Euro League: Hartes Los für den FC Luzern

«Piräus ist mindestens eine Schuhnummer grösser als der FCL»

Im letzten Jahr reisten die FCL-Fans nach Osijek. 

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die erste Hürde, die der FCL auf dem Weg in die Gruppenphase der Europa League nehmen muss, ist eine hohe: Olympiakos Piräus. Um den «FCB der Griechen» zu überwinden, «müssen wir zweimal über uns hinauswachsen», weiss FCL-Sportkoordinator Remo Meyer um die bevorstehende Herkulesaufgabe.

In den 18 Meisterschaften dieses Jahrtausends holte Olympiakos Piräus 15 Mal den Titel, die Griechen waren quasi Dauergast der Champions League. Dieser Koloss der griechischen Super League erwartet die Mannschaft von René Weiler am 9. August in Piräus zum Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League. Eine Woche später kommt’s zum Rückspiel in Luzern (zentralplus berichtete).

«Die Favoritenrolle ist klar verteilt», sagt Sportkoordinator Remo Meyer. Prägnanter, was die Erfolgsaussichten des FCL angeht, drückt sich Rolf Fringer aus, ehemals Trainer und Sportchef der Luzerner und in der Saison 2004/05 Trainer von PAOK Saloniki: «Olympiakos ist mindestens eine Schuhnummer grösser als der FCL.»

Sportkoordinator Remo Meyer im letzten Jahr, als der FCL auf NK Osijek traf. 

Sportkoordinator Remo Meyer im letzten Jahr, als der FCL auf NK Osijek traf. 

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Das belegt nicht nur die ruhmreiche Vergangenheit, sondern auch der Marktwert der beiden Konkurrenten: Laut «transfermarkt.ch» kosten die Spieler des griechischen Rekordmeisters (44 Titel) 73 Millionen Euro, jene des FCL fast 21 Millionen. Auch auf dem Fussballplatz hatten die Griechen vor zwei Jahren einen Vertreter der Schweizer Super League im Griff: In der Gruppenphase der Europa League verlor YB zu Hause 0:1 und holte auswärts ein 1:1.

Dazu kommt, dass der FCL in diesem Jahrtausend einen schnellen Abgang von der internationalen Bühne hinzulegen pflegte. Bei fünf Auftritten ist er jeweils am ersten Gegner, der nicht immer höher einzustufen war, gescheitert.

Wird der FCL unterschätzt?

Salopp formuliert lässt sich also festhalten: Die Luzerner haben keine Chance, aber die wollen sie nutzen. Meyer hofft natürlich auf ein Weiterkommen und weiss: «Gegen einen unangenehmen Gegner wie Olympiakos müssen wir zweimal über uns hinauswachsen.» Selbst Fringer mag den FCL in diesem Duell nicht als «chancenlos» bezeichnen.

«Es gibt ja einen Grund, warum der Serienmeister plötzlich nur noch Dritter geworden ist. Er scheint an Qualität eingebüsst zu haben.» In der Tat ist Platz drei hinter AEK Athen und PAOK Saloniki das schlechteste Abschneiden von Olympiakos, mit dem der frühere FCL-Spieler Pajtim Kasami 2015 das Double und 2016 die Titelverteidigung feierte, in diesem Jahrtausend.

Pajtim Kasami holte mit Piräus 2016 den griechischen Meistertitel.

Pajtim Kasami holte mit Piräus 2016 den griechischen Meistertitel.

(Bild: Instagram)

Die mentale Herangehensweise an diese Aufgabe könnte zum wichtigsten Trumpf für die Luzerner werden. Aus Sicht der erfolgsverwöhnten Griechen ist der kleine FCL nichts weiter als eine lästige Pflichtaufgabe. «Vielleicht können sie nicht mal den Klubnamen richtig aussprechen, weil sie sich mit Luzern kaum auseinandersetzen werden», vermutet Fringer und impliziert damit, dass Weilers Mannschaft nicht wirklich ernst genommen und darum unterschätzt werden könnte.

Griechische Funktionäre drehen regelmässig durch

Bei Meyer ist die Vorfreude auf «zwei tolle Spiele in zwei gut gefüllten Stadien» gross. Zum Thema Sicherheit hat sich der FCL-Sportkoordinator, wie er freimütig zugibt, noch keine Gedanken gemacht. Fussball bringt Fans und Funktionäre in Griechenland regelmässig dazu, durchzudrehen.

Gegen Ende der letzten Spielzeit ist die Meisterschaft nach hässlichen Fanausschreitungen unterbrochen worden. Olympiakos-Präsident Evangelos Marinakis machte von sich reden, als er aus Wut über ein 1:1 gegen APO Levadiakos die eigene Mannschaft vier Runden vor Schluss beurlaubt und mit 400’000 Euro gebüsst hatte.

Hat den Trainingsanzug gegen die Krawatte getauscht. FCL-Sportchef Rolf Fringer (Bild: Martin Meienberger).

Hat den Trainingsanzug gegen die Krawatte getauscht. FCL-Sportchef Rolf Fringer (Bild: Martin Meienberger).

Vor allem aber gingen die Bilder von Ivan Savvidis um die Welt, die den Präsidenten von PAOK Saloniki dabei zeigten, wie er mit einer Waffe am Gürtel auf den Fussballplatz gestürmt war. «Schon zu meiner Zeit mit PAOK wurde unser Mannschaftscar mit Panzerfahrzeugen links und rechts zum Stadion geleitet», erzählt Fringer.

Es bleibt zu hoffen, dass Luzerns Kräftemessen mit den Griechen nur sportlich heiss wird.

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