Gerangel um die Hauptliste der Zuger SP

«Nur in Peking wird nicht diskutiert»

Alle SP- und Juso-Kandidaten für den Nationalrat auf einen Blick. Parteipräsidentin Barbara Gysel (Fünfte von links) kandidiert ausserdem für den Ständerat. (Bild: Samuel Schalch)

Die Zuger Sozialdemokraten wollen einen Nationalratssitz für die Linke in Bern zurück erobern. Bei der Diskussion um die Listenplätze funkte ihr aber ausgerechnet die eigene Jungpartei dazwischen. «Mühsam», urteilten die Genossen. Die Juso ist da anderer Meinung.

Haben andere Parteien Mühe, überhaupt Interessenten für politische Ämter zu finden, ist das Gerangel bei den Zuger Genossen offenbar gross. Zumindest wenn es darum geht, wer auf die Hauptliste für die Nationalratswahlen darf. Die Geschäftsleitung präsentierte den Kantonsrat Hubert Schuler aus Hünenberg und die ehemalige Kantonsrätin und Diplomatin Christina Bürgi Dellsperger aus Risch als Spitzenkandidaten; Bürgi Dellsperger hatte schon im Herbst für den Regierungsrat kandidiert, sie arbeitet zurzeit für das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Kiew und entschuldigte sich für den Parteitag (zentral+ berichtete). Als Unterstützungskandidat auf der Hauptliste wurde der Zuger Kantons- und Gemeinderat Rupan Sivaganesan präsentiert.

«Mühsame» Jungpartei

Bei der Kandidatenwahl für die Hauptliste habe man auf die politische Erfahrung, die ausgewogene regionale Verteilung und das Geschlecht geachtet. «Eine Spitzenkandidatin sollte eine Frau sein, damit endlich mehr Frauen in die Politik kommen», sagte Parteipräsidentin Barbara Gysel.

«Wir täten dem SP-Wahlkampf gut.»

Virginia Koepfli, Nationalratskandidatin der Juso

Doch die Auswahl des Parteivorstands gefiel nicht allen, namentlich den Jungsozialisten (Juso). Intensiv diskutierten die anwesenden SP-Mitglieder einen Antrag ihrer Jungpartei Juso, Virginia Koepfli aus Hünenberg, als Kandidatin auf die Hauptliste zu setzen. Sie kandidiert bereits auf der Juso-Liste, wollte jedoch auf die Hauptliste. Die SP-Geschäftsleitung lehnte das Ansinnen aber ab.

Ein Argument der Juso war, dass Zug «alt» sei. «Wir täten dem SP-Wahlkampf gut. Zudem sind wir die Alternative zu dieser bürgerlichen, eintönigen Politik», sagte Koepfli. Es lief auf die Frage hinaus, welcher Kandidat auf der Hauptliste den Platz für die Juso-Kandidatin räumen sollte. Genannt wurde Rupan Sivaganesan. Einige ältere SP-ler konnten sich mit dem Antrag der Juso anfreunden. «Wir wollen keine fixfertige Liste präsentiert bekommen. Schliesslich sind wir hergekommen, um zu diskutieren. Nur in Peking wird nicht diskutiert», meinte einer. Der Juso-Antrag wurde dennoch mit 25 Nein- zu 13 Ja-Stimmen abgelehnt.

Die Kandidaten der SP Zug, ohne Juso

SP-Hauptliste: Herbert Schuler, Hünenberg; Christina Bürgi Dellsperger, Risch; Rupan Sigavagnesan, Zug.
SP Frauen: Simone Hutter, Baar; Malaika Hug, Baar; Anne Mäder, Zug.
SP Männer: Zari Dzaferi, Baar; Fabian Freimann, Cham; Guido Suter, Walchwil.
SP-MigrantInnen: Sehirban Sömez (Akyildiz), Menzingen; Fadila Coralic, Zug; Deniz Simsek, Zug.

Stattdessen auf Frauenliste?

Doch die Jungen liessen nicht locker und beantragten, dass Koepfli stattdessen neu auf die Liste SP Frauen gesetzt werden sollte. Als «mühsam» bezeichnete ein Parteimitglied ihr Verhalten. Auch dieser Antrag wurde mit 20 Nein- zu 16 Ja-Stimmen abgelehnt. Barbara Gysel bezeichnete die Diskussionen als «Beispiel für gelebte Demokratie und Anti-Peking.»

Fünf verschiedene Listen

Nach vielen Diskussionen genehmigten die Genossen einstimmig, mit drei Enthaltungen, die SP-Hauptliste sowie die Listen SP Frauen, SP Männer und SP MigrantIinnen (siehe Kasten). Die Juso hatte ihre Kandidatinnen Virginia Koepfli und Anna Spescha (Zug) sowie ihren Kandidaten Denis Krasnici (Baar) bereits an ihrer eigenen Parteiversammlung nominiert.

«Die soziale Stimme des Kantons Zug»

Zum inhaltlichen Aspekt des bevorstehenden Wahlkampfs meinte Parteipräsidentin Barbara Gysel, die SP sehe sich als «die soziale Stimme des Kantons Zug». Das Sparpaket sei drastisch. Den Superreichen gehe es in Zug bekanntlich gut. Für Personen mit wenig Einkommen seien bisher Unterstützungen geboten worden, diese seien aber gerade auch durch das Sparpaket gefährdet. «Ein weiteres Problem hat der Mittelstand. Bei Nichtreichen muss angesetzt werden», sagte Gysel. 1975 sei die SP von 61 Prozent Personen mit tiefen Einkommen und 31 Prozent Personen aus der Mittelschicht gewählt worden. 2007 sei das Verhältnis genau umgekehrt gewesen: «Zwei Drittel unserer Wähler stammen aus der neuen Mittelschicht.» Beide Wählergruppen in der SP verbände jedoch die Solidarität und das Einstehen für die Verteilungsgerechtigkeit.

«Wir treten an, damit nicht ausschliesslich Bürgerliche kandidieren. Es sind keine Ambitionen vorhanden.»

Barbara Gysel, Parteipräsidentin SP Kanton Zug

Ständeratskandidatur ohne Ambitionen

Barbara Gysel präsentierte sich als Ständeratskandidatin, machte aber klar, dass sie sich wenig Hoffnung macht, dass die Linke einen Sitz im Stöckli erobern kann. Sie glaubt vielmehr, dass Peter Hegglin, als bestgewählter Zuger Regierungsrat, Wahlchancen hat. «Wir treten an, damit nicht ausschliesslich Bürgerliche kandidieren. Es sind keine Ambitionen vorhanden», sagte Gysel.

Zug sei neben den Kantonen Glarus, Ob- und Nidwalden und Appenzell Innerrhoden der einzige Kanton, der noch nie eine Frau nach Bern geschickt habe, fügte sie hinzu.

Gysel ist in der dritten Legislatur im Kantonsrat aktiv. Sie ist seit 2008 Präsidentin der SP Kanton Zug, Präsidentin des WWF Zug und hat verschiedene weitere Funktionen inne. Sie sei eine Frau, die sich engagiert einsetze für SP-Anliegen, sagte Hubert Schuler über die SP-Ständeratskandidatin. «Gysel ist eine Person, die mit den alten Mannen in Bern mithalten könnte», so Schuler.

Lieber doch nicht mit den Grünen?

An der Versammlung wurde ebenfalls ein Antrag des SP-Mitglieds Meinrad Huser diskutiert, auf eine Listenverbindung mit der Alternative-die Grünen zu verzichten. Die Grünen hätten nach der Abwahl Joe Langs 2012 die Schuld für das verlorene Mandat der SP in die Schuhe geschoben. Die ALG sähen sich zudem als einzige wahre Linke in Zug. Ein weiterer angeführter Grund: Der Skandal nach der Landammannfeier werde die SVP, aber möglicherweise auch die ALG, Stimmen kosten, eine grosse Unterstützung sei deshalb nicht zu erwarten.

Der Vorstand lehnte das Ansinnen ab. Ebenso plädierten bekannte SP-Vertreter wie Eusebius Spescha und Hubert Schuler für die Listenverbindung. Man habe zwar das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne, um die nötigen 25 Prozent Wählerstimmen für einen Nationalratssitz zu bekommen, sei die Listenverbindung jedoch nötig. Die Parteimitglieder folgten dieser Meinung und stimmten der Listenverbindung mit der ALG zu.

Weitere Listenverbindung mit Piraten

Einige stellten die Frage, ob die ALG denn wisse, dass die SP mit so vielen verschiedenen Listen antrete und einer Listenverbindung trotzdem zustimmen werde.

Ebenso stimmte die SP einer Listenverbindung mit der Piratenpartei zu. Obwohl manche Genossen wenig von den Piraten halten, wie aus ihren Äusserungen klar wurde.

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