Nach wenigen Stunden bereits demoliert

Ärger für Kandidaten: Plakat-Vandalen wüten in Oberkirch

Nicht mal 24 Stunden nach dem Aufstellen ist das Plakat von Mario Cozzio in Oberkirch beschädigt worden. (Bild: zvg)

Kurz, nachdem sie sie aufgestellt haben, kehren Luzerner Kantonsratskandidaten in Oberkirch am Samstag zu demolierten Wahlplakaten zurück. Sehr zum Ärger der betroffenen Politiker Mario Cozzio (GLP) und Luca Boog (Mitte).

Zu Hunderten lachen den Luzernerinnen derzeit die Kantonsratskandidaten entgegen, in der Hoffnung, so auf einer Liste am 2. April zu landen. Zwar stehen die Wahlplakate nur still am Wegrand, strapazieren aber dennoch bei einigen Menschen die Nerven. So etwa jene von einigen zentralplus-Leserinnen, die sich gemäss einer Umfrage an dem «Kopfsalat» stören. Oder aber auch der Zuger Parteien, die sich wegen der Menge oder der Standorte ihrer Plakate benachteiligt fühlten (zentralplus berichtete).

Vor allem strapazieren sie die Nerven der Politiker selbst. Denn ein Dauerbrenner bei Wahlkämpfen sind Plakate, die Vandalen zum Opfer fallen. Ob sie nun abgerissen oder mit Edding beschmiert werden oder ob via Photoshop der Inhalt von Onlinewahlwerbung ausgetauscht wird: Wahlplakate werden oft zur Zielscheibe von Jux oder Zerstörungswut. So verwundert es kaum, dass bereits erste Kantonsratskandidaten damit zu kämpfen haben.

Innert weniger Stunden zerstört

Verwunderlich ist aber die Schnelligkeit des Vandalismus, wie die Schilderungen von Kantonsrat Mario Cozzio (GLP) zeigen. Um etwa 17 Uhr habe er sein Wahlplakat am Samstag bei der Bahnstrasse in Oberkirch aufgestellt, erzählt er am Telefon. Da es in der Nacht stark gestürmt habe, habe er sonntags gegen halb zwei Uhr kontrollieren wollen, ob seine Plakate noch stehen.

Zwar sind die GLP-Plakate vom Wetter verschont geblieben. Im Gegensatz zu ein paar umgemähten Plakaten anderer Parteien, die nicht mit Holzplatten verstärkt worden sind. Und eben jenem Plakat von ihm in der Bahnstrasse. Hier hat jedoch nicht der Sturm gewütet, sondern unbekannte Vandalen, ist sich Cozzio sicher. Ein Stützpfosten sei herausgerissen worden. Weiterhin zeuge die angebrannte Unterseite davon, dass die Übeltäter versucht haben, das Plakat anzuzünden.

«Ich war erstaunt. Das Plakat ist nicht mal 24 Stunden da gestanden», so Cozzio. Umso bedenklicher findet er den Vorfall, weil sein Plakat im privaten Garten einer Freundin steht. «Bei einer Umfahrung oder an einem öffentlichen Ort ist es das eine. Wenn jedoch in einem privaten Garten gewütet wird, ist das etwas anderes.» Froh sei er jedoch darüber, dass das Plakat selbst noch einigermassen intakt ist. «Schliesslich habe ich nur ein, zwei in Reserve. Man rechnet ja auch nicht damit, dass die kaputtgehen.»

Gleiches Spiel ein paar Hundert Meter weiter

Cozzio ist nicht der einzige Kantonsratkandidat, der demolierte Plakate zu beklagen hat. Einige Hundert Meter weiter hat Mitte-Kandidat Luca Boog sein Plakat aufgestellt. Wie er am Telefon schildert, hat er dieses gegen Samstagmittag bei der Oberkircher Kreuzung in der Nähe des Autohändlers Amag platziert. Als er gegen Mitternacht an derselben Stelle vorbeigefahren sei, seien diese kaputt gewesen.

Zuerst habe er noch gedacht, dass der Wind dafür verantwortlich sei. Wobei er sich genau für diesen Fall eigentlich mit Holzplatte und Holzverankerung abgesichert hatte. Beim zweiten Blick hat er diese These jedoch gestrichen: «Die Pfosten sind ganz zerbrochen worden. Das hätte der Wind nie so geschafft», ist Boog überzeugt.

«Man kann ja schon Meinungen vertreten oder Leute nicht gut finden. Dann aber einfach ein Plakat so zu zerstören, ist nicht in Ordnung.» Letztlich hätten die Kantonsräte das Plakat wie auch das Holz und die Pfähle fürs Aufstellen selbst bezahlt. Auch die Landbesitzer erhielten einen kleinen Beitrag. Durch diese Aktion habe er extra am Sonntagmorgen sein Wahlplakat in Oberkirch flicken müssen.

Kaum zu bekämpfen

Viel anderes bleibt ihm auch nicht übrig. Zwar hat beispielsweise die SVP immer wieder Strafanzeigen gegen Unbekannt wegen Plakatvandalismus eingereicht – mit wenig Erfolg (zentralplus berichtete). Wenig überraschend verzichten deshalb sowohl Boog als auch Cozzio auf strafrechtliche Schritte. Zumindest vorerst.

So sagt GLP-Kantonsrat Cozzio, er werde die Situation beobachten. Aber: «Wegen eines Plakats eine Anzeige zu machen, finde ich nicht verhältnismässig.» Doch er fügt an: «Sollten jedoch Plakate von mir systematisch zerstört werden, überlege ich mir das schon.» Bisher vermutet er jedoch einen Jux betrunkener Passanten dahinter, weshalb er die Aktion auch nicht persönlich nehme.

Ins gleiche Horn stösst Boog. «Klar war es ärgerlich, aber man muss auch das Mass im Auge behalten.» Zumal eine Anzeige gegen Unbekannt in dieser Sache nicht oft von Erfolg gekrönt sei. Der Luzerner Polizei sind jedenfalls auf Anfrage bisher keine Anzeigen zu demolierten Plakaten für die kommenden Wahlen bekannt. Es komme zwar bei kommunalen und nationalen Wahlen immer wieder vor, dass Wahlplakate beschädigt werden. Wird dazu jedoch keine Strafanzeige erstattet, hat die Polizei keine Kenntnis von den Fällen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Mario Cozzio, GLP-Kantonsrat
  • Telefonat mit Luca Boog, Mitte-Kantonsratskandidat
  • Tweet von Mario Cozzio
  • Schriftlicher Austausch mit Urs Wigger, Mediensprecher Luzerner Polizei
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Müll Berge
    Müll Berge, 27.02.2023, 17:56 Uhr

    Diesen Müll sollte man eh längst verbieten……. Aber lieber kleben sie sich auf den Boden oder sehen das Problem in Plastiksäcklein!

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