Interview mit Ständeratskandidat Damian Müller

Perfektionist – oder ein Blender?

Auf dem Fussballplatz Hegler in Hitzkirch hat Damian Müller schon als kleiner Junge Fussball gespielt. Heuter kickt er im FC Kantonsrat mit. (Bild: rob)

Er ist jung, redegewandt und ein Hansdampf in vielen Gassen: Damian Müller möchte den FDP-Sitz im Stöckli verteidigen. Ob das gelingt, ist fraglich, sein politischer Leistungsausweis ist noch relativ bescheiden. Davon will der Seetaler nichts wissen. Er setzt alle Hebel in Bewegung, um auf sich aufmerksam zu machen.

In einer Serie stellt zentral+ die Luzerner Ständeratskandidaten vor. Wir baten die Kandidaten, sich bei der Ausübung ihres liebsten Hobbys zu zeigen. Der FDP-Ständeratskandidat Damian Müller musste bei dieser Frage nicht lange überlegen: Fussball. Und zwar auf dem Hegler, dem Sportplatz des FC Hitzkirch im ländlich-idyllischen Seetal. Hier hat «Klein Damian» seine ersten Erfahrungen mit dem runden Leder gemacht, hier hat er seine ersten Dribblings geübt und seine ersten Tore geschossen. Ein paar Dinge hat der 31-jährige Kantonsrat vom Sport gelernt, die ihm in der Politik von Nutzen sind: Sich in Szene setzen, den Erfolg anstreben und Ziele verfolgen. Und vor allem will er eines: Gewinnen.

 

zentral+: Als Fussballer haben Sie es nicht allzu weit gebracht, die 3. Liga war das höchste der Gefühle. Wollen Sie darum Ständerat werden, um endlich mal ganz oben mitzuspielen?

Zur Person

Damian Müller ist seit 2011 für die FDP im Luzerner Kantonsrat. Er arbeitet als Leiter Verkauf Aussendienst bei Valora Trade Switzerland. Müller ist im Stiftungsrat der Pro Senectute Kanton Luzern und Präsident der Dampferfreunde Vierwaldstättersee. Der 31-Jährige ist in Ermensee in einer KMU-Familie aufgewachsen und wohnt heute in Hitzkirch.

Damian Müller: Da muss ich präzisieren: Ich habe teilweise sogar 2. Liga interregional gespielt, allerdings habe ich da nicht allzu viele Einsätze gehabt. Und jonglieren konnte und kann ich auch nicht so gut. Aber wichtig ist mir beim Thema Fussball vor allem eines: Die Integration. In meiner Aktivzeit als Fussballer habe ich selber erfahren, dass ein Sportverein äusserst wichtig ist für die Integration. Das hat mich geprägt. Ich habe im Fussball auch gelernt, Ziele zu haben und diese miteinander zu erreichen.

zentral+: Heute spielen Sie beim FC Kantonsrat mit – würden Sie, wenn Sie gewählt werden, auch in Bern beim FC Nationalrat mitspielen?

Müller: Da die Ständeräte beim FC Nationalrat spielen, werde ich dies sicher machen. Wenn ich auch in Luzern weiter mit dabei sein könnte, wäre das auch schön.

zentral+: Erklären Sie bitte in einem kurzen Werbespot, weshalb man Sie wählen sollte.

 

zentral+: Die FDP ist seit 60 Jahren im Stöckli vertreten. Nun sollen Sie als junger Politiker, der national noch keine Erfahrung hat, den Sitz verteidigen. Ein gewagtes Unterfangen, bei dem Sie Ihre Karriere und die FDP ihr Ständeratsmandat aufs Spiel setzen. Ist das klug?

Müller: Ich bin bereits 14 Jahre in der Politik tätig, das ist doch schon eine lange Zeit. Zuerst auf Gemeindeebene und nun seit mehr als vier Jahren im Kantonsrat. Zudem wurde ich mit einem sehr guten Resultat wiedergewählt. Durch die Arbeit im Ressort Orts- und Wahlkreisparteien der FDP habe ich den Kanton Luzern sehr gut kennen gelernt.

zentral+: Trotzdem sind Sie für viele Wähler noch ein relativ unbeschriebenes Blatt.

Müller: Das sagen Sie. Die Partei steht auf jeden Fall hinter mir, zudem sind bereits fast 600 Mitglieder in meinem Wahlkomitee. Ich bin jemand, der auf die Bevölkerung zugeht. Darum bin ich auch an 17 Samstagen mit meinem selbst gebauten Müller-Mobil unterwegs.

So sieht das Wahlmobil von Damian Müller aus.

So sieht das Wahlmobil von Damian Müller aus.

zentral+: A propos: Das dreirädrige Ape-Gefährt – hat das nicht auch etwas Lächerliches?

Müller: Nein, ich finde nicht. Man sieht, wie bescheiden ich unterwegs bin, nur auf drei Rädern. Lacht. Die erhaltenen Rückmeldungen sind sehr positiv und die Idee wird bereits kopiert.

zentral+: Was das Selbst-Marketing betrifft, scheinen Sie alle Register zu ziehen. Ihre Webseite ist tadellos gestaltet und mit allen erdenklichen Details gespickt. Da liest man etwa, dass Sie in Französisch das Niveau «Delf B2» haben, was immer das heissen mag. Sind Sie ein Blender oder ein Perfektionist?

«Ich bin jemand, der auf die Bevölkerung zugeht. Darum bin ich auch an 17 Samstagen mit meinem selbst gebauten Müller-Mobil unterwegs.»

Damian Müller, FDP

Müller: «Delf B2» ist ein französisches Zertifikat, das ich gemacht habe, weil ich beruflich diese Sprache oft brauche. Das wird mir auch in Bern sicher zu Gute kommen. Zu Ihrer Frage: Ich bin ein Perfektionist und ein akribischer Arbeiter, der versucht, so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen. Ich will transparent und glaubwürdig sein.

zentral+: Wie sieht es mit der politischen Substanz aus? Kollegen aus dem gegnerischen linken Lager kritisieren, dass Ihre Vorstösse im Kantonsrat oftmals wenig brauchbar seien. Ist das üble Nachrede?

«Ich bin ein akribischer Arbeiter und versuche, so wenig wie möglich dem Zufall zu überlassen.»

Müller: Das ist ein ganz wichtiger Aspekt: Ich kann hinter jedem Vorstoss stehen, weil ich viel bei den Menschen draussen war und ihre Sorgen und Nöte kenne. Meine Vorstösse widerspiegeln das.

 

 


zentral+: Als Kind seien Sie eine Herausforderung für Ihre Eltern gewesen, schreiben Sie auf der Webseite. Mit Verlaub: Heute wirken Sie wie der perfekte Schwiegersohn – höflich, wohlerzogen, angepasst. Ein «Bad boy» sind Sie heute nicht mehr.

Müller: Ich war schon auch ein Lausbub und habe meine Eltern ab und zu herausgefordert. Ich mag mich erinnern, wie wir im Keller der Nachbarn die Weinflaschen fallen liessen, um zu schauen, was passiert. Die eine oder andere gute Flasche musste leider dran glauben.

zentral+: Wer sind Sie eigentlich, was für ein Typ Mensch sind Sie?

Müller: Ich bin sicher auch ein Genussmensch und verbringe meine Freizeit mit Joggen oder Biken. Aber ich gehe auch gerne mit Freunden gut essen. Und natürlich liebe ich den Pferdesport, wo ich als Speaker tätig bin.

Damian Müller will nicht nur mit dem Ball hoch hinaus – auch in der Politik hat er hochgesteckte Ziele.

Damian Müller will nicht nur mit dem Ball hoch hinaus – auch in der Politik hat er hochgesteckte Ziele.

(Bild: rob)

zentral+: Sie waren auch schon Sprecher beim CSI Zürich im Hallenstadion. Also sind Sie ein guter Redner? Und doch ein Blender?

Müller: Nein, ich will da jeweils nicht mich verkaufen, sondern die Veranstaltung, den Pferdesport.

zentral+: Aber eine Portion Eitelkeit braucht das schon?

Müller: Natürlich, ich bin auch gerne gut angezogen und achte auf meine Erscheinung.

zentral+: Sie packen nicht nur an, sondern setzen auch um, sagen Sie von sich selbst. Was denn?

Müller: An der Fusion der Hitzkircher Gemeinden habe ich stark mitgearbeitet für die FDP-Ortspartei. Und natürlich ist die Kandidatur für den Kantonsrat zu erwähnen – und die letzten vier Jahre im Rat, wo ich Themen mitgeprägt habe. Jetzt wollen Sie sicher wissen, welche genau.

zentral+: Genau.

Müller: In der Aufsichts- und Kontrollkommission habe ich mich intensiv mit der Polizei- und die Internet-Affäre befasst und mit dazu beigetragen, für Transparenz und Lösungen zu sorgen. Hinzu kommen all die Vorstösse, die viel Zeit brauchen.

zentral+: Was würden Sie als Ständerat umsetzen?

Müller: Die Infrastrukturprojekte werden massgeblich in Bern mitgeprägt – Tiefbahnhof, Bypass oder zweite Gotthardröhre sind die grossen Themen. Für mich entscheidend ist zum Beispiel beim Tiefbahnhof, dass sowohl die Probleme des ÖV wie auch des motorisierten Individualverkehrs gelöst werden. Als Ständerat wäre es mir wichtig, dass wir den Tiefbahnhof und den Bypass verwirklichen können – dafür braucht es Mehrheiten in Bern, was ein politischer Hochseilakt ist. Ich will das gesamte Innerschweizer Potential nutzen, alle Stände- und Nationalräte müssen intensiv daran arbeiten, dass unsere Anliegen in Bern Gehör finden. Ich setze mich auch für einen Innovationspark Vierwaldstättersee ein, damit wir unser Potential noch besser nutzen können.

zentral+: Was meinen Sie damit?

Müller: Wir müssen wieder innovative Projekte lancieren wie es damals die Rigi- oder Pilatusbahnen waren. Wir müssen eine Mehrheit in Bern für unsere Projekte begeistern können. Luzern ist vom internationalen Bahnverkehr abgeschnitten, das darf doch nicht sein. Den Mut, den man früher hier hatte, den brauchen wir auch heute.

zentral+: Was würde Ständerat Müller sonst noch bewirken in Bern?

«Luzern ist vom internationalen Bahnverkehr abgeschnitten, das darf doch nicht sein.»

Müller: Die Rahmenbedingungen für die KMU sind mir sehr wichtig, die müssen verbessert werden.

zentral+: In Energiefragen sind Sie zum Teil fast etwas grün angehaucht. Stimmts?

Müller: Die Atomenergie hat keine Zukunft, darum müssen wir weg davon. Aber ich will keinen Ausstieg, wenn wir gleichzeitig Atomstrom aus dem Ausland importieren müssen. Wir müssen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nach Lösungen suchen. Es läuft ja auch schon viel, man sieht das unter anderem auf den Dächern vieler Luzerner Bauernhäuser. Aber wir sind erst auf einem Schotterweg unterwegs und nicht auf einer sechsspurigen Autobahn. Nicht der Staat soll alles fördern, sondern die Wirtschaft muss ein starker Mitplayer sein bei der Energiewende.

zentral+: Es erstaunt, dass Sie als junger Mann im Stiftungsrat der Pro Senectute sind.

Trotz unsicherem Wahlausgang strahlt Damian Müller Zuversicht aus.

Trotz unsicherem Wahlausgang strahlt Damian Müller Zuversicht aus.

(Bild: rob)

Müller: Die Sozialversicherungen gehen uns alle etwas an. Ich bin für die Einführung einer AHV-Schuldenbremse, für ein flexibles Rentenalter und ich bin für die Heraufsetzung des Steuerfreibetrags bei der dritten Säule, damit mehr Leute für ihre eigene Rente einzahlen. 2025 ist ein Viertel der Luzerner im Rentenalter. Dafür müssen wir gewappnet sein. Wir brauchen eine soziale Solidarität und wir müssen die Probleme lösen, anstatt Polemik zu betreiben.

zentral+: Damit sprechen Sie die SVP an?

Müller: Links oder rechts gibt es Polemik. Ich will nicht Themen bewirtschaften, ich will Probleme lösen.

zentral+: Die kantonale Tiefsteuerstrategie mit der Halbierung der Unternehmensgewinnsteuern hat ihre Partei massgeblich mitgetragen. Gleichzeitig wohnen Sie im Seetal, wo nicht zuletzt deswegen viele Gemeinden finanziell in Notlage geraten sind. Schlagen da zwei Herzen in Ihrer Brust?

Müller: Gar nicht. Ich habe einen Vorstoss gemacht, der sich für starke Gemeinden trotz der Sparmassnahmen einsetzt. Es ist wichtig, dass man Luzern nicht nur auf der Y-Achse anschaut, sondern eben auch zum Beispiel das Seetal. Aber man ist halt erst bereit, gewisse Leistungen und Strukturen zu hinterfragen, wenn die Mittel nicht mehr einfach immer vorhanden sind. Darum stehe ich hinter der Tiefsteuerstrategie. Braucht jede Gemeinde ein Ortsmarketing? Solche Strukturen kann und soll man hinterfragen.

«Die Atomenergie hat keine Zukunft, darum müssen wir weg davon.»

zentral+: Wie viel Geld geben Sie für den Wahlkampf aus?

Müller: Ich investiere vor allem viel Zeit für Podien, Wahlkampfveranstaltungen, etc. Zudem leisten viele in der Partei freiwillige Arbeit für den Wahlkampf. Mein persönliches Budget beträgt 80’000 Franken.

zentral+: Und wieviel investiert die FDP?

Müller: Das kann ich derzeit noch nicht sagen.

zentral+: Was machen Sie, wenn Sie nicht gewählt werden?

Müller: Von dem gehe ich nicht aus.

zentral+: Jetzt weichen Sie aus.

Müller: Dann werde ich weiter als Kantonsrat tätig sein. Langweilig wird es mir sicher nicht.

 

Ständeratskandidat Damian Müller nimmt zu 12 heissdiskutierten Fragen Stellung

Sind Sie für die Homo-Ehe?

Ja.

Sind Sie für die Legalisierung von Cannabis?

Nein.

Sind Sie für ein neues Rahmenabkommen mit der EU?

Ja.

Sind Sie für eine zweite Gotthardröhre?

Ja.

Sind Sie für den Lehrplan21?

Nein. Gewisse Aspekte sind schon sinnvoll, aber die Vorlage ist zu vollgepackt.

Sind Sie für eine Beschränkung der Zuwanderung?

Nein, denn unsere Wirtschaft braucht den internationalen Marktzugang.

Sind Sie für mehr Geld zugunsten der Armee?

Nein.

Sind Sie für eine Erhöhung des Rentenalters?

Ich bin für die Flexibilisierung.

Sind Sie für die Energiestrategie 2050?

Nein, aber viele Punkte davon sind begrüssenswert.

Sind Sie für die Aufnahme zusätzlicher Asylbewerber?

Ja, wenn es Menschen sind, die tatsächlich an Leib und Leben bedroht sind.

Sind Sie für die Förderung von externer Kinderbetreuung?

Ich finde die aktuelle Förderung gut.

Soll der Bund die Kulturförderung abschaffen?

Nein.

 

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Bereits erschienen in der Interview-Reihe:


 

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