Ärger mit Nachbarn

Pizzaautomat an der Industriestrasse Luzern ist Geschichte

So sah es aus: Der Pizza-Automat an der Industriestrasse. (Bild: Bildmontage zentralplus)

Der Pizzaautomat an der Industriestrasse in Luzern ist ausser Betrieb. Grund dafür sind Reklamationen der Nachbarn. Die Betreiber des Geräts wollen aber nicht aufgeben und bestellten weitere Maschinen. Der Fall zeigt, wie schwierig die Umsetzung von Projekten in der Innenstadt ist, sobald damit gewisse Lärmemissionen verbunden sind.

Der Pizzaautomat ist erst seit Anfang Mai in einer Garage an der Industriestrasse in Luzern. Er hat es bereits zu einiger Berühmtheit gebracht. In den Medien war er mehrfach präsent. Wer die Industriestrasse entlanggeht, trifft fast immer auf ein paar Leute, die sich bei der Anlage verpflegen. Sei es aus Genuss oder einfach, weil der Automat für fast alle ein absolutes Novum ist. Und ein bisschen absurd anmutet.

Doch das vor allem bei jüngeren Leuten beliebte Gerät ist bereits wieder Geschichte. Das Garagentor ist geschlossen und es wurde ein Container davor geschoben. Betreiberin des Pizzaautomaten ist das Unternehmen Sinnvoll Gastro, das in Luzern und Umgebung mehrere Restaurants betreibt. An der Industriestrasse das «Grottino 1313». Es bestätigt auf Anfrage das vorläufige Ende des Projekts.

Bereits weitere Automaten bestellt

«Wir haben den Automaten Mitte letzter Woche ausser Betrieb genommen und suchen jetzt nach einem neuen Standort», sagt Simon Feigenwinter, Mitinhaber von Sinnvoll Gastro. Obwohl er sich gelassen gibt, bedauert Feigenwinter, dass es an der Industriestrasse nicht mehr weiter geht. «Das Angebot kam sehr gut an. Seit Inbetriebnahme des Automaten haben wir gegen tausend Pizzen verkauft. Darum haben wir bereits zwei weitere Geräte bestellt.»

«Es stellte sich auch hier wieder heraus, dass es schwierig ist, in der Innenstadt etwas Innovatives zu machen.»

Simon Feigenwinter, Sinnvoll Gastro

Sinnvoll Gastro wurde Opfer des eigenen Erfolgs. «Da der Automat auch auf Kanälen wie Tiktok omnipräsent war, kamen schlicht zu viele Leute. Nicht selten fuhren sie gleich mit mehreren Autos vor. Vor allem in der Nacht lief sehr viel», so Feigenwinter.

Die ganze Nacht Rambazamba

Wie sich herausstellt zum Unmut der Bewohnerinnen des Hauses links des Automaten. «Wir hatten seit Inbetriebnahme der Anlage immer wieder Reklamationen. Auch ein Plakat, mit dem wir unsere Kunden zur Rücksichtnahme aufriefen, hat letztlich nicht gefruchtet. Darum ziehen wir an der Industriestrasse jetzt einen Schlussstrich», bedauert Feigenwinter. Dass es für die Anwohnerinnen wegen der Autos zu viel wurde, kann er einigermassen verstehen. Da der Automat auf Privatgrund steht, hätte ihn laut Feigenwinter rechtlich allerdings niemand verbieten können.

Umsetzung von Projekten bleibt in der Innenstadt schwierig

Simon Feigenwinter glaubt, dass dem Automaten auch Corona zum Verhängnis wurde. Die «Bar59» ist seit Monaten geschlossen. Die Besucher, die in normalen Zeiten in aller Herrgottsfrühe durch die Industriestrasse laufen und die Türen der Taxis zuknallen, sind seither ausgeblieben.

Mit anderen Worten: An der Ausgangsmeile war es in letzter Zeit sehr ruhig und es liess sich in der Nacht gut schlafen – bis der Pizzaautomat kam. «Es war jetzt einfach klar, wer Schuld ist am Lärm», analysiert Feigenwinter das Geschehene. Und weiter: «Es stellte sich auch hier wieder heraus, dass es schwierig ist, in der Innenstadt etwas Innovatives zu machen, ohne dass man von irgendjemandem zurückgebunden wird.»

Diese Erkenntnis ist spannend. In der Politik gibt es aktuell Bestrebungen, in der Innenstadt Zonen zu schaffen, in denen höhere Lärmgrenzwerte gelten. Im letzten Winter reichte die SP im Stadtparlament einen Vorstoss ein. Der Stadtrat will davon jedoch nichts wissen, da die rechtlichen Hürden für eine Umsetzung zu hoch seien. Vieles im Bereich Lärmschutz ist auf Bundesebene geregelt (zentralplus berichtete).

Die kürzlich gegründete Luzerner Bar- und Clubkommission setzt es sich zum Ziel, bessere Rahmenbedingungen für die nicht immer ganz leise Nachtökonomie zu schaffen. Sie versteht sich als politische Stimme dieser Betriebe (zentralplus berichtete).

In dieser Garage steht der Pizzaautomat. Doch nun sind die Tore bereits wieder geschlossen. (Bild: zvg)
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Mr x
    Mr x, 25.06.2021, 20:23 Uhr

    Was soll an einem Pizzaautomaten bitteschön innovativ sein?

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  • Profilfoto von Rashid Dostum
    Rashid Dostum, 24.06.2021, 13:07 Uhr

    Offenbar haben sich dort exakt die Nachbarn an den Lärmemissionen gestört, die sonst unablässig Toleranz fordern. Hätten hier zeigen können, wie tolerant SIE hier sind – gerade da es sich um progressive, neue Ideen (hier halt Business anstelle Gesellschaft) handelt – und mit gutem, leuchtendem Beispiel vorangehen.

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  • Profilfoto von Rahel
    Rahel, 23.06.2021, 12:17 Uhr

    Nicht alles was machbar erscheint, ist sinnvoll.
    Rücksicht nehmen auf Menschen, die ab Mitternacht schlafen wollen, ist auch sinnvoll. Zonen, wo in der Stadt Wohnraum gebaut ist und gebaut wird, dürfen nicht zu einer Ausgansmeile werden. Wohnraum muss auch in der Innenstadt bewohnbar sein, sonst lebt die Stadt nicht

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    • Profilfoto von Scheidegger
      Scheidegger, 23.06.2021, 15:38 Uhr

      Das verstehen die Parkplatz-Fetischisten und Chlöpfmoscht-Poser nicht.

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