Luzern: Wer saniert, kassiert

12 Millionen für sanierende Hausbesitzer

Regierungsrat Robert Küng erhofft sich mit dem Gebäudeprogramm 2017 mehr energetische Sanierungen.

(Bild: giw)

Hausbesitzer in der Zentralschweiz erhalten in Zukunft 60 statt 30 Franken pro Quadratmeter Wärmedämmung, wenn sie ihr Haus energetisch sanieren. Für den Kanton Luzern steht dabei der Umweltgedanke im Vordergrund. Das Programm hat schöne Nebeneffekte – für Wirtschaft und Mieter.

Die zahlreichen schlecht sanierten Altbauten in der Schweiz belasten die CO2-Bilanz – auch in der Zentralschweiz. Jetzt reagieren die Zentralschweizer Kantone: Mit dem Gebäudeprogramm 2017 erhalten Hausbesitzer für die energetische Sanierung neu 60 Franken statt 30 Franken pro Quadratmeter wärmegedämmte Fläche. Möglich macht das die Erhöhung der CO2-Abgabe des Bundes von 64 auf 80 Franken pro Tonne CO2 und die Neuverteilung der Globalbeiträge an die Kantone.

«Im Kanton Luzern sind 50 Prozent der Wohngebäude älter als 40 Jahre.»

Regierungsrat Robert Küng

23 Millionen Franken an die Sanierung von Gebäudehüllen

Das Gebäudeprogramm der Zentralschweizer Kantone hat zwei Hauptziele: Einerseits die Steigerung der Energieeffizienz und andererseits den Umstieg auf alternative Heizenergien. Im Kanton Luzern machen die fossilen Energien Heizöl und Gas immer noch 58 Prozent aus. Die CO2-Abgabe des Bundes wird dieses Jahr rund 23 Millionen Franken an die Sanierung von Gebäudehüllen in der Zentralschweiz beisteuern.

2015 erhielten die Zentralschweizer Kantone insgesamt 8.7 Millionen Franken aus der Abgabe des Bundes. Gebäude sind in der Schweiz für rund einen Drittel der CO2-Emissionen und 40 des Energieverbrauchs verantwortlich. Für die Zentralschweiz wird mit dem Gebäudeprogramm mit einem Einsparpotenzial von 170’000 Tonnen CO2 gerechnet. Zum Vergleich im Luzerner Strassenverkehr wurden 2015 laut Lustat 682’000 Tonnen CO2 ausgestossen.

«Der Umweltgedanke steht im Vordergrund, der volkswirtschaftliche Nutzen ist nur das Sahnehäubchen.»

Regierungsrat Robert Küng

In Luzern besteht bei der Sanierung von Altbauten Nachholbedarf, wie Regierungsrat Robert Küng, Vorsteher Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement, erklärt: «Im Kanton Luzern sind 50 Prozent der Wohngebäude älter als 40 Jahre. Hier besteht ein hoher Sanierungsbedarf bei der Energieeffizienz.» Zurzeit werden in der Schweiz weniger als ein Prozent der Gebäude energetisch saniert. Das ist zu wenig, um die Klimaziele von Bund und Kantonen zu erreichen. «Die Verdoppelung der Förderbeiträge sind ein Anreiz, diese Quote zu erhöhen», sagt Guido Scheiber, Leiter des Amts für Energie des Kantons Uri.

Förderbeiträge bisher nicht ausgeschöpft

Förderbeiträge für die Wärmedämmung

Damit man in den Genuss eines Förderbeitrags kommt, sind einige Bedingungen zu erfüllen: Die Baubewilligung Ihres Hauses muss vor dem Jahr 2000 erteilt worden sein. Der Minimalförderbeitrag beträgt 3000 Franken, die gedämmte Fläche muss mindestens 50 m2 umfassen, ausserdem ist das Gesuch vor Baubeginn einzureichen. Bei einem Förderbeitrag über 10’000 Franken (ca. 172 m2 wärmegedämmte Fläche) muss der Hausbesitzer ausserdem den erweiterten Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK Plus) beantragen. Förderbeiträge gibt es für alle Bauteile, also Fassaden, Böden und Dächer. Ausgenommen sind neuerdings Fenster. Erhalten Sie eine Förderzusage, haben Sie zwei Jahre Zeit, um die Sanierung abzuschliessen. Die Auszahlung der Fördergelder erfolgt nach Abschluss der Sanierungsarbeiten.

Die Förderbeiträge werden im Kanton Luzern bisher nicht ausgeschöpft, so Küng: «Es besteht immer noch ein Übertrag aus den letzten zwei Jahren.» Es sei deshalb nicht davon auszugehen, dass der Topf der Förderbeiträge dieses Jahr geleert wird. Falls doch, würden die zuständigen Stellen rechtzeitig die Öffentlichkeit informieren. Mit den insgesamt 23 Millionen Fördergeldern erhoffen sich die Zentralschweizer Kantone jährlich rund 800 Gebäude zu sanieren. Luzern rechnet mit rund 12 Millionen Franken oder 430 Gebäude.

Guido Scheiber rechnet vor: «Bei einer Sanierung der Einfamilienhaus-Fassade von 50 m2 macht der neue Förderbeitrag rund 20 Prozent der Gesamtkosten aus.» Obwohl Hausbesitzer bei einer Sanierung nicht unbedingt eine Beratung in Anspruch nehmen müssen, empfiehlt Schuler dies: «So können Fehlinvestitionen vermieden werden.» Die Kosten für eine einfache GEAK-Beratung beträgt zwischen 600 bis 700 Franken, bei GEAK-Plus gegen 1800 Franken. «Die Stärke unseres Ansatzes ist es, dass alle davon profitieren können, sowohl der Einfamilienhausbesitzer bis hin zum Immobilienverwalter», so Scheiber.

Beispiele für mögliche Förderbeiträge in der Übersicht.

Beispiele für mögliche Förderbeiträge in der Übersicht.

(Bild: zvg)

100 Millionen für die Baubranche

Gleichzeitig erwarten die Verantwortlichen auch neue Aufträge für die Baubranche: «Wir schätzen, dass wir mit dem Förderprogramm insgesamt Investitionen von über 100 Millionen Franken auslösen werden. Es profitieren also nicht nur Hauseigentümer, sondern auch unsere Baubranche», sagt Regierungsrat Robert Küng, Vorsteher des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements. Der Regierungsrat möchte die zusätzlichen Investitionen durch das Förderprogramm aber nicht in den Vordergrund rücken: «Der Umweltgedanke steht im Vordergrund, der volkswirtschaftliche Nutzen ist nur das Sahnehäubchen.»

Nicht klar ist, ob vor allem regionale Bauunternehmen oder ausländische Firmen von den zusätzlichen Unternehmen profitieren. «Dazu führen wir keine Statistik», so Regierungsrat Küng. Er habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Immobilienbesitzer im Kanton darauf achten, dass sie regionale Baufirmen für solche Aufträge berücksichtigen.

An der Pressekonferenz präsentieren Ruedi Meier (links), Präsident abl Luzern, Robert Küng, Regierungsrat Kanton Luzern, Paul Federer, Regierungsrat Kanton Obwalden, und Guido Scheiber, Leiter Amt für Energie Kanton Uri, das Gebäudeprogramm 2017.

An der Pressekonferenz präsentieren Ruedi Meier (links), Präsident abl Luzern, Robert Küng, Regierungsrat Kanton Luzern, Paul Federer, Regierungsrat Kanton Obwalden, und Guido Scheiber, Leiter Amt für Energie Kanton Uri, das Gebäudeprogramm 2017.

(Bild: gwa)

«Das Anreizsystem des Bundes funktioniert.»

An der Pressekonferenz vertrat Ruedi Meier, Präsident der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (abl), die Perspektive der Liegenschaftsbesitzer. «Das Anreizsystem des Bundes funktioniert. Wir als gemeinnützige Baugenossenschaft werden das Förderangebot sicher wahrnehmen – zum Wohl unserer Mieterinnen und Mieter, aber auch zum Wohl des Klimas», unterstreicht er.

Ein Grossteil der abl-Liegenschaften wurde zwischen 1920 und 1960 gebaut und weist damit hohe energetische Mängel auf. Die abl-Sanierung der Siedlung Weinbergli wird aktuell mit dem Förderprogramm umfassend saniert. «Mit den Anpassungen aus dem Förderprogramm würden statt 220’000 Franken neu beinahe eine halbe Million Franken der Sanierungskosten durch das Programm getragen.» Die Einsparungen bei den Heizkosten werde an die Mieter weitergegeben, was zu einer Reduktion der Heiznebenkosten von 50 Prozent führe, erklärt Meier.

Seit Längerem ist die abl daran, bei Totalsanierungen das betroffene Gebäude einer energetischen Gesamtsanierung zu unterziehen. Wenn alle Zentralschweizer Hausbesitzer dem Beispiel der Baugenossenschaft folgen, können mit dem Gebäudeprogramm 2017 fast 55 Millionen Liter Heizöl eingespart werden. Das entspricht einem Güterzug mit 900 Kesselwagen und einer Länge von 12,5 Kilometern.

 

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