Artikelserie zum Bypass Luzern

Peter Schilliger: «Der Bypass sorgt für Sicherheit»

Der Bypass wird für mehr Sicherheit auf der Autobahn sorgen, ist der TCS überzeugt. (Bild: Adobe Stock)

Für den Touring Club Schweiz, den grössten Mobilitätsclub der Nation, ist das Projekt Bypass Luzern längst überfällig. Im Gespräch mit zentralplus erklärt der Präsident der regionalen TCS-Sektion, weshalb der Bypass in erster Linie eine Sicherheitsmassnahme ist und weshalb die Standortgemeinden mehr Akzeptanz aufbringen sollen.

Wir müssen über den Luzerner Bypass reden. Am 15. Oktober tut zentralplus genau das: Im Rahmen eines Podiumsgesprächs diskutieren wir mit Vertretern der Standortgemeinden und Verkehrsverbänden über das Strassenbauprojekt, das Luzern über Jahrzehnte prägen wird. Alle Informationen dazu findest du hier:

Bevor es so weit ist, treffen wir die Podiumsteilnehmer zum Einzelgespräch. Heute: Peter Schilliger, FDP-Nationalrat und Präsident der TCS-Sektion Waldstätte.

zentralplus: Peter Schilliger, was bringt der Bypass dem Autofahrer konkret?

Peter Schilliger: Der Bypass wirkt auf zwei Ebenen. Zum einen entlastet er einen Verkehrsknoten, der heute regelmässig an seine Grenzen stösst. Jeder Pendler kennt es aus eigener Erfahrung: Rund um Luzern verträgt es heute nichts und schon kommt der Verkehr fast komplett zum Erliegen.

zentralplus: Kann der Bypass, so wie er heute geplant ist, dieses Ziel erreichen?

Schilliger: Absolut. Hauptfaktor ist, dass er den Agglo-Verkehr von der Nord-Süd-Achse trennt. Diese Entflechtung ist der zentrale Nutzen des Bypass-Projekts.

«Die Strecke ist risikobehaftet, die Linienführung zwischen dem Ibach und Kriens unübersichtlich.»

Peter Schilliger, Präsident TCS Waldstätte

zentralplus: Und was ist die zweite Ebene, auf welcher der Bypass funktioniert?

Schilliger: Mehr Sicherheit für die Nutzer. Der heutige Zustand ist diesbezüglich unhaltbar. Die Strecke ist risikobehaftet, die Linienführung zwischen dem Ibach und Kriens unübersichtlich.

zentralplus: Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 1,7 Milliarden Franken. Die Entlastungswirkung soll gemäss dem Bund bis Mitte Jahrhundert anhalten. Mit einer Bauzeit von 12 Jahren bleiben da nur noch 12 bis 15 Jahre. Halten sich Aufwand und Ertrag beim Bypass die Waage?

Schilliger: Ja das tun sie tatsächlich. Der Bypass ist vergleichbar mit der zweiten Gotthard-Röhre. Auch diese ist in erster Linie eine Investition in die Verkehrssicherheit.

TCS-Sektionspräsident Peter Schilliger fordert mehr Akzeptanz für das Bypass-Projekt.

zentralplus: Verstehen Sie die Skepsis, mit der Teile der Bevölkerung der Standortgemeinden dem Bypass-Projekt begegnen?

Schilliger: Dass ein Strassenprojekt nicht nur Freude auslöst, ist klar. Was aber zu oft ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass solche Transitrouten auch eine Wertschöpfung generieren.

zentralplus: Zum Beispiel?

Schilliger: Es handelt sich hier immerhin um eine der zentralsten Handelsrouten und Transportachsen Europas, die von Hamburg bis nach Genua reicht. Die Anbindung an diese Verkehrsachse hat auch die Entwicklung von Luzern und Kriens begünstigt.

zentralplus: Müssten die Standortgemeinden dankbarer sein?

Schilliger: Es geht nicht um Dankbarkeit – aber um eine gewisse Akzeptanz. Und die Feststellung, dass ein Mehrwert aus diesem Projekt gewonnen werden kann.

zentralplus: Die Stadt Kriens sieht einen Mehrwert, sofern die Autobahn überdacht wird. Was halten Sie von dieser Forderung?

Schilliger: Der TCS setzt sich nicht ausschliesslich für den motorisierten Individualverkehr ein. Die Region Luzern ist eng und es braucht innovative Lösungen. Die Möglichkeiten, die eine Einhausung bringen – etwa in Bezug auf den Veloverkehr – sind sicher interessant. Man muss aber auch den Mut haben, sich harte Fragen zu stellen.

«Das Projekt Bypass war kein Selbstläufer, sondern ein harter Kampf. Es musste sich gegen diverse konkurrierende Projekte durchsetzen.»

zentralplus: Wie lauten diese?

Schilliger: Etwa, ob es wirklich nur Aufgabe des Bundes ist, solche Massnahmen zu realisieren. Und auch, ob das volle Wunschkonzert realistisch ist.

zentralplus: Greifen die Forderungen der Krienser zu hoch?

Schilliger: Die Frage muss der Bund beantworten. Das Problem ist, dass die Kosten für eine Umsetzung, ab einem gewissen Punkt, einen Quantensprung machen, der das gesamte Projekt verunmöglicht.

zentralplus: Aber die Bundeskassen für die Umsetzung solcher Strassenbauprojekte sind doch rappelvoll. Kann es wirklich daran scheitern?

Schilliger: Richtig ist, dass die Finanzierung für Strassenbau mittelfristig gesichert ist. Vieles davon wird aber in Sanierungsprojekte fliessen müssen. Ob das Finanzierungsmodell mittels Mineralölsteuerzuschlag in Zukunft noch Bestand halten kann, ist ebenfalls höchst fraglich.

zentralplus: Das heisst: Lieber vorwärtsmachen, bevor es beim Bund gar nicht mehr zu holen gibt.

Schilliger: Das Projekt Bypass war kein Selbstläufer, sondern ein harter Kampf. Es musste sich gegen diverse konkurrierende Projekte durchsetzen. Letztlich hat der Bund die Notwendigkeit einer Lösung für Luzern als hoch eingestuft. Vor diesem Hintergrund gilt es jetzt schlicht und einfach vorwärtszumachen.

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12 Kommentare
  • Profilfoto von rahel.estermann
    rahel.estermann, 05.10.2020, 16:33 Uhr

    @Sandra Klein – ich finde es etwas absurd, 1.7 Milliarden für ein verkehrspsychologisches Phänomen im Rathausentunnel auszugeben. Das Geld ist doch viel sinnvoller und effektiver eingesetzt in Lebensraum für Fussgängerinnen und Fussgänger, Velofahrende, öV-Nutzende. Man könnte beispielsweise eine Online-Plattform schaffen, die öV-Angebote sowie Velo- und Car-Sharing vernetzt. Man könnte mit dem Geld die Autobahn in Kriens überdachen und Pärke, Spiel- und Picknickplätze für die Quartiere dort schaffen. Man sollte mit dem Geld zudem die öV-Angebote in Agglomeration und Landschaft verbessern.
    So wären nicht nur weniger Autos im Rathausentunnel (und Sie vermutlich glücklich darüber), sondern noch viel mehr Menschen könnten von den Projekten profitieren.

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    • Profilfoto von MvR
      MvR, 07.10.2020, 18:19 Uhr

      @Rahel Estermann: der Bypass mit allen zugehörigen Anpassungen, z.B. die Erweiterung auf 3 Fahrspuren im Rathauser Tunnel, kostet die 1.7 Milliarden. Das Rathauser «Problem» ist nur eines von Vielen welche mit dem Bypass gelöst werden sollen. Vor Allem soll der Transitverkehr Nord-Süd von den Stadt entfernt werden und das kann mit keinem lokalen ÖV erreicht werden. Das heisst nicht dass ich eine Aufwertung des ÖV nicht begrüssen würde, das würde aber übergeordnete Problem von Kanton und Bund nicht lösen.

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  • Profilfoto von Sandra Klein
    Sandra Klein, 04.10.2020, 20:46 Uhr

    @Rahel Estermann: Ihre These ist falsch. Verkehrspsychologen kennen das Phänomen, dass Leute denken, sie könnten etwas falsch machen, und abrupt bremsen. Dazu müssen sie nicht zu schnell sein, es reicht die Unsicherheit. Der nachfolgende Fahrer muss noch stärker bremsen etc. So entsteht Stau, heisst auch Ziehharmonikaeffekt.
    Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit steigert die Verkehrssicherheit selbstverständlich. Eine Verjüngung der Autobahn auf eine Spur, begleitet von Radarkästen, hingegen definitiv nicht. Und genau um diesen Engpass geht es beim Bypass.

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    • Profilfoto von MvR
      MvR, 07.10.2020, 18:12 Uhr

      @Sandra Klein: Ich bin ja für den Bypass, aber das hat nur am Rande mit der Verengung und dem Radarkasten zu tun, da die Verengung bleibt, einfach von 3 auf 2 Spuren. Der Rathauser Tunnel wird ja auf 3 Spuren erweitert wovon 2 Richtung Süden weitergehen. Der effektive Bypass fängt erst nach dieser Verengung an und ist der direkte zusätzliche Tunnel durch den Sonnenberge ohne Anschlüsse an die Ein-Ausfahrten Luzern und Kriens.

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  • Profilfoto von Enrico Ercolani
    Enrico Ercolani, 03.10.2020, 15:31 Uhr

    Der Bypass ist nötig, mit der Spange Nord entlasten sie die Stadt Luzern von zehntausenden von Autos. Deshalb beides für eine lebenswerte Stadt!

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  • Profilfoto von rahel.estermann
    rahel.estermann, 03.10.2020, 14:31 Uhr

    Faszinierend: Peter Schilliger bringt kein einziges überzeugendes Argument für den Bypass.
    Vielleicht gibt es auch keine? Nachdem nun, mit dem Wegfall der Spange Nord, auch die Befürworter*innen nicht mehr wirklich mit Strassenentlastung argumentieren können, heisst es plötzlich: der Bypass ist ein Projekt für «mehr Sicherheit».
    Mehr Strassensicherheit gibt mit dem Einhalten der Strassenregeln (Tempo, Fahrtüchtigkeit), und nicht sicher nicht mit zusätzlichen Verzweigungen und einer zusätzlichen Autobahneinfahrt.

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    • Profilfoto von Ercolani Enrico
      Ercolani Enrico, 03.10.2020, 15:40 Uhr

      Es gibt nur ein Argument für Bypass und Spange Nord mit Tunnel bis zum Verkehrshaus, eine lebenswertere Stadt Luzern mit viel weniger Autos! Es würde dadurch möglich, vom Pilatusplatz bis zur Hofkirche eine Tempo 30er Zone, wie in Köniz einzurichten. Geschäfte, Fussgänger, Velo- und Autofahrer profitierten davon! Wäre einfach toll und lebenswert!

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    • Profilfoto von Sandra Klein
      Sandra Klein, 04.10.2020, 16:49 Uhr

      Ich denke mal, Sie sind selten auf der Autobahn rund um Luzern unterwegs. Sonst sähen Sie, wie viele tatsächliche und beinahe-Unfälle es wegen dieser unmöglichen Spurverengung und dem Radarkasten nach dem Rathausen-Tunnel es gibt. Nun können Sie natürlich argumentieren, dass Radarkästen der Sicherheit dienen (was erwiesenermassen nicht stimmt, eher als Einnahmequelle für die öffentliche Hand). Doch wenn Sie die unnötigen Vollbremsungen wegen diesem Kasten auf der Autobahn fernab von Schule, Fussgängern etc. zur Kenntnis nehmen würden, könnte man vielleicht das Sicherheitsargument nachvollziehen.

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    • Profilfoto von rahel.estermann
      rahel.estermann, 04.10.2020, 20:01 Uhr

      @Sandra Klein: Wieso müssen denn all die Autofahrenden vor dem Radarkasten abbremsen? Könnte es daran liegen, dass sie zu schnell fahren…?! Somit wäre das Argument bestätigt: Wenn die Geschwindigkeitsregeln eingehalten werden, steigert dass die Strassensicherheit.

      Dafür können wir die 1.7 Milliarden Franken auch anders einsetzen.

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    • Profilfoto von Irene Aebi
      Irene Aebi, 04.10.2020, 20:55 Uhr

      Rahel Estermann, Sie machen mich neugierig. wofür möchten Sie die 1,7 Milliarden stattdessen einsetzen?

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    • Profilfoto von Irene Aebi
      Irene Aebi, 05.10.2020, 18:27 Uhr

      @Rahel Estermann: Ihr Idealismus in allen Ehren. Aber mit Parks und Picknickplätzen lösen Sie keine Stauprobleme. Vor allem wird der Bypass aus dem Nationalstrassenfonds finanziert, der aus Vignettengeldern, Motorfahrzeugsteuern und Benzinpreisabgaben stammt und zweckgebunden ist. Für ÖV-Angebote steht der FinöV-Fonds zur Verfügung sowie jährlich 390 Millionen Franken aus dem NAV. Luzerner können also entscheiden, ob man das Geld lieber hier investieren soll, oder bei Ablehnung des Bypass irgendwo anders in der Schweiz. Für Strassen wird es sowieso ausgegeben, das hat das Schweizer Volk vor 2 oder 3 Jahren mit dem NAV so beschlossen.

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    • Profilfoto von rahel.estermann
      rahel.estermann, 05.10.2020, 23:30 Uhr

      @Irene Aebi: Stauprobleme löst man auch nicht mit neuen Strassen.
      (Wenn Sie’s noch wissenschaftlich erwiesen wollen, siehe hier: https://www.zentralplus.ch/was-wenn-der-bypass-luzern-nichts-bringt-1884135/)

      Es ist überhaupt nicht in Stein gemeisselt, dass das NAV-Geld für MIV-Strassen ausgegeben werden muss. Über Agglomerationsprogramme werden mit NAV-Geld öV-, Velo- und Fussgänger*innen-Strecken mitfinanziert. Oder die Überdachung von (bisherigen) Nationalstrassen, wo dann die Parks und Spielplätze hinkommen – beispielsweise in Kriens. Siehe hier: https://www.astra.admin.ch/astra/de/home/themen/strassenfinanzierung/naf/finanzierung-agglomerationsverkehr.html

      Es braucht also bloss den Willen und die umweltpolitische Vernunft, dass man den NAV sinnvoll einsetzt. Zudem: Wenn sich nirgendwo mehr eine Autobahn bauen lässt, weil der Widerstand zu gross ist – und in diese Richtung geht momentan die Stimmungslage – wird der Bund nicht umhinkommen, das NAV-Geld anders einzuplanen.

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