«The Show must go wrong» im Le Théâtre

Pannen, Pleiten und einschlägiger Slapstick

Das Ensemble aus Zürich spielt im neuen Kulturhaus Le Théâtre in Emmenbrücke eine Slapstickkomödie, die vom preisgekrönten Regisseur Dominik Flashka in die deutsche Sprache adaptiert wurde. Der Inhalt des eigentlichen Theaters mag weniger zu überzeugen – vielmehr sind es die Schauspieler, die in ihren Rollen aufgehen und die Show wortwörtlich retten.

Noch während die Zuschauer ihre Sitzplätze einnehmen, beginnt bereits die Show. Es wird ein bestimmter «Winston» gesucht, die ersten Akteure rennen im Eiltempo durch die Zuschauerreihen und auf der Bühne fallen erste Requisiten runter – verzweifelt sucht die Inspizientin jemanden aus dem Publikum, der ihr hilft, den Kamin zu flicken. Das Ganze ist so gut inszeniert, dass man meinen könnte, es sei echt, bis zu diesem Moment, wo einem in den Sinn kommt, dass der Titel des Theaters «The show must go wrong» heisst. Sofort ist man gepackt von der gekonnten Interaktion mit dem Publikum und die Vorfreude aufs Stück erhöht sich erheblich.

Die Spannung verläuft

Leider vermag dann das Stück nicht ganz so zu überzeugen wie der Beginn, obschon die Schauspieler – allen voran der Inspektor Carter, gespielt von Peter Zgraggen – eine Meisterleistung aufs Parkett legen. Die Szenen sind ziemlich berechenbar und das Stück lässt wenig Interpretationsspielraum zu. Man fragt sich in der Spielhälfte, was denn jetzt noch passieren könnte. Wenigstens bringt das Mysterium um den gesuchten Winston dann noch ein wenig Spannung. Aufgelöst wird nach der Pause – Achtung Spoiler: Es ist der Hund des hauseigenen Gärtners.

Die Pannen und Pleiten finden zum Ende ihren Höhenpunkt – alles fällt zusammen und die ehrgeizige Theatergruppe muss ihre Aufführung beenden.

Die Pannen und Pleiten finden zum Ende ihren Höhepunkt – alles fällt zusammen und die ehrgeizige Theatergruppe muss ihre Aufführung beenden.

(Bild: zvg.)

Alles läuft schief

Die Hauptdramaturgie des eigentlichen Stückes handelt von einem Kriminalmord. Wobei sich immer wieder die Frage stellt, ob es Mord oder Selbstmord war und wer der Schuldige ist. Eigentlich kein humoristisches Stück.

«Die Pannen und Pleiten finden zum Ende ihren allzu vorhergesehen Höhepunkt.»

Doch bei der Aufführung läuft alles schief: Requisiten fallen runter und fehlen, Schauspieler werden traktiert und müssen kurzfristig ersetzt werden, die Texte werden vertauscht und vergessen, Sätze und Handlungen stimmen nicht mehr überein, der Tote beginnt zu kichern und fällt von der Bühne, das Bühnenbild klappt zusammen – die Show läuft so richtig «wrong» und ebendies bringt das Publikum zum Lachen und Applaudieren.

Fabienne Louves ist mit dabei

Die aus Emmenbrücke stammende Fabienne Louves – bekannt aus der Castingshow «Musicstar» – tritt als Florence Colleymore, die Verlobtes des Toten, auf. Sie spielt die Rolle der tief erschütterten Misses Colleymore sehr solid und mit erwarteter Dramatik. Ihr Einsatz vor der Spielmitte ist jedoch eher kurz im Vergleich zu den anderen Rollen. Sie wird selbst zum Opfer der Pannen und Pleiten und muss kurzerhand ersetzt werden durch die Inspizientin des Theaters, welche die Rolle mit Drehbuch und höchst schweizerischem Akzent weiterführt.

Die Pannen und Pleiten finden zum Ende ihren allzu vorhergesehen Höhepunkt: Alles fällt zusammen und die ehrgeizige Theatergruppe muss ihre Aufführung beenden. Die Schauspieler bekommen ihren verdienten Applaus und die Zuschauer machen sich auf Richtung Ausgangstüre. Aus dem Gemenge hört man eine Frauenstimme sagen: «Über das Stück kann man sich streiten, aber die Schauspieler waren grandios.»

Weitere Vorstellungen im Le Théâtre bis Sonntag, 25. März.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Andreas Haerry
    Andreas Haerry, 22.03.2018, 15:59 Uhr

    Liebe Frau von Bergen, zur Erklärung: Das Stück hat gar keine tief- oder aus sonst wohin gehende Handlung, sprich: es gibt es auch nichts, was diesbezüglich überzeugen muss… Die «Geschichte» ist nur ultraleichte Kulisse für den Kern dieser Show: der Slapstick, der überdrehte Humor, die Situations- und Brachialkomik, abgefeiert und (wörtlich) abgefeuert auf Höchstniveau. Dieses Stück ist in London längst Kult, verteilt sich jetzt über den Globus mit unglaublichem Erfolg, geht in Zürich gerade in die dritte Verlängerung. Wieso? Weil es der Kontrapunkt ist zu all der Kultur, die sich tiefgründig nennt. Ein einsamer Höhepunkt des Boulevard-Theaters.

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