Parteilose erobern Zug

Noch nie haben so viele Parteilose für ein Amt im Gemeinderat kandidiert. Für die Zuger Wahlen vom 5. Oktober sind bereits sechs Kandidaturen eingegangen. Experten beobachten die Entwicklung mit Sorge.

Sie sind die stärkste Partei auf Gemeindeebene: Über 40 Prozent der Gemeinderatssitze in der Schweiz sind von Parteilosen besetzt. In Zug kann man die Unabhängigen allerdings an einer Hand abzählen. Derzeit gehören mit dem Chamer Schulpräsidenten Beat Schilter sowie den beiden SVP-Abtrünnigen Heinz Sennrich (Steinhausen) und Franz Keiser (Neuheim) immerhin drei Gemeinderäte keiner Partei an.

Für die Wahlen vom 5. Oktober sind aber bereits jetzt sechs Kandidaturen eingegangen. Nicht ohne Grund: Mit der Änderung des Wahlsystems von Proporz auf Majorz seien die Erfolgschancen der Parteilosen gestiegen, betont Andreas Ladner, Professor für Schweizerische Verwaltung und institutionelle Politik an der Universität Lausanne. «Im Majorz sind die Hürden niedriger.»

«Es braucht unbedingt Parteien»

Ladner sieht aber noch andere Gründe für den Aufschwung der Parteilosen. Die Bedeutung der Parteien auf lokaler Ebene werde immer mehr hinterfragt, sagt er. Was sich im Kanton Zug in den Schwierigkeiten gewisser Parteien zeigt, Kandidaten für die verschiedenen Ämter zu finden. Soziologe Hans Geser verfolgt diese Entwicklung mit Sorge. «Wir stellen fest, dass in Gemeinden mit vielen Parteilosen im Gemeinderat die Stimmbeteiligung sinkt.»

Die Kommunikation zwischen Politik und Bevölkerung werde schwieriger. Und eine wirklich neue Politik sei auch von Parteilosen nicht zu erwarten. «Es braucht unbedingt Parteien», lautet denn auch sein Fazit. Auch Andreas Ladner glaubt, dass das System instabiler wird. «Den Parteilosen fehlt die politische Heimat, der Rückhalt – gerade in schwierigen Zeiten», sagt er gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag».

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