Trotz geschlossenem Restaurant online bestellbar

Nun kommt die «Kränzlin»-Pizza aus der Dönerbude in Emmen

Wirt Müslüm Karakoc bedient seine Gäste im Restaurant Kränzlin.

(Bild: giw)

Mit dem Lärm seiner geklopften Cordon Bleus wurde es in ganz Luzern bekannt. Nun ist im Bruchquartier wieder Ruhe eingekehrt, das Restaurant Kränzlin ist seit Wochen geschlossen. Online liefert es aber weiterhin Pizzas aus – jedoch aus einer Emmer Dönerbude. Doch dies wird nicht sauber deklariert.

An der Bruchstrasse 68 klopfte der Wirt des Restaurants Kränzlin seine Cordon Bleus so laut, dass die Wände erzitterten und sich die Nachbarn über die lauten Geräusche beklagten (zentralplus berichtete). Ruhe kehrte ein, als der Wirt Müslüm Karakoc einfache Vibrationsdämpfer als Unterlage zu benutzen begann. Doch in letzter Zeit ist es noch stiller geworden im Bruchquartier. Denn seit einigen Tagen werden keine Cordon Bleus mehr geklopft.

Die Türen sind zu, die Speisekarte abgenommen und die Fenster waren lange Zeit abgedeckt. Nun hängt das Schild des neuen Thai-Restaurants bereit. Das «Kränzlin» will an einem neuen Standort wiedereröffnen. Doch dazu später mehr.

Pizza kommt nicht aus demselben Hause

All seine treuen Kunden müssen jedoch nicht verzagen. Denn ein Zugriff auf die Onlineplattform eat.ch, auf der man Essen bestellen kann, zeigt: Nach wie vor ist das «Kränzlin» aufgeführt. Bald hat das Restaurant 2000 Bewertungen. Also alles bestens? Nicht ganz, denn der aufmerksame Kunde wird stutzig: Aufgeführt ist auf eat.ch nicht etwa der Standort an der Bruchstrasse. Stationiert wird das Restaurant Kränzlin an der Bahnhofstrasse 18 in Emmen.

«Der vorliegende Fall erscheint mir nicht unproblematisch.»

Rainer Wey, Luzerner Rechtsanwalt

Nur existiert an dieser Adresse weder ein «Kränzlin» noch eine Pizzeria. Wohl aber die Dönerbude Beklemede und das Bistro Sizin Grillhaus. Der Betreiber des Grillhauses ist Müslüm Karakoc, der auch der Wirt des «Kränzlin» ist. Die gelieferte Pizza kommt zwar von demselben Betreiber – jedoch nicht aus demselben Hause.

Juristisch ein Grenzfall

Aus juristischer Sicht ist das nicht ganz sauber. «Der vorliegende Fall erscheint mir nicht unproblematisch», sagt Rechtsanwalt Rainer Wey. Denn das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb besagt, dass unlauter handelt, wer «über sich, seine Firma, seine Geschäftsbezeichnung, seine Waren, Werke oder Leistungen […] unrichtige oder irreführende Angaben macht oder in entsprechender Weise Dritte im Wettbewerb begünstigt».

Trifft das aufs «Kränzlin» zu? Eine abschliessende Antwort kann Wey nicht geben. Er hält jedoch fest: «Der Wirt legt immerhin die Adressänderung offen.» Sprich, der Kunde ist im Wissen darüber, dass das Essen örtlich nicht mehr von der Bruchstrasse, sondern von der Emmer Bahnhofstrasse kommt. «Und bei beiden Restaurants steht offenbar derselbe Wirt dahinter», fährt Wey fort.

«Kränzlin» vs. «Sizin Grillhaus»

Nun kommt jedoch das grosse Aber. Denn Karakoc könnte ja angeben, dass das Restaurant nun auf einen anderen Namen läuft – sprich, die «Kränzlin»-Pizza fortan vom Grillhaus kommt. Das tut er aber nicht. «Wohl nicht ganz ohne Grund», so Wey. «Der Pächter des Restaurants erhofft sich offenbar, einen Vorteil daraus zu erlangen, das andere Restaurant mit ‹Kränzlin› zu bezeichnen», so Wey. «Aus juristischer Sicht ist vor allem fragwürdig, dass das ‹Kränzlin› weiterhin mit den bisherigen Bewertungen wirbt, obwohl sich diese offensichtlich auf das bisherige Lokal an der Bruchstrasse beziehen», sagt Wey.

Auffallend ist: Wer auf eat.ch im Raum Luzern nach Restaurants sucht, die Pizzen liefern, erscheint das «Kränzlin» an erster Stelle. Erst an vierter Stelle wird das Bistro Sizin Grillhaus aufgeführt. Das «Kränzlin» hat 1’971 Bewertungen, das «Sizin» gerade einmal 28.

«Der Pächter des Restaurants erhofft sich offenbar, einen Vorteil daraus zu erlangen, das andere Restaurant mit ‹Kränzlin› zu bezeichnen.»

Rainer Wey

Und: Das «Sizin» hat keinen Titel gewonnen, das «Kränzlin» hingegen wurde im vergangenen Oktober von eat.ch zum «besten Lieferrestaurant der Zentralschweiz» gekürt (zentralplus berichtete). Zudem hat sich Wirt Müslüm Karakoc mit dem «Kränzlin» und dem lauten Klopfen seiner Cordon Bleus eine hohe Medienpräsenz verschafft. Gar der deutsche Privatsender RTL hat beim Pächter angerufen. Man darf wohl behaupten: Das «Kränzlin» ist stadtbekannt, das Bistro Sizin Grillhaus vor allem in Emmen präsent.

Wird der Kunde getäuscht?

Rechtsanwalt Rainer Wey, der auch Lehrbeauftragter an der Universität Luzern ist, sagt dazu: «Entscheidend ist nicht, ob der Kunde tatsächlich getäuscht wird, sondern einzig, ob die Gefahr der Täuschung besteht. Wenn davon ausgegangen werden kann, dass man das Kränzlin kennt, welches so jedoch nicht mehr als solches existiert und trotzdem die bisherigen Bewertungen weiterhin aufgeführt werden, wird es rechtlich gesehen heikel.»

Wenn tatsächlich die Gefahr einer Täuschung besteht, ist das Verhalten auch strafrechtlich relevant. «Wer vorsätzlich unlauteren Wettbewerb betreibt, wird auf Antrag mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft», sagt Wey.

«Wir täuschen unsere Kunden nicht»

Was meint der Wirt Müslüm Karakoc dazu? «Das ‹Sizin Grillhaus› war vorher nur ein Kebapladen», so Karakoc. «Nun haben wir die Küche hinten schnell renoviert, in der wir die Pizzen für die ‹Kränzlin›-Kunden backen.» Und seine Frau fügt an: «Wir wollen unsere Stammkunden nicht verlieren. Wir täuschen unsere Gäste nicht, es geht uns auch nicht ums Geld.»

Im Gespräch mit dem Wirtepaar zeigt sich, dass man sich offenbar keines Fehlers bewusst ist. In den Augen Karakocs mache man nichts falsch, nur weil an besagtem Standort an der Bahnhofstrasse 18 in Emmen kein «Kränzlin» steht. Schliesslich hätten sich die Kunden daran gewöhnt, bei ihnen zu bestellen. «Eine Zeit lang haben wir aufgrund des Umbaus nichts geliefert – wissen Sie, wie enttäuscht dann unsere Kunden waren?», heisst es weiter.

Nur vorübergehend geschlossen

Und schliesslich habe das «Kränzlin» ja auch nur vorübergehend geschlossen – und werde an einem neuen Standort wiederbelebt. Gerade vis-à-vis vom «Sizin Grillhaus» an der Bahnhofstrasse 18, soll an der Bahnhofstrasse 13 das Restaurant Kränzlin im Mai Wiedereröffnung feiern. «Während dieser Umbauzeit werden die ‹Kränzlin›-Bestellungen im Grillhaus abgearbeitet. Es stehen dieselben Menschen dahinter, die Pizza ist dieselbe – egal woher ich sie liefere», relativiert Karakoc. Man habe hart gearbeitet, sich einen guten Ruf zu erarbeiten – und wolle auch während des Umbaus den «Kränzlin»-Kunden beliefern.

«Es stehen dieselben Menschen dahinter, die Pizza ist dieselbe – egal woher ich sie liefere.»

Müslüm Karakoc

Der Grund für den Umzug sei, dass die Nachfrage aufgrund des Heimlieferservices und insbesondere aufgrund des Titels explodiert sei. «Wir haben vermehrt Reklamationen erhalten, weil wir mit den vielen Bestellungen schlichtweg nicht mehr nachgekommen sind», so Karakoc. Die neue Küche soll doppelt so gross werden, auch das Personal werde verdoppelt. Denn an einem Spitzentag erhalte das «Kränzlin» bis zu 150 Bestellungen.

Bei schlechten Bewertungen wird reagiert

Dominic Millioud, CEO von eat.ch dazu: «Als das Restaurant umgezogen ist, wurde auch auf unserer Plattform die Adresse geändert.» Nur weil das Restaurant Kränzlin umgezogen sei, bedeute dies nicht, dass die Qualität einer Pizza oder anderer Gerichte abgenommen habe. «Vermutlich hat das Restaurant mit dem Umzug auf die grosse Nachfrage reagiert, um eben genau die Qualität bei so vielen Bestellungen wahren zu können», so Millioud.

Zudem kann der Kunde nach jeder Bestellung eine Bewertung abgeben, welche von eat.ch manuell geprüft werde. «Sollten wir einen Anstieg an schlechten Bewertungen feststellen, handeln wir», sagt Millioud.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Frapedi
    Frapedi, 08.03.2019, 22:17 Uhr

    «Der Pächter des Restaurants erhofft sich offenbar, einen Vorteil daraus zu erlangen, dass andere Restaurant mit ‹Kränzlin› zu bezeichnen.» Dass dass u. das dauernd verwechselt werden! Dazu fällt mir folgender Witz ein: Klein-Erna im Sandkasten sieht ein anderes Kind mit Sand schmeissen. Klein-Erna fragt sein Mami.» Daaf das das?» Mami sagt: «Ja, das daaf das». Darauf Klein-Erna kopfschüttelnd: «Dass das das daaf!!»

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    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 09.03.2019, 10:36 Uhr

      Guten Tag, danke für den Hinweis, der Fehler wurde korrigiert. Witzig 🙂

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