Chef: «Ist eine grosse Befriedigung»

Orange Schläuche aus Grosswangen werden wegen Hochwasser zum Kult

Sie dienen primär zum Hochwasserschutz – aber diese Tage auch zum beliebten Fotosujet: Die Beaver-Schläuche von Inhaber Andreas Roos. (Bild: ala, zvg)

Sie sind das derzeit beliebteste Fotomotiv der Schweiz: Die orangen Beaver-Schläuche, die vielerorts das Hochwasser der Flüsse und Seen aufhalten. Der «Chefschlauch», wie sich der Inhaber der Firma aus dem luzernischen Grosswangen mit einem Lachen nennt, ist sichtlich gerührt.

Kilometerlang liegen sie diese Tage quer in Schweizer Städten und Gemeinden. Die orangen Schläuche, die seit Dienstag auch vom Wehr bis zum Bahnhof Luzern Mensch und Gebäude vor dem überschwappenden Wasser der Reuss retten (zentralplus berichtete). Ein Marketing sondergleichen: Hunderte Menschen lassen sich täglich vor den orangen Würsten ablichten, die Bilder gehen um die Welt und landen vor Millionen-Publikum.

Die orangen Beaver-Schläuche haben es unter anderem in die deutsche Tagesschau von ZDF geschafft. (Bild: Screenshot ZDF)

Die mit Wasser gefüllten Schläuche von Beaver, wie die Firma hinter dem Hochwasserschutz heisst, sind eine Luzerner Erfindung. «Beaver» ist Englisch für Biber, die Namensgebung liegt nahe. Die Firma hat ihren Sitz in der Gemeinde Grosswangen – und besteht aus genau einer Person. «Ob Sie's glauben oder nicht», sagt Inhaber Andreas Roos am Telefon mit einem Lachen, «ich bin der Chefschlauch!»

Der Gründer von Beaver, ein Bekannter von Roos, hatte vor über 20 Jahren beobachtet, wie Helikopter zig Sandsäcke in ein Katastrophengebiet fliegen mussten. «Da dachte er: Das kann's doch nicht sein.» Aus Verwunderung wurde ein Geschäftsmodell: «Die Idee war, jenes Element, welches uns bedroht, zum Schutz davor zu nutzen.» Roos übernahm den Vertrieb, 2002 nahm die Firma ihr Geschäft auf.

Seither hat die Firma rund 120'000 Meter Schlauch verkauft. Diese Woche kamen einige Meter dazu. «Die Beaver-Schläuche bestehen aus Lastwagenplanen», erklärt Roos.

«Wir arbeiten mit rund 60 Vertriebspartnern im In- und Ausland zusammen, produziert werden die Schläuche aber von der Bieri Tenta AG.» Letztere produzieren – ebenfalls in Grosswangen – verschiedene Produkte und Systeme aus Planen.

300 Meter orange Plane im Kampf gegen das Hochwasser

Die Handhabung ist einfach: Die Schläuche werden mit Luft gefüllt, entlang der kritischen Hochwasser-Stellen positioniert und mit Wasser gefüllt. «Und man ist viel schneller, als wenn man Sandsäcke füllen, transportieren und stapeln muss», betont Roos. Zudem können die Schläuche mehrmals verwendet werden.

Während das Geschäft zu «normalen» Zeiten teils harzig läuft, klingelt Roos' Telefon diese Woche ununterbrochen. «Alleine diese Woche hatte ich rund 50 Anfragen. Unter anderem von einer namhaften Firma am Vierwaldstättersee, Zivilschutzorganisationen, Privatpersonen, eine Feuerwehr im Kanton Bern – Querbeet durch die ganze Schweiz.»

Die Schläuche aus dem Luzerner Hinterland wurden diese Woche quer durch die Schweiz transportiert. (Bild: Beaver AG)

Die Schläuche werden gekauft oder vermietet. An Lager hat Roos in der Schweiz rund 300 Meter, «sie sind fast alle weg». Doch von Panikkäufen will der Beaver-Chef nicht sprechen. «Auch wenn das derzeitige Ereignis ähnlich heftig ist wie 2005, wir sind deutlich besser vorbereitet. Das Gewässermanagement empfinde ich wirklich als hervorragend», urteilt Roos.

Noch ist es nicht durchgestanden, noch sind seine orangen Schläuche wichtiger Bestandteil, um das Wasser im Zaum zu halten. Dies zu sehen, sei «eine grosse Befriedigung», freut sich der Luzerner.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von urs widmer
    urs widmer, 20.07.2021, 13:07 Uhr

    Was sollen diese Schläuche bringen. Ich habe ja keine Ahnung von Hochwasser aber wenn das Wasser eine gewisse Höhe überschreitet schwimmen doch diese Schläuche auf und auf ganzer Strecke ploözlich weg. Ist das dann nicht sehr gefährlich?
    Urs Ahnungslos??

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  • Profilfoto von rotsanne
    rotsanne, 16.07.2021, 19:43 Uhr

    Blumenwiese auf dem ehemaligen Do-it-yourself-Gelände in Ebikon: was wächst da wirklich? Keine Auskunft von der Gemeinde erhalten, was ausgesät wurde. Sieht aktuell aus wie ein verunkrauteter Schotterplatz. Begegnungs- und Erholungsort? Ein schmaler Weg führt entlang an drei Bänken durch die Fläche, sonst nichts. Abstellplatz für Ruderregatta-Fahrzeuge oder Lagerplatz für Baumaterial beim Bau des Durchgangsbahnhofs Luzern? Kein Einbezug der Bevölkerung, des Quartiervereins. Ideen waren reichlich da, siehe https://forum-ebikon.jimdosite.com/themen/ unter Punkt Gestaltung Rischwiese, Verweis auf Piazza-Projekt: https://www.kultursonne-ebikon.ch/spezial/piazza/
    Schade, für ein Zwischenlösung von einigen Jahren Dauer wäre mehr mögich gewesen!

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 16.07.2021, 19:05 Uhr

    Super Idee.
    Ich habs doch gewusst,
    das die Schweitz gute Tüftler hat.
    Macht weiter so in allen Sparten,dann können wir auch die EU unter Druck setzen.

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  • Profilfoto von LuKey64
    LuKey64, 16.07.2021, 17:34 Uhr

    Also der Justin hat mit diesen Schläuchen sicher nichts zu tun. Es geht also wohl um Biber… 🙂

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    • Profilfoto von Alexandra Aregger
      Alexandra Aregger, 21.07.2021, 16:22 Uhr

      Da stiehlt Justin den richtigen Bibern glatt die Show. Absolut richtig, danke für den Hinweis 😉

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