Luzerner lassen sich lieber alternativ bestatten

Nur noch jeder 20. will in einen Sarg

Auf den dunklen Stelen im Hintergrund werden die Namen jener Verstorbenen festgehalten, deren Urnen bei einem Baum beigesetzt wurden.

(Bild: Benedikt Anderes)

Ein Baum statt ein Grabstein: Immer weniger Menschen lassen sich traditionell im Sarg bestatten. Das spüren auch Kriens und Ebikon, wo Baumgräber angeboten werden. Doch eine andere Form der Bestattung kommt gar nicht gut an.

Die Vorstellung, die Asche eines Verstorbenen werde von einem Baum aufgenommen und so wieder Teil des Lebenszyklus, hat etwas Tröstliches. Eine naturverbundene letzte Ruhestätte liegt im Trend. Auch in Kriens: Seit zwei Monaten sind im Friedhof Anderallmend Baumbestattungen möglich (zentralplus berichtete).

«Wir haben bereits sieben Öko-Urnen beigesetzt.»

Fredy Häfliger, Gemeinde Kriens

Das Angebot kommt an: «Das Baumgrab ist bei der Bevölkerung auf Interesse gestossen», sagt Fredy Häfliger von der Abteilung Friedhof und Gärtnerei der Gemeinde Kriens. «Wir haben bereits sieben Öko-Urnen beigesetzt.» Diese speziellen Gefässe aus gepresstem Mais zersetzen sich relativ schnell. Auf einer Stele nebenan erinnern die eingravierten Namen an die Verstorbenen. 

Offene Wiese noch unbenutzt

Nebst dem Baumgrab gibt es in Kriens neu auch die etwas konventionellere Möglichkeit, die Asche eines Verstorbenen auf einer freien Wiese zu verstreuen. Ein kleiner Grabstein erinnert an die Person. Anders als bei den Baumgräbern ist die Nachfrage hier aber nicht vorhanden. «Beim Grünflächengrab hatten wir bis jetzt noch keine Beisetzung», sagt Fredy Häfliger.

Immer mehr Urnen

Die neuen Bestattungsformen waren im Krienser Parlament unumstritten. Man reagierte damit auf ein Bedürfnis aus der Bevölkerung: In Kriens wird nur noch zirka jeder 20. Tote in einem Sarg beerdigt. Urnenbestattungen machen hingegen bereits einen Anteil von 94 Prozent aus, wovon bei mehr als 70 Prozent die Wahl auf das Gemeinschaftsgrab fällt.

«Einerseits ist das kostenlos, andererseits haben die Angehörigen so kein Grab zu pflegen. Und vielen gefällt unser Gemeinschaftsgrab.» Anders als früher lebten die Kinder oftmals nicht mehr am selben Ort, sodass der Aufwand, ein Grab zu pflegen, zu hoch sei, begründet Häfliger den Wandel der Bestattungskultur.

«Es ist ja kein Waldfriedhof, wo jeder seinen Baum kaufen kann.»

Fredy Häfliger, Gemeinde Kriens

Genauso wie die Zahl der Urnenbestattungen stieg auch die Nachfrage nach naturverbundenen Bestattungen. Nicht nur Kriens hat diesbezüglich die Zeichen der Zeit erkannt: Im Luzerner Friedhof Friedental kann man seit zweieinhalb Jahren einen Baum auswählen und ihn für 25 Jahre «mieten». Trotz der vergleichsweise hohen Kosten von 3800 Franken besteht auch in Luzern grosses Interesse an solchen Baumbestattungen.

Ob Eiche, Buche, Weiss- oder Rottanne: Im Riedholz in Ebikon ist es seit knapp einem Jahr möglich, für Verstorbene einen Baum auszusuchen. Wie die private Anbieterin Friedwald GmbH, die inzwischen schweizweit in über 70 Wäldern Bäume anbietet, auf Anfrage sagt, sind in Ebikon bislang neun Bäume verkauft worden.

Baumbestattung ab 2100 Franken

Ein Baumgrab für 15 Jahre kostet in Kriens für Einheimische 1600 Franken, für Auswärtige das Doppelte. Weitere 500 Franken bzw. 700 Franken Gebühren werden für die Bestattung fällig. Etwas teurer ist die Bestattung im Grünflächengrab: Sie kommt inklusive Grabstein auf 1800 Franken zu stehen, für Auswärtige auf 3600 Franken, exklusive Gebühren.

Zum Vergleich: In Kriens kostet ein Reihengrab für eine Urne 400 Franken, für einen Sarg 1500 Franken, wohingegen man für ein Privatgrab unabhängig der Bestattungsart mehr als 2000 Franken bezahlt. Erdbestattungen kosten im Durchschnitt oft mehr das doppelt so viel wie eine Urnenbeisetzung − wohl einer der Gründe, wieso sich die Bestattungskultur in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt hat. Die Aschenbestattung im Gemeinschaftsgrab ist in Kriens kostenlos.

Sattere Preise verlangt die Stadt Luzern für die Baumbestattung. Im Friedental Luzern kostet ein Baumgrab 3800 Franken. Alternativ bietet die Stadt auch eine Beisetzung im Eichenwald an, wo man wie in Kriens nicht einen Baum für sich alleine hat. Diese Variante kostet 2000 Franken. Auch in Luzern werden darüber hinaus Gebühren für die Bestattung verrechnet.

Bei den privaten Anbietern Waldesruh GmbH oder Friedwald GmbH, die beim Bürgenstock, in Hüswil bei Zell, Buttisholz und Ebikon Standorte anbieten, ist ein privater Baum ab 4850 bzw. 4900 Franken zu haben. Ein Eintrag im Grundbuch garantiert gemäss den Anbietern, dass der Baum für die nächsten 99 Jahre geschützt ist.

Dem Himmel nahe

Venus und Arktur – so heissen die zwei bislang beliebtesten Bäume. Alle tragen nämlich Namen von Sternen. «Einige wollen auch eine Baumbestattung, weil ihnen der Bezug zu den Sternen gefällt», sagt Häfliger. Die Gemeinde hat insgesamt 16 Bäume gepflanzt. «Wir nehmen an, dass pro Baum zirka 40 Urnen beigesetzt werden können», sagt Häfliger.

Anders als etwa im Riedholz in Ebikon hat in Kriens nicht jeder Verstorbene seinen eigenen Baum. Dafür fehlt nicht zuletzt der Platz. «Es ist ja kein Waldfriedhof, wo jeder seinen Baum kaufen kann», sagt Häfliger.

Bei den Hinterbliebenen sei das aber kein Thema. «Die Baumgräber finden sehr guten Anklang, viele haben auf dieses Angebot gewartet.» Aber nicht nur das: Auch dass der Friedhof durch die Bäume wie ein Park gestaltet ist, werde von den Leuten geschätzt, so Häfliger. Und das wird bewusst angestrebt. Der Friedhof soll keine düstere oder bedrückende Stätte sein. «Es ist ein Ort, wo die Menschen auch spazieren und miteinander ins Gespräch kommen.»

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