Widerstände aus Quartier wurden entschärft

Notschlafstelle zügelt in die Luzerner Neustadt

Sprechen von einem emotionalen Meilenstein: Annamarie Käch, Präsidentin des Vereins Jobdach und Bernhard Kobler, Stiftungsratspräsident der GSW Luzern. (Bild: zvg)

Die Notschlafstelle Luzern zügelt von der Gibraltarstrasse an den Neuweg, in die Luzerner Neustadt. Nun sind die dreijährigen Vorbereitungen abgeschlossen, das Baugesuch wurde eingereicht. Und auch erste Widerstände im Quartier wurden bekämpft.

Das Haus an der Gibraltarstrasse 29 ist in einem schlechten Zustand, von Hausschwamm befallen. Saniert kann es nicht werden – weswegen sich der Umzug der Notschlafstelle Luzern bereits abzeichnete.

Drei Jahre lang dauerten die Vorbereitungen und Planungen. Der Verein Jobdach, Luzern, der die Notschlafstelle betreut, gibt nun bekannt, dass er das Baugesuch für den Umbau eingereicht hat. Die Notschlafstelle und das betreute Wohnen des Vereins Jobdach zügeln – und zwar in die Neustadt. In einer Liegenschaft der Gemeinnützigen Stiftung für preisgünstigen Wohnraum Luzern (GSW) erhalten sie ein neues Zuhause.

Für Bernhard Kobler, den Stiftungspräsidenten der GSW Luzern, sowie für Annamarie Käch, Präsidentin des Vereins Jobdach, hat der neue Standort persönlich eine hohe Bedeutung, wie die beiden auf Anfrage sagen: «Wir sind froh, mit der Einreichung des Baugesuchs einen weiteren wichtigen und emotionalen Meilenstein geschafft zu haben», so Käch.

Kobler pflichtet ihr bei: «Wir sind überzeugt, dass wir ein gutes Projekt realisieren und für die Notschlafstelle wie für das betreute Wohnen eine sehr gute Lösung gefunden haben.» In der Detailplanung habe sich bestätigt, dass der neue Standort ideal sei. «Damit wird eine zeitgemässe und wirtschaftlich sinnvolle Fortführung der Notschlafstelle und der unter dem Namen ‹Obdach› bekannten Dienstleistung des betreuten Wohnens langfristig gesichert», so Käch.

Notschlafstelle mit 15 Plätzen und Obdach mit 22 Studios

Am Neuweg 3 vermietet die GSW Luzern heute 60 Kleinwohnungen an Menschen mit eingeschränkter Wohnkompetenz. Künftig sollen auch die Notschlafstelle mit 15 Plätzen und das «Obdach» mit 22 Studios in dieser Liegenschaft untergebracht werden. Die Anzahl der Mieterinnen der GSW Luzern wird entsprechend reduziert. Wie es in der Mitteilung aber weiter heisst, würden die betroffenen Mieter in anderen Liegenschaften der GSW Luzern ein neues Zuhause finden. Insgesamt verändere sich die Anzahl der Bewohnerinnen am Neuweg 3 kaum. Wie der Verein Jobdach und die GSW schreiben, unterstützt auch der Stadtrat Luzern das geplante Projekt am Neuweg.

«Wir haben auch gewisse Widerstände gespürt. Dies, weil Anwohnerinnen teilweise Angst hatten, dass im Quartier eine Drogenszene entstehen könnte.»

Bernhard Kobler, Stiftungsratspräsident der GSW Luzern

Um die Nachbarschaft des künftigen Standorts der Notschlafstelle zu informieren, haben der Verein Jobdach und die GSW Luzern mehrere Infoveranstaltungen durchgeführt. «Wenn man mit einer Notschlafstelle in ein neues Quartier zieht, so wirft das bei den Anwohnern verständlicherweise auch Fragen, Unsicherheiten und Bedenken auf», sagt Kobler. «Wir haben auch gewisse Widerstände gespürt. Dies, weil Anwohnerinnen teilweise Angst hatten, dass im Quartier eine Drogenszene entstehen könnte.»

Sicherheitskonzept erarbeitet

Diese Bedenken habe man zu entkräften versucht. So wurden in der Vorbereitungs- und Planungsphase auch organisatorische Massnahmen getroffen, um die Sicherheit innerhalb und ausserhalb des Gebäudes zu gewährleisten. Die Verantwortlichen setzten sich mit dem Sicherheitsbeauftragten der Stadt zusammen, tauschten sich mit Experten aus der Szene und der Quartierpolizei aus. Gemeinsam haben sie ein neues Sicherheitskonzept erarbeitet.

«Wir haben auch vom jetzigen Quartier gehört, dass es nie Probleme gegeben hat, was uns sehr beruhigt hat.»

Bernhard Kobler

Kobler erklärt, was dieses konkret beinhaltet: Etwa, dass beim neuen Standort der Notschlafstelle 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr eine Betreuung vor Ort ist. Oder dass eine Zutrittskontrolle ins Haus erforderlich ist. «Weiter berufen wir eine Begleitgruppe ins Leben», sagt Kobler. In dieser sind der Verein Jobdach, die GSW Luzern, aber auch die Polizei und der Sicherheitsdienst vertreten. «Wir wollen in diese Begleitgruppe zudem Anwohner involvieren, damit sie sich aktiv einbringen können und bei allfälligen Problemen mitdiskutieren und mitbestimmen können.»

Wenn alles klappt, ist der Umzug 2024 definitiv

Kobler und Käch blicken aber zuversichtlich in die Zukunft. Sie gehen davon aus, dass die Situation des neuen Standorts der Notschlafstelle «gleich entspannt» wie am jetzigen Standort an der Gibraltarstrasse ist. Dies, weil sich bestehende und bewährte Institutionen zusammenschliessen und Synergien nutzen. «Wir haben auch vom jetzigen Quartier gehört, dass es nie Probleme gegeben hat, was uns sehr beruhigt hat», so Kobler.

Wie geht's nun weiter? Die GSW Luzern und der Verein Jobdach hoffen, dass die Baubewilligung bis Frühjahr 2022 vorliegt. Anschliessend wollen sie umgehend mit den Sanierungsmassnahmen und dem Umbau beginnen. Damit wäre die Inbetriebnahme der neuen Notschlafstelle und das betreute Wohnen von «Obdach» im Jahre 2024 sichergestellt.

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1 Kommentar
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    Deutsch Schweizer, 28.10.2021, 12:47 Uhr

    Man kann keine Bewilligung einreichen! Ein Gesuch wird eingereicht, eine Bewilligung erhält man.

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