Paul Brühwiler «GeSchichten»

«Pabrü» erzählt Geschichten: Eine Ausstellung zu Hause

Auch figurative Elemente, wie in dieser Arbeit (Ohne Titel – 2012), kommen im Werk von Paul Brühwiler immer wieder vor. (Bild: Paul Brühwiler)

Der Luzerner Paul Brühwiler ist Grafiker, Plakatgestalter, war tätig als Lehrer und zählt zu den Mitbegründern der Hochschule Luzern – Design & Kunst. In den letzten 40 Jahren hat er sich vermehrt dem freikünstlerischen Schaffen zugewandt. In dieser Zeit ist ein vielfältiges malerisches und zeichnerisches Werk entstanden, das in der Kunsthalle präsentiert wird.

Für den Künstler Paul Brühwiler (*1939) hat die Kunsthalle Luzern als Ausstellungsraum für sein Ausstellungsprojekt «geSchichten» eine besondere Bedeutung.

Paul Brühwiler, mit Künstlername Pabrü genannt, ist in unmittelbarer Nähe des Bourbaki Panorama geboren und aufgewachsen. Mit ihm setzt Kurator Michael Sutter das diesjährige Motto der Kunsthalle Luzern «total lokal» sehr passend um.

Von der Plakatgestaltung zur freien künstlerischen Arbeit

Mitte zwanzig verliess Paul Brühwiler Luzern. Nach fünf Jahren in Paris reiste er weiter nach Amerika. In Los Angeles eröffnete der ausgebildete Grafiker sein eigenes Studio. Fast zehn Jahre weilte er in Übersee, bis er in die Schweiz zurückkehrte. Hier errang er sich Aufträge für das Kunsthaus Zürich, das Theater 11, das Museum Rietberg oder das Schweizer Fernsehen.

Ab 1984 zog er sich von der grafischen Auftragsarbeit und der Plakatgestaltung nach und nach zurück. Seit dieser Zeit gilt sein Interesse dem persönlichen künstlerischen Arbeiten und eigenen Projekten. Die dabei entstandenen grossformatigen Malereien und kleineren Zeichnungen sind nun in der Kunsthalle Luzern ausgestellt und bilden eine Art Retrospektive auf das kreative Werk des Künstlers.

Geschichtete Geschichten

«geSchichten» steht – wie es das Kunstwort schon andeutet – nicht nur für die Geschichten, welche die Bilder erzählen. Das im Ausstellungstitel hervorgehobene Wort «Schichten» weist auf ein wiederkehrendes bildnerisch-formales Mittel hin, dessen sich der Künstler bedient. Vor allem die grossformatigen Arbeiten sind Konstrukte, bestehend aus gemalten, geschriebenen oder mit Farbe bespritzten Schichten.

Paul Brühwiler.

Jede Schicht erzählt ihre eigene Geschichte. Diese Geschichten sind figurativer, abstrakter oder experimenteller und zufällig entstandener Natur. Die Überlagerung bringt Gegensätze wie Ordnung und Unordnung, anthropogen und natürlich zum Ausdruck. Die kräftige Farbgebung schafft dabei einen roten Faden durch die Vielfalt der übereinandergeschichteten Erzählungen. Azurblau trifft auf Rot und Gelb, erzeugt starke Kontraste und lässt die dabei entstandene Spannung und Energie im Bild auf die Betrachtenden ausstrahlen.

Das Wort als wichtiges Element

Zentral in Paul Brühwilers Werk sind nicht nur strenge, geometrische Formen und spontane, «kontrollierte Zufälligkeiten», wie sie der Künstler in einem Interview in der Kunsthalle, das auf www.youtube.com aufgeschaltet ist, beschreibt. Eine besondere Bedeutung hat auch der Text, der wohl von seiner Arbeit als Plakatgestalter herrührt. Der Künstler liest viel, sammelt Wörter, schreibt sie auf und stellt sie in seinem Werk in einen neuen Kontext. Paul Brühwilers Arbeiten sind also nicht lediglich Malereien und Zeichnungen. Die Wortspiele wie auch die grösseren Textstrukturen geben dem Werk auch einen poetischen Charakter. Ungewollt sind seine Worte und das Thema des sozialen Gleichgewichts, das er immer wieder aufgreift, zurzeit besonders aktuell.

In seiner freikünstlerischen Tätigkeit kommt Paul Brühwilers frühere Arbeit als Grafiker und Plakatgestalter wieder zum Vorschein. Er hält sich konsequent an die Formate A0, A4 oder A6 und arbeitet ausschliesslich auf Papier. Diese Einheitlichkeit gibt der Ausstellung eine gewisse Konstante, die durch die Vielfalt an Formen und Farben gebrochen wird.

Freude, ausstellen zu dürfen

Da sein Interesse mehr dem künstlerischen Schaffen galt, kümmerte sich der Künstler lange nicht darum, seine Arbeiten öffentlich auszustellen. Nun, mit über 80, schien der Zeitpunkt gekommen zu sein, eine Ausstellung zu verwirklichen. Der Künstler beweist in seiner Werkschau grosse Motivation und Engagement, den Menschen seine Arbeit zu zeigen. Die Ausstellung dauert vom 3. März bis 4. April 2021. Weil keine Vernissage stattfinden kann, ist der Künstler immer wieder selbst vor Ort, um dadurch in den Austausch mit den Besuchenden zu kommen. Weitere Informationen zur Ausstellung sind auf www.kunsthalle-luzern.ch zu finden.

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