Fall Spiess-Hegglin

Nun kann sich auch Hürlimann nicht mehr erinnern

Noch ist unklar, was im Restaurant Schiff in Zug bei der Landammannfeier passierte. (Bild: mbe)

Im Blut und Urin der 34-jährigen Zuger Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin konnten keine Spuren von sogenannten K.O.-Tropfen nachgewiesen werden. Dennoch ist Spiess nach wie vor überzeugt davon, dass Substanzen im Spiel waren.

Analysen der Blut- und Urinproben am Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich zeigten keine Spuren von narkotisierend wirkenden Stoffen wie GHB oder Betäubungsmittel. Dies teilen die Zuger Strafverfolgungsbehörden mit. Es hätten keine entsprechenden Substanzen nachgewiesen werden können.
Die Strafuntersuchung der Staatsanwaltschaft des Kantons Zug wegen Delikten gegen die sexuelle Integrität dauert nach wie vor an. In den kommenden Tagen folgen Befragungen und verschiedene Abklärungen.

Der zu untersuchende Vorfall ereignete sich in der Nacht auf Sonntag, 21. Dezember 2014, im Nachgang der Feier zur Wahl des Landammanns in der Stadt Zug. Was sich genau zugetragen hat, ist Gegenstand der laufenden Untersuchung (zentral+ berichtete).

Spiess beschuldigt niemanden konkret

Für Spiess-Hegglin komme dieses Resultat nicht überraschend. Dies meldet Patrick Senn, der Sprecher der Politikerin. «Wenn wir davon ausgehen, dass Spiess die Substanzen um Mitternacht ins Glas geschüttet worden sind, vergingen etwa 19 Stunden, bis sich Spiess im Spital untersuchen liess.» Laut dem Bundesamt für Gesundheit ist die in K.O.-Tropfen gebräuchliche Substanz Gammahydroxybutyrat im Blut nur acht Stunden, im Urin nur bis zu zwölf Stunden nachweisbar.

Senn erklärt: «Nach wie vor ist Spiess-Hegglin der Überzeugung, dass Substanzen im Spiel gewesen sein müssen. Dennoch beschuldigt die Politikerin niemanden konkret. Sie hat nie behauptet, dass es Markus Hürlimann gewesen sei, der ihr etwas ins Glas geschüttet habe. Wir wissen schlichtweg nicht, wer es war.»

Hürlimanns Anwalt weist auf Unschuldsvermutung hin

In einem Schreiben meldete sich am Montagnachmittag auch Markus Dormann, der Anwalt des zurückgetretenen Zuger SVP-Präsidenten Markus Hürlimann. Dormann schreibt bezüglich der Blut- und Urin-Ergebnisse: «Markus Hürlimann ist zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe gegen ihn rasch klären werden.» Weiter schreibt er: «Die Medienberichterstattung der vergangenen Tage birgt die Gefahr, dass Markus Hürlimann ohne jegliche erhärteten Erkenntnisse in der Öffentlichkeit vorverurteilt wird. Verschiedene Punkte, die als Tatsachen dargestellt wurden, sind schlicht und einfach unzutreffend.

Die neusten Erkenntnisse des Vorverfahrens zeigen dies eindrücklich. Ich möchte an diesem Punkt auf die Unschuldsvermutung hinweisen.» Derzeit laufe lediglich ein Vorverfahren gegen Hürlimann. Dabei prüfe die Staatsanwaltschaft, ob überhaupt Anhaltspunkte für die Eröffnung einer Untersuchung vorlägen. So sei es möglich, dass aufgrund der laufenden Befragungen und weiteren medizinischen Untersuchungen eine sogenannte Nichtanhandnahme erfolge und gar kein Untersuchungsverfahren eröffnet werde.

Ebenfalls unzutreffend sei, – wie das auch der Sprecher von Jolanda Spiess-Hegglin festgehalten habe –, dass Spiess und Hürlimann bereits zwei Tage vor der Landammann-Feier, an der Kantonsratspräsidenten-Feier gemeinsam gefeiert hätten.

Hürlimann habe nie von Sex geredet

Hürlimann habe auch nie einem Medium gesagt, es sei zwischen ihm und Spiess-Hegglin zu Sex gekommen. «Alle bisher befragten Zeugen bestätigen jedoch entgegen den geäusserten Vorwürfen unmissverständlich und übereinstimmend eine aus ihrer Sicht beidseitig freiwillige Annäherung zwischen den beiden unter Alkoholeinfluss. Ein Zeuge bestätigt zudem, dass bei beiden nicht nur Wein, sondern auch Höherprozentiges im Spiel war», schreibt Dormann weiter.

Laut diesen übereinstimmenden Zeugenaussagen hätten Spiess-Hegglin und Hürlimann einander geküsst. Markus Hürlimann selbst könne sich aufgrund des Alkoholkonsums wie Spiess-Hegglin nur bruchstückhaft erinnern. «Markus Hürlimann ist sehr an einer raschen Klärung interessiert und arbeitet in allen Punkten eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen. Allfällige rechtliche Schritte behält sich Markus Hürlimann vor», so Dormann weiter. «Er bedauert die negativen Auswirkungen, welche die Annährung, zu der Jolanda Spiess-Hegglin und er sich unter Alkoholeinfluss in der gelösten Stimmung kurz vor den Festtagen hinreissen liessen, auf ihre Familien und auf ihr Umfeld haben.»

Deshalb und mit Blick auf die laufenden Befragungen und Untersuchungen nehme Hürlimann jedoch gegenüber den Medien aktuell keine Stellung.

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