Politik
Mitte-Fraktionschef lanciert Wahlkampf

Adrian Nussbaum bläst zum Angriff auf Sitz im Nationalrat

Der 44-jährige Politiker aus Hochdorf will für die Luzerner Mitte in den Nationalrat. (Bild: les)

Der Fraktionschef der Luzerner Mitte hat ambitionierte Pläne fürs kommende Jahr: Er kandidiert im Frühling erneut für den Kantons- und im Herbst erstmals für den Nationalrat.

Der Wahlkampf in Luzern ist spätestens seit diesem Frühling lanciert. Rund ein Jahr vor den kantonalen Wahlen im Frühling 2023 haben verschiedene Luzerner Politiker ihre Ambitionen angemeldet. So haben die beiden Regierungsräte Fabian Peter (FDP) und Reto Wyss (Mitte) unlängst verkündet, dass sie erneut für die Regierung kandidieren werden.

Auch die weiteren drei Regierungsräte dürften erneut kandidieren (zentralplus berichtete). Hinzu kommen vier neue Kandidatinnen: Claudia Huser (GLP) sowie drei Kandidatinnen der SP haben das Rennen um die Plätze im Regierungsrat weiter befeuert (zentralplus berichtete).

Angesichts dieser Mitteilungen könnte die erneute Kandidatur des Mitte-Politikers Adrian Nussbaum (44) für den Kantonsrat beinahe untergehen. Die Mitte ist die wählerstärkste Partei im Kanton Luzern, Nussbaum sitzt seit bald acht Jahren im Parlament und ist seit 2019 Fraktionschef der Mitte. Eine Wiederwahl dürfte bloss Formsache sein.

Ungewöhnlich frühe Bekanntgabe

Viel spannender ist daher, was Nussbaum nebst seiner Kandidatur für den Kantonsrat verkündete: Im selben Atemzug teilte der Hochdorfer Politiker nämlich mit, im Herbst 2023 für den Nationalrat zu kandidieren. Damit ist er ungewöhnlich früh dran. Bei den bestehenden Nationalräten ist bislang nicht offiziell bekannt, wer zur Wiederwahl antritt.

Warum also macht Nussbaum seine Kandidatur schon so früh bekannt? Wurde er unruhig? Oder ist es Teil seiner Wahlkampfstrategie, als Erster seine Pläne offenzulegen? So erklärt er es zumindest selbst: «Als Mitte-Fraktionschef im Kantonsrat und als Mitglied der kantonalen Parteileitung ist es mir ein Anliegen, jederzeit mit offenen Karten zu spielen.»

«Ich meine, die politische Erfahrung und den Sinn für das Machbare dafür mitzubringen.» 

Adrian Nussbaum, Fraktionschef Mitte Kanton Luzern

Wie Nussbaum ausführt, habe er sich in den vergangenen acht Jahren im Kantonsrat für faire Steuern, einen starken Wirtschaftsstandort und für eine nachhaltige Energiepolitik eingesetzt. «Für diese Anliegen und für die Interessen des Kantons Luzern möchte ich mich künftig in Bundesbern starkmachen. Ich meine, die politische Erfahrung und den Sinn für das Machbare dafür mitzubringen.» 

Wen greift Nussbaum an?

Das Ziel Nussbaums ist also bekannt. Er will im kommenden Jahr sowohl in den Kantons- als auch in den Nationalrat gewählt werden. Allerdings bestehen hinter seiner Nationalratskandidatur noch zahlreiche Fragezeichen.

«Die Mitte Luzern hat heute drei Vertreter im Nationalrat. Ich hoffe, dass dies auch nach den Wahlen 2023 so bleibt.»

Adrian Nussbaum

So gibt Nussbaum nicht bekannt, ob er mit seiner Kandidatur einen bestehenden Nationalratssitz der Mitte verteidigen oder den einer anderen Partei angreifen will.

Dazu sagt er bloss: «Die Mitte Luzern hat heute drei Vertreter im Nationalrat. Ich hoffe, dass dies auch nach den Wahlen 2023 so bleibt.» Angriffslustig ist anders.

Ein Angriff auf einen Sitz einer anderen Partei wäre wohl auch vermessen. Zwar ist die Mitte nach wie vor die stärkste Partei im Kanton Luzern. Doch in anderen Kantonen ist die Partei ausser Form.

So schlittert sie seit den nationalen Wahlen im Herbst 2019 von einer Niederlage zur nächsten, wie die «NZZ» Ende März zusammenfasste. In 11 Kantonen liess die Mitte Federn, nur in 5 konnte sie seither zulegen. Insgesamt hat die Partei seit Herbst 2019 in bisher 16 kantonalen Wahlen 20 Sitze verloren. Der aktuelle Formstand muss der Partei vor dem wichtigen Wahljahr 2023 zu denken geben.

Mitte stemmt sich gegen grüne Welle

Das Hauptziel der Mitte dürfte also sein, die bestehenden drei Sitze im Nationalrat zu verteidigen. Von wem könnte Adrian Nussbaum den Sitz in der grossen Kammer denn erben?

Priska Wismer-Felder ist erst seit 2019 im Nationalrat und dürfte wohl zur Wiederwahl antreten. Leo Müller und Ida Glanzmann-Hunkeler hingegen sind schon deutlich länger dabei. Müller ist seit 2011 im Nationalrat, Glanzmann-Hunkeler sogar seit 2006. Bei ihnen ist ein Rücktritt wahrscheinlicher, wenn auch niemand der drei allfällige Pläne bisher bekannt gegeben hat.

Unabhängig von der Nomination dürfte es für die Mitte schwierig genug werden, ihre drei Sitze im Nationalrat zu verteidigen. Auch drei Jahre nach dem Wahlsieg der Grünen und der Grünliberalen bei den nationalen Wahlen rollt die grüne Welle unablässig über die Schweiz. In den kantonalen Parlamenten eilen beide Parteien von Sieg zu Sieg.

Unwahrscheinlich, dass ausgerechnet der Kanton Luzern hier eine Ausnahme darstellen soll. Gewinnen die beiden Parteien im April 2023 auch in Luzern, dürften sie ihren Anspruch auf einen zweiten Sitz im Nationalrat geltend machen. Dabei werden die drei Sitze der Mitte und die zwei Sitze der SVP besonders ins Visier geraten.

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