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Am 9. Februar stimmt die Stadtluzerner Stimmbevölkerung über eine Umfahrung der Cheerstrasse ab. Worum es dabei geht und was der Hintergrund der Forderung nach einer Umfahrungsstrasse ist, liest du hier.
Umfahrungsstrasse oder Ampel? Darum geht es im Grundsatz bei der Vorlage, über welche die Stadtluzerner Bevölkerung am 9. Februar befindet. Die Geschichte dahinter ist lang, der Überblick kann leicht verloren gehen. zentralplus hat dir darum die wichtigsten Punkte zusammengetragen.
Darum geht es bei der Abstimmung
Die Initianten fordern, dass die Stadt Luzern die Planung für eine Umfahrung der Cheerstrasse im Littauerboden wieder aufnimmt. Lanciert hat die Initiative die SVP. Mit einer Umfahrungsstrasse soll der Verkehr rund um den Bahnhof Littau entlastet werden. So könnten auch Staus vor dem Bahnübergang wegfallen, glaubt die Partei.
Pläne für die Umfahrung lägen eigentlich schon lange vor. Zweimal hat die Bevölkerung an der Urne das Projekt bereits abgesegnet, das Stadtparlament versenkte die Strasse aber wegen stark gestiegener Kosten und verlangte eine Alternative.
Das ist der Hintergrund der Initiative
Die Geschichte rund um die Cheerstrasse ist lang und köchelt seit fast 20 Jahren. In den 2000er-Jahren plante die damals eigenständige Gemeinde Littau eine neue Linienführung zur Umfahrung des Bahnübergangs beim Bahnhof Littau. Hintergrund: Auf der Cheerstrasse, die Littau Dorf mit dem Littauerboden verbindet, kommt es wegen der Barrieren beim Bahnübergang und der Einmündung in die Thorenbergstrasse oft zu Stau. Kommt ein Zug beim Bahnhof an, steht der Autoverkehr still. 17 Minuten pro Stunde sind die Schranken laut Messungen geschlossen.
2009 bewilligten die Littauer einen Kredit für eine Umfahrungsstrasse, später wurde wenige Hundert Meter nordöstlich eine Unterführung gebaut. Nachdem die Gemeinde mit der Stadt Luzern fusioniert hatte, zeigte sich gemäss der Stadt allerdings, dass der Bau einer neuen Umfahrungsstrasse deutlich teurer würde als angenommen. 2017 stimmte die Stadtbevölkerung deshalb über einen Zusatzkredit ab, erneut sagte eine Mehrheit – wenn auch äusserst knapp mit 50,56 Prozent – Ja.
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Doch es sollte nicht genügen. Einmal mehr stiegen die Kosten, der Grosse Stadtrat versenkte 2021 den nötigen zweiten Zusatzkredit, was zum Absturz der Umfahrungsstrasse führte. Das Stadtparlament forderte Alternativen, welche der Stadtrat vor einem Jahr präsentierte (zentralplus berichtete), bei Anwohnern in einem partizipativen Prozess aber nicht gut ankam (zentralplus berichtete).
2023 entschied der Stadtrat, keine Umfahrung bauen zu lassen, sondern dem Stau auf der Cheer- und der Thorenbergstrasse mit einer neuen Ampel und zwei neuen Abbiegespuren zu begegnen. Auch das Stadtparlament stellte sich gegen eine neue Umfahrungsstrasse. Daraufhin lancierte die SVP die Initiative.
Das sagt der Stadtrat
Der Stadtrat von Luzern empfiehlt die Initiative zur Ablehnung. Zu teuer und zu folgenreich, lauten die Argumente. Für den Stadtrat ist eine Umfahrungsstrasse in keiner Weise zielführend. So schrieb er in einer Mitteilung: «Es zeigte sich, dass nicht nur das alte Projekt, sondern auch alle weiteren denkbaren Varianten einer Umfahrungsstrasse neben hohen Kosten auch grosse Eingriffe in die Landschaft und Verkehrsverlagerungen in andere Quartiere zur Folge hätten.»
Der Stadtrat argumentiert weiter, dass die SBB 2024 und 2025 den Bahnhof Littau sanieren würden und dabei auch die Signaltechnik verbessert werde. Dadurch könnten, so die Stadt, die Schliesszeiten der Bahnschranken von heute 17 Minuten pro Stunde auf die Hälfte reduziert werden.
Das sagen die Initianten
Für die SVP sind die Massnahmen, um die Cheerstrasse zu entlasten, ungenügend. Nach fast 20 Jahren Diskussionen um die Cheerstrasse solle die Infrastruktur endlich angepasst werden. Patrick Zibung, Fraktionschef der SVP im Stadtparlament und somit Kämpfer für die Initiative, sagt auf Anfrage von zentralplus: «Dass die Barrieren weniger lang geschlossen sein sollen, wird sicher eine Verbesserung mit sich bringen. Aber das eigentliche Problem des Durchgangsverkehrs wird damit nicht gelöst. Es fahren immer noch gleich viele Autos durch das Quartier.»
Um das Projekt nicht zu überborden, schwebt der SVP eine Redimensionierung vor. Und die geplanten Massnahmen für Fussgänger und Velofahrerinnen sollen separat behandelt werden. Heisst: Zuerst sollte die Strasse und erst später ein Veloweg dazugebaut werden.
Das sagen die anderen Parteien
Im Grossen Stadtrat von Luzern hatte die Initiative einen schweren Stand. Im November lehnte er die Vorlage mit 41 zu 4 Stimmen bei 2 Enthaltungen ab (zentralplus berichtete). Heisst: Bis auf die SVP halten die anderen Parteien die Massnahmen, wie sie der Stadtrat plant, für ausreichend.
- Medienarchiv zentralplus