielleicht länger, als wenn es ein Herrscher verfügt, aber die Wirkung ist grösser.

zentral+: Die Frage zielte dahin, herauszufinden, was Sie stört und was Sie sofort ändern würden, wenn Sie die Macht dazu hätten?

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Schuler: All die erlaubten Schlupflöcher bei den Steuern, die würde ich stopfen.

Lustenberger: Ich würde das abgeschaffte Botschaftsasyl wieder einführen. Es zeigt sich ja, wie tragisch die ganze Situation im sich abschottenden Europa ist, das sich gleichzeitig an den Ressourcen dieser Länder bedient. Da bräuchte es einen absoluten Richtungswechsel.

zentral+: Kleine Testfrage: Ein markanter Beschluss der letzten Session in Bern?

Lustenberger: Das Nachrichtengesetz. Ich finde die geplante Aushorchung des Bürgers absolut daneben. Alle fünf Zuger National- und Ständeräte sprachen sich übrigens für diese Stärkung des Nachrichtendienstes aus.

zentral+: Was halten Sie von der Politik der fünf bürgerlichen National- und Ständeräte? Setzen sich diese für Zug ein?

Schuler: Sie machen schon Politik für Zug, aber nur für einen Teil der Bevölkerung. Wenn wir schon fünf Leute nach Bern schicken könnten, sollten alle vertreten sein. Aus diesem Grund müssten auch mindestens zwei oder drei Frauen in Bern sein.

Lustenberger: Sowohl Gerhard Pfister wie Bruno Pezzatti, Thomas Aeschi sowieso, politisieren eher am rechten Rand. Wenn wir von den jungen Grünen die Abstimmungen im Parlament analysieren, machen die immer das Gleiche. Sie könnten auch nur einen schicken.

Schuler: Das gilt auch für den Ständerat. Peter Bieri hat erst in letzter Zeit, wo er nicht mehr kandidierte, Klartext geredet. Vorher ist er auch oft mitgelaufen. Jochi Eder hat für mich einen Rechtsrutsch vollzogen. Er politisiert als Ständerat viel rechter als früher im Zuger Regierungsrat.

zentral+: Sie sitzen beide im Kantonsrat Zug. Was sind Ihre grössten politischen Erfolge?

Lustenberger: Aktuell sicher die Verhinderung des Stadttunnels. Beim geplanten Abbau des öffentlichen Verkehrs konnten wir immerhin ein Zeichen setzen.

Schuler: Die Stadttunnel-Abstimmung ist für mich ebenfalls eine klare Sache. Beim Lehrergesetz bin ich froh, dass es so durchgekommen ist. Zwei Sachen, die ich angestossen habe und die durchkamen – nicht allein — waren die Massnahmen gegen Hausärztemangel, damals noch unter Gesundheitsdirektor Joachim Eder, und die erreichte Verlegung der Hochspannungsleitung in den Boden.

Lustenberger: Ich bin natürlich viel weniger lang im Kantonsrat. Aber ein Erfolg ist sicher die Initiative für bezahlbaren Wohnraum der Jungen Alternativen zusammen mit der Juso Zug, die wir im Sommer abschliessen und einreichen werden. Ich freue mich jetzt schon auf eine öffentlich geführte Debatte. Im Zuger Kantonsrat herrscht ja keine Transparenz, weil die Abstimmungsanlage immer noch verhindert wird durch die bürgerlichen Parteien.

 

Die Steckbriefe der linken Spitzenkandidaten

Wer ist Andreas Lustenberger?

Andreas Lustenberger (31) ist Spitzenkandidat der Partei «Alternative – die Grünen Zug» für den Nationalrat. Der Baarer kandidiert ebenso für den Ständerat. Politik liegt in der Familie: Lustenberger ist im Oktober 2013 für seine Mutter Anna in den Zuger Kantonsrat nachgerutscht. 2014 wurde er im Wahlkreis Baar wieder gewählt. Lustenberger ist Mitglied in den Kommissionen für Raumplanung und Umwelt und für Tiefbau und Gewässer. Ausserdem Co-Präsident der jungen Grünen Schweiz und im Vorstand der Grünen Schweiz. Vorstandsmitglied ist er beim Gewerkschaftsbund Zug, dem Drogenforum und der lokalen VCS-Sektion. Der gelernte Kaufmann und Geograph arbeitet im sozialen Bereich, seit 2014 bei Caritas Schweiz in Luzern. In seinem politischen Profil auf Smartvote.ch setzt Lustenberger folgende politische Schwerpunkte: Liberale Gesellschaft, ausgebauter Sozialstaat und ausgebauter Umweltschutz. Weniger seine Sache ist die liberale Aussenpolitik im Sinne eines Freihandels um jeden Preis. «Da führe ich manche Diskussion mit anderen Grünen», sagt er.

Wer ist Hubert Schuler?

Hubert Schuler (58) aus Hünenberg ist Spitzenkandidat der Zuger Sozialdemokraten. 2007 wurde er in den Zuger Kantonsrat gewählt und präsidierte diesen 2013 bis 2014. Er ist Präsident der Kommission für Hochbau und arbeitete davor in den Kommissionen für Bildung, das Gesundheitswesen und die Raumplanung mit. Schuler war sieben Jahre lang Präsident der SP Kanton Zug. Ursprünglich Elektromonteur sattelte er später beruflich um. Schuler ist diplomierter Sozialarbeiter FH, hat ferner Ausbildungen als Paar- und Familienberater sowie für das Management in Nonprofit-Organisationen. Der SP-ler leitet seit 1989 die Sozialdienste der Einwohnergemeinde Baar. Mitgliedschaften: Präsident Pro Juventute Zug, Mitglied Eiche Zunft Hünenberg, Asylbrücke Zug, Heimatschutz, WWF u.a. Hubert Schuler hat sein Smartvote-Profil aktualisiert. Am wichtigsten ist ihm ein ausgebauter Sozialstaat, gefolgt vom ausgebauten Umweltschutz und der offenen Aussenpolitik. Weniger Zustimmung geniesst die liberale Gesellschaft. «Liberal im Sinne von wirtschaftsliberal finde ich nicht gut», sagt Schuler.

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